Bei Symrise duftet es weiter nach Gewinnen - dennoch bleiben Risiken!

Durch die lukrative Duft- und Aromenbranche rollt eine Übernahmewelle. Auch das niedersächsische Unternehmen Symrise (WKN: SYM999), die Nummer vier der Branche mit einem Umsatz im vergangenen Jahr von mehr als 1,8 Milliarden Euro, steht dabei im Blickpunkt.
In der Welt der Düfte und Aromen ist einiges in Bewegung. Der US-Agrarkonzern Archer Daniels Midland (ADM) hat den deutsch-schweizerischen Getränkearomen-Hersteller Wild Flavors für 2,3 Milliarden Euro übernommen und setzt weiter auf Expansion. Für den Aromenhersteller Symrise, der angeblich ebenfalls an einem Kauf von Wild Flavors interessiert war, könnte mit ADM, die bisher im Aromengeschäft nicht aktiv waren, ein weiterer, mächtiger Rivale heranwachsen.
Symrise rangiert aktuell gleich hinter den Top 3 der Branche - Givaudan und Firmenich aus der Schweiz sowie IFF aus den USA und fährt selbst eine aggressive Wachstumsstrategie. Gerade hat sich der aufstrebende MDAX-Konzern den Konkurrenten Diana einverleibt. Symrise wird annähernd 1,3 Milliarden Euro in diese Transaktion investieren. Damit ist das französische Unternehmen mit dem 14-fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bewertet.
Der Deal, den die Niedersachsen mit einem Mix von Aktien und Schulden finanzieren, sollte sich aber schon kurzfristig rentieren. Die französische Duft- und Tierfutterhersteller Diana Gruppe ist hochprofitabel, hat mit ihren 2000 Mitarbeitern im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 425 Millionen Euro erwirtschaftet.
Mit dem Zukauf dringt Symrise, der Parfümhersteller wie Christian Dior und große Lebensmittelhersteller wie Nestle zu seinen Kunden zählt, in neue Geschäftsfelder vor. Damit steigen die Holzmindener zur weltweiten Nummer eins bei Aromen für die Tierernährung und bei Geschmacksstoffen für Zahnpasta und andere Mundpflegeprodukte auf. Bereits 2015 will man eine Ergebnis-Marge (Ebitda) von etwa 21 Prozent erzielen, was beachtlich wäre. Symrise verdient sein Geld u.a. mit Menthol, das vor allem in Schwellenländern sehr gefragt ist. Dank der kräftigen Nachfrage aus diesen Ländern verlief der Jahresauftakt erfreulich. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im ersten Quartal neun Prozent auf 101 Millionen Euro zu. Der Gewinn kletterte noch deutlicher um 13 Prozent auf 52 Millionen Euro. Auch das zweite Quartal ist nach Unternehmensangaben "im Plan". Das riecht nach weiter steigenden Aktienkursen, doch die Symrise-Papiere sind schon längst kein Schnäppchen mehr. Erst recht nicht, nachdem das Unternehmen selbst ins Zentrum von Übernahmespekulationen gerückt worden ist. Angeblich soll der japanische Gewürzproduzent Ajinomoto, der Insidern zufolge ebenfalls Wild Flavors erwerben wollte, ein Auge auf die Deutschen geworfen haben. Dass da was dran ist, muss doch stark bezweifelt werden. Vermutlich werden die Japaner - wenn sie denn überhaupt ernsthaft interessiert sind - spätestens dann von ihren Kaufabsichten Abstand nehmen, wenn sie noch einmal gründlich gerechnet haben. An Symrise - größte Aktionäre sind der Versicherer Sun Life mit 9,6 Prozent, die Gerberding Vermögensverwaltung mit 5,9 Prozent und die Versicherungsgruppe Prudential mit 4,9 Prozent - würden sie sich verschlucken. Ein potenzieller Käufer müsste etwa sieben Milliarden Euro für die Niedersachsen zahlen. So viel kann selbst der asiatische Nahrungsmittelriese Ajinomoto nicht aufbringen.
MEIN FAZIT:
Symrise ist ein sehr solides Unternehmen in einer hochinteressanten Branche, die aktuelle Bewertung des Anteilsscheins ist aber ziemlich anspruchsvoll. Im Kurs der Symrise-Aktie steckt noch viel Übernahmespekulation. Dennoch ist das Unternehmen mit Sitz im kleinen Holzminden ein aussichtsreiches Investment - langfristig gesehen. In mehr als 35 Ländern in Europa, Afrika und dem Nahen sowie Mittleren Osten, in Asien, den USA sowie in Lateinamerika ist Symrise inzwischen vertreten. Mit der Übernahme des französischen Konkurrenten Diana hat man einen sehr guten Fang gemacht. Vor allem in Schwellenländern gewinnt Symrise weiter Marktanteile.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
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