Kein Schweizer-Aktienhandel an Handelsplätzen in der EU - Das sind die Auswirkungen
Die Unstimmigkeiten zwischen der EU und der Schweiz über ein Rahmenabkommen zum gegenseitigen Marktabkommen haben spürbare Folgen: Seit letzter Woche dürfen an EU-Handelsplätzen keine Schweizer Werte mehr gehandelt werden.
Da die sich Schweiz wegen innenpolitischer Widerstände dagegen sträubte, das Rahmenabkommen zu unterschreiben, hat die EU die Anerkennung der Schweizer Börsenregulierung nicht erneuert, was bedeutet, dass EU-Händler nur noch eingeschränkt an der SIX in Zürich handeln dürfen. Im Gegenzug hat die Schweiz den kompletten Handel mit Schweizer Werten an Handelsplätzen in der EU wie der London Stock Exchange oder der Deutschen Börse verboten. Betroffen hiervon sind beispielsweise die Papiere von Schweizer Schwergewichten wie Roche, Novartis oder Nestlé. Wie wirkt sich dieses Handelsverbot nun aus?
Ein Drittel der Schweizer Aktien wurden in EU gehandelt
Rund ein Drittel des Handels von Schweizer Aktien fand bisher außerhalb der Alpenrepublik an europäischen Handelsplätzen statt. Mit dem Verbot des Handels schweizerischer Werte in der EU können diese Werte nun nur noch in Zürich gehandelt werden, was dazu führen könnte, dass die SIX auf Dauer ein höheres Handelsvolumen aufweisen wird.
Gleichzeitig gibt es jedoch Befürchtungen, dass, wenn eine Einigung zum Marktabkommen noch länger aussteht, die Schweiz für Investoren unattraktiver werden könnte. Dürfen die Werte nicht in der EU gehandelt werden, könnten die Schweizer Unternehmen weniger reizvoll wirken, was deren Marktbewertung negativ beeinflussen könnte und dazu führen könnte, dass es für Schweizer Unternehmen schwieriger wird, bei IPOs Anleger-Geld zu sammeln.
Kleinanleger am stärksten betroffen
Die EU-Kommission geht davon aus, dass es zu "etwas Disruption" sowie Marktfragmentierung und auf Dauer auch zu höheren Kosten kommen könnte. Wie Bloomberg schreibt, sorgt sich auch die European Fund and Asset Management Association, dass es bei bis zu 5.000 ETFs mit Sitz in der EU zu Liquiditätsproblemen und höheren Kosten kommen könnte.
Die stärksten Auswirkungen dürften allerdings Privatanleger zu befürchten haben, die nur im kleinen Stil anlegen. Davon geht laut Börse Online zumindest Andreas Lipkow, Marktexperte von comdirect, aus. Denn wer über Umwege Schweizer Aktien handelt, müsse "künftig womöglich höhere Abwicklungskosten zahlen". Wer die Werte an der SIX handelt, auf den können "teils horrende Kosten" zukommen, schreibt das Börsenportal.
Wird es Großbritannien nach dem Brexit gleich gehen?
Übrigens sind nicht alle Schweizer Werte von dem Handelsverbot an europäischen Handelsplätzen betroffen. Aktien, die nicht nur in der Schweiz, sondern zusätzlich auch anderswo in der EU gelistet sind, dürfen weiterhin an europäischen Börsen gehandelt werden. Dazu zählt zum Beispiel der Energiekonzern ABB, der auch in Stockholm gelistet ist oder der Baustoffhersteller Lafarge Holcim, dessen Aktien außerdem in Paris notiert sind.
Die Auswirkungen des eingeschränkten Handels zwischen der EU und der Schweiz sollte vor allem Großbritannien im Blick haben. Denn mit Blick auf den Brexit könnte dasselbe Schicksal über kurz oder lang auch dem Vereinigten Königreich drohen.
Redaktion finanzen.net
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