DAX schließt tiefrot nach neuem Allzeithoch
Der deutsche Leitindex DAX hat am Donnerstag den höchsten Stand in seiner Geschichte markiert. Kurz darauf gab er jedoch alle Gewinne ab und rutschte deutlich ins Minus. Auch zum Handelsschluss blieb der Leitindex tiefrot.
Verantwortlich für die Achterbahnfahrt in Frankfurt waren Mario Draghi und die Europäische Zentralbank, die auch schon zuvor die Rally am deutschen Aktienmarkt wochenlang genährt hatten: Der deutsche Leitindex hat am Donnerstag zu Beginn der EZB-Pressekonferenz seinen bisherigen Rekordstand vom Juni übertroffen und ein neues Allzeithoch bei 10.083,74 Punkten markiert. Die Gewinne waren aber nicht von langer Dauer: Kurz nachdem er sein neues Allzeithoch markiert hatte, gab der DAX seine Gewinne auch schon wieder ab, drehte ins Minus und fiel zeitweise bis unter 9.850 Punkte zurück. Zur Schlussglocke lag das deutsche Börsenbarometer bei 9.851,35 Punkten rund 1,2 Prozent im Minus - und über 200 Punkte unter seinem Tages- und Allzeithoch.
Mario Draghi bekräftigte in der heutigen EZB-Pressekonferenz zwar erneut, dass die EZB dazu bereit sei, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen um die Wirtschaft und Inflation der Eurozone weiter anzuschieben. Mitarbeiter der Notenbank seien bereits mit vorbereitenden Arbeiten betraut worden, sollten zusätzliche Lockerungsschritte notwendig werden. Gleichzeitig sprach er aber von geopolitischen Risiken, die die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig negativ beeinflussen könnten. Die hochgesteckten Erwartungen auf einen schnellen Kauf von Staatsanleihen durch die Notenbank erfüllte Draghi mit seinen Aussagen auf der Pressekonferenz nicht. Stattdessen will die EZB zu Beginn des kommenden Jahres erst einmal die Wirksamkeit ihrer aktuellen geldpolitischen Maßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums überprüfen. Das enttäuschte offenbar die Anleger.
DAX mit 20 Prozent Kursplus seit Jahrestief
Noch Mitte Oktober hatte der DAX angesichts schwacher US-Wirtschaftsdaten und Sorgen um den Zustand der europäischen Wirtschaft bei 8.354,97 Punkten ein Jahrestief markiert. Seit diesem Zeitpunkt legte der deutsche Leitindex aber um satte 20 Prozent zu - eine Rally, die viele Anleger am Markt überrascht hat.Dass die Marktteilnehmer hierzulande in Kauflaune sind, haben die Finanzmärkte insbesondere der Europäischen Zentralbank und ihrem Vorsitzenden Mario Draghi zu verdanken. Letzterer wurde in den vergangenen Wochen nicht müde, immer wieder zu betonen, dass die Währungshüter bereit seien, weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Konjunkturflaute und die zu niedrige Inflation zu ergreifen. Der gesamte EZB-Rat sei falls notwendig zu weiteren außergewöhnlichen Maßnahmen bereit, so der EZB-Chef.
Notenbanker treiben die Märkte
Dabei hatten die Notenbanker bereits in den vergangenen Monaten zahlreiche Schritte unternommen, um die Märkte zu stützen. Die EZB startete mit dem Ankauf von Kreditverbriefungen (ABS) und Covered Bonds. Dieser soll laut aktuellen Aussagen von Mario Draghi mindestens 2 Jahre lang durchgeführt werden. Auch der Ankauf von Staatsanleihen wurde vielfach diskutiert. Aktuell hält sich die Europäische Zentralbank diesbezüglich noch zurück, düstere Inflations- und Wachstumsprognosen lassen aber die Erwartungen am Markt steigen, dass ein derartiger Beschluss bereits in Kürze erfolgen könnte.Insbesondere die Inflationsrate in der Eurozone könnte die unkonventionelle Maßnahme, den Kauf von Staatsanleihen, bald möglich machen. Im November war die Inflationsrate auf 0,3 Prozent zurückgefallen. Auch wenn Experten zuvor sogar einen noch stärkeren Rückgang befürchtet hatten: Von der EZB wird eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent angestrebt - von diesem Wert ist die Eurozone aktuell deutlich entfernt. Im Dezember hat die EZB daher ihre Prognose für die Inflation in der Eurozone erneut gesenkt: Für 2014 erwartet die EZB nun nur noch eine Inflationsrate von 0,5 Prozent, 2015 soll die Inflation bei 0,7 Prozent liegen und 2016 bei 1,3 Prozent. Auch die Entwicklung am Rohstoffmarkt wird mit Spannung beobachtet. Sollte der Preisverfall bei Rohöl weiter gehen, könnte dies die Inflation weiter drücken und die Notenbank zum Handeln zwingen.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) will, dass die Bilanzsumme der Zentralbank wieder das Volumen erreicht, die sie Anfang 2012 hatte. Mit dieser Aussage machte EZB-Präsident Mario Draghi in der Pressekonferenz zur Erläuterung des jüngsten Zinsbeschlusses klar, dass der EZB-Rat tatsächlich aktiv eine kräftige Vergrößerung ihrer Bilanz anstrebt. Bisher war offen geblieben, ob es sich um ein Ziel oder um die Erwartung handelt, dass die bereits beschlossenen Maßnahmen ausreichen werden, dieses Ziel zu erreichen.
Damit bekannte sich Draghi implizit zu dem Ziel, die Bilanz um rund 1 Billion Euro zu vergrößern. "Es ist richtig, eine Erwartung ist etwas anderes als eine Absicht - es ist noch kein Ziel, sondern etwas dazwischen", sagte Draghi auf Nachfrage. Der EZB-Präsident sagte weiter, der EZB-Rat werde Anfang 2015 prüfen, ob die bereits beschlossenen Maßnahmen zur Bilanzvergrößerung ausreichten.
Claudia Stephan
Weitere News
Bildquellen: Paha_L / istockphoto, Julian Mezger für Finanzen Verlag