Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Sell in May?

29.03.12 12:45 Uhr

Sell in May? | finanzen.net

Unter allen Börsenweisheiten wurde „Sell in May and go away“ in den letzten Tagen wohl am häufigsten von den Medien strapaziert.

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Viele Experten bemühen diesen Spruch, um auszudrücken, dass mit dem Mai an den Börsen eine schwierige Zeit beginnt. Der Blick in die Statistik zeigt, dass diese Aussage trotz ihrer großen Beliebtheit schlicht falsch ist.

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Kritischer Hochsommer

Der DAX lässt sich bis 1959 zurückrechnen. Betrachtet man sich die Wertänderungen der einzelnen Monate, sticht als besonders positiv die kalte Jahreszeit hervor: Mit dem November, Dezember, Januar, März und April häufen sich in diesem Zeitraum die Monate mit einer besonders starken Performance. Aber auch der Juli kann überzeugen. Mai und Juni entwickelten sich zwar etwas schwächer, schnitten im langjährigen Vergleich aber beide mit einem Plus ab. Richtig brenzlig wird es dagegen im Hochsommer: Der August und der September sind die beiden Monate, in denen der DAX im Schnitt eine negative Wertentwicklung genommen hat. Besonders kräftig fällt der Verlust dabei im September aus. Im Oktober verzeichnet der Index im Schnitt zwar wieder einen kleinen Gewinn, allerdings ist die Bezeichnung als „Crash-Monat“ angesichts einiger heftiger Abstürze (etwa 1987, 1997 oder 2008) gerechtfertigt.

Nur Statistik

Folgt man der Statistik, würde sich also nicht ein Ausstieg im Mai, sondern besser im Juli anbieten. Der optimale Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg wäre dann Ende Oktober. Im vergangenen Jahr hätte sich diese Strategie einigermaßen bewährt. Die besagte Statistik gibt aber nur Durchschnittswerte wider. Einzelne Jahre können sehr deutlich von diesen Mittelwerten abweichen. Von 2008 bis 2010 ging der DAX zu Jahresbeginn drei mal hintereinander auf Tauchstation. 2005 und 2006 blieben dagegen die Sommer- und Herbststürme aus. Das zweite Halbjahr war weit besser als die erste Jahreshälfte.

Insgesamt sollten Statistiken nur einer von vielen Faktoren bei der Entscheidungsfindung an den Börsen sein. Der starke Jahresstart in 2012 und die Überhitzung machen eine Korrektur derzeit realistisch. Die könnte aber schon im April starten. Da die Notenbanken wohl an ihrer laxen Geldpolitik vorerst festhalten und es keine vernünftigen Alternativen zu Aktien gibt, stehen die Chancen gut, dass die Kurse anschließend wieder steigen - möglicherweise sogar im Mai!

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Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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