Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Schleichende Enteignung

20.11.14 09:43 Uhr

Schleichende Enteignung | finanzen.net

Die Börsen suggerieren eine heile Welt. Dabei dürfen Anleger nicht übersehen, dass die Schuldenproblematik alles andere als gelöst ist.

Nahezu alle Industrieländer stecken nach wie vor bis zur Halskrause im Schuldensumpf. Deutschland hat zwar für 2015 den ersten ausgeglichenen Haushalt seit 1969 angekündigt. Das Vorhaben ist aber auf Kante genäht - die Konjunktur muss mitspielen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine solche Konsolidierung am Ende doch noch scheitert. Ohnehin ist es wenig berauschend, dass selbst fünf Jahre Konjunkturaufschwung gerade mal für eine schwarze Null reichen. Insgesamt ist Deutschland damit aber zumindest der Einäugige unter Blinden. Denn in anderen Ländern sind die Staatsfinanzen deutlich stärker zerüttet. Trotz aller Sparmaßnahmen hat die Staatsverschuldung aller Euro-Länder von 2010 bis 2013 um gut eine Billion Euro auf 9,0 Billionen Euro zugenommen. Tendenz weiter steigend!

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Was tun?

An eine Rückzahlung des gigantischen Schuldenbergs ist nicht zu denken.

Es wäre schon ein Erfolg, wenn die Schuldenquote im Verhältnis zum BIP nicht noch mehr aus dem Ruder läuft. Selbst dazu wird es aber außergewöhnlicher Maßnahmen bedürfen, zumal die demografische Entwicklung die Industrieländer vor zusätzliche Probleme stellt. Die Bürger müssen mittelfristig mit höheren Steuern rechnen. In Japan wurde etwa die Mehrwertsteuer im Frühjahr von fünf auf acht Prozent erhöht.

Weil das Land darauf in eine Rezession rutschte, wird die geplante weitere Erhöhung auf zehn Prozent erst einmal verschoben. Spanien hatte für 2014 eine Abgabe auf Bankeinlagen eingeführt. Mit 0,03 Prozent fiel diese gering aus, aber der niedrige Satz kann ja später noch erhöht werden.

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Sparer werden ausgepresst

Höhere Steuern sind ähnlich unbeliebt wie Sparmaßnahmen, die in Südeuropa derzeit die Bürger auf die Barrikaden (und in die Arme radikaler Parteien) treiben. Die beste Variante wäre, aus dem Schuldenturm herauszuwachsen. In den hoch entwickelten Ländern Nordamerikas und Europas fällt das aber schwer. Und so wird die finanzielle Repression wohl in den nächsten Jahren anhalten: Das heißt kaum Zinsen und der Versuch, die Inflation in die Höhe zu treiben. Damit werden die Vermögen der Bürger und gleichzeitig die Schulden langsam entwertet

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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