US-Investor Singer steigt offenbar bei thyssenkrupp ein und will Chefwechsel - Aktie schießt hoch
Der mögliche Einstieg des aktivistischen Aktionärs Paul Singer bei thyssenkruppp hat die Aktien des Industriekonzerns am Dienstag angetrieben.
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Nach dem Gerangel mit seinem schwedischen Großaktionär Cevian über die künftige Strategie droht dem Industriekonzern thyssenkrupp womöglich neues Ungemach. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg will sich nun auch der umtriebige US-Investor Paul Singer bei den Essenern einkaufen. Sein erklärtes Ziel sei es, Konzernchef Herbert Hiesinger abzusetzen, hieß es am Dienstag aus informierten Kreisen.
In der Branche wird nun bereits darüber spekuliert, ob sich Cevian im Kampf gegen den thyssenkrupp-Boss mächtige Weggefährten gesucht haben könnte. An der Börse sorgte die Nachricht zumindest schon einmal für ein Kursfeuerwerk. Die Aktien stiegen im Xetra-Handel um 9,55 Prozent auf 23,62 Euro. Singer kauft sich den Informationen zufolge über seinen Hedgefonds Elliott eine Minderheitsbeteiligung an dem DAX-Konzern zusammen. Schon in den kommenden Wochen könnte er die meldepflichtigen Stimmrechtsschwellen von 3 oder 5 Prozent erreichen. Sprecher von thyssenkrupp und Elliott wollten die Informationen auf Nachfrage von dpa-AFX nicht kommentieren.
Der US-Investor Singer ist bekannt dafür, sich aktiv in Firmenpolitik einzumischen, um so den Wert seiner Beteiligungen nach oben zu treiben. Dabei sucht er sich oftmals Konzerne heraus, die umgebaut oder übernommen werden. Hierzulande mischte er unter anderem beim Verkauf des deutschen Medikamentenherstellers STADA mit. Die Kritik des Amerikaners an thyssenkrupp-Chef Hiesinger richte sich gegen dessen Fähigkeit, die Wende im Konzern herbeizuführen, sagten die eingeweihten Personen.
thyssenkrupp befindet sich derzeit in einem Umbruch: Hiesinger konzentriert sich auf die Zusammenführung des Stahlgeschäfts mit den europäischen Aktivitäten von Tata Steel. Der Vertrag soll noch im ersten Halbjahr unterschriftsreif sein. Mit der Trennung vom schwankungsanfälligen Stahlgeschäft will der Manager stärker auf Industriegütergeschäfte wie Aufzüge oder Komponenten für die Autoindustrie setzen. Nach Abschluss der Verhandlungen mit Tata will Hiesinger dafür eine neue Strategie vorlegen.
Reibungslos verliefen die vergangenen Monate für den Manager jedoch nicht. Druck bekam Hiesinger wegen Tata von den Gewerkschaften, die fürchteten, die Fusion könne zulasten der deutschen Seite gehen. Und auch Großaktionär Cevian lässt nicht locker. Der schwedische Investor forderte wiederholt die Zerschlagung des komplex aufgebauten DAX-Konzerns, was Hiesinger jedoch ablehnt. Den Schweden sind die sinkenden Umsätze ein Dorn im Auge und das Tempo zu langsam, mit dem der Manager das Unternehmen derzeit umbaut. Und auch die geplante Stahlfusion mit Tata stößt bei den Schweden nicht auf ungeteilte Gegenliebe.
Laut Bloomberg hat kürzlich der von Cevian gestellte Aufsichtsrat Jens Tischendorf in einem Brief an gleichgesinnte Mitglieder des Gremiums gefordert, die tatsächlichen Vorteile der Stahlehe auszuloten. Als problematisch würden vor allem Privilegien gesehen, die das Tata-Werk im niederländischen Ijmuiden erhalten soll, ebenso würden mögliche Umweltrisiken im walisischen Werk in Port Talbot angeführt.
Bislang hat das Aufsehergremium den Deal mit Tata noch nicht durchgewunken. Außerdem haben die Kartell- und Wettbewerbsbehörden noch ein gewichtiges Wort zu sagen. Ob mit dem Einstieg von Singer nun noch einmal Bewegung in die Sache kommt, wird unter Branchenexperten nicht ausgeschlossen. "Der Einstieg kommt zur Unzeit, und für das Management könnte es sicher unangenehm werden, wenn seine Pläne torpediert werden", sagte ein Analyst am Dienstag.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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