Abschwung voraus

Nur noch 11 Prozent der Wirtschaftsexperten glauben, die USA können einer Rezession entgehen

01.03.19 22:41 Uhr

Nur noch 11 Prozent der Wirtschaftsexperten glauben, die USA können einer Rezession entgehen | finanzen.net

Dass sich die globale Wirtschaft verlangsamt, ist ein Konsens, auf den sich viele Wirtschaftsexperten einigen können. Ob und wann insbesondere die USA in eine Rezession rutschten, darüber nähern sich die Meinungen inzwischen zumindest an.

Eine Umfrage der National Association for Business Economics (NABE) unter Ökonomen kommt zu beunruhigenden Ergebnissen. Demnach rechnet die Hälfte der befragten US-Wirtschaftsexperten damit, dass die Vereinigten Staaten Ende nächsten Jahres in eine Rezession abrutschen werden. Insgesamt gehen drei Viertel der Experten davon aus, dass es bis spätestens Ende 2021 so weit sein wird.

Wirtschaft noch robust

Seit 2009 befindet sich die US-Wirtschaft im Aufwind. Und auch aktuell zeigt sich die Wirtschaftslage im Land noch verhältnismäßig robust. Dennoch reagieren insbesondere die Finanzmärkte empfindlich auf kleinste Anzeichen einer Abschwächung, die Börsen zeigten sich in den vergangenen Monaten ungewohnt volatil. Dazu trug auch die unsichere Entwicklung auf geo- und wirtschaftspolitischer Ebene bei: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat bereits jetzt auf die US-Wirtschaft durchgeschlagen und insbesondere das Wachstum im Ausland ausgebremst.

Ökonomen stützen Fed

Dies hat die US-Notenbank Fed dazu veranlasst, in Sachen Geldpolitik eine vorsichtigere Haltung einzunehmen. Insbesondere beim Thema Leitzinsanhebung gab es innerhalb der Federal Reserve dabei offenbar Uneinigkeit zwischen den Notenbankern. Während einige Fed-Mitglieder angesichts einer anhaltend soliden Konjunktur die Voraussetzung für weitere Zinsanhebungen gegeben sehen, machen andere weitere Zinsschritte von der Inflationsentwicklung abhängig. Alles in allem war man sich einig, bei Zinsanhebungen künftig "geduldig" vorgehen zu wollen.

Die von dem NABE befragten US-Ökonomen zeigten sich unterdessen von der aktuellen Geldpolitik weiter überzeugt. "Die Volkswirte billigen die derzeitige Geldpolitik weiterhin", sagte der Präsident von NABE, Kevin Swift, in einer Zusammenfassung. "Fast drei Viertel der Befragten glauben, dass die Politik der Federal Reserve richtig ist", hieß es bei Veröffentlichung der Umfrageergebnisse weiter. Dabei gehen die Experten offenbar von weiteren Leitzinsanhebungen in diesem Jahr aus - anders als ein großer Teil der Anleger: "Die Märkte preisen 2019 keine Zinserhöhungen mehr ein, während eine Mehrheit des NABE-Panels in diesem Jahr mit ein oder zwei Zinserhöhungen rechnet."

Rezession voraus

Nur elf Prozent der befragten Ökonomen glauben, dass die Vereinigten Staaten in den kommenden beiden Jahren eine Rezession vermeiden können. Das deckt sich mit der Einschätzung zahlreicher anderer Marktexperten. Der Finanzdienstleister Vanguard hält etwa hält eine Rezession in den USA noch im Jahr 2020 für wahrscheinlich. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman ist sogar noch etwas pessimistischer und glaubt, dass es schon Ende 2019 so weit sein könne.

Die Investmentgesellschaft Janus Henderson hingegen rechnet zwar mit einer starken Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, hält eine Rezession aber nicht für wahrscheinlich. Der Reigen der Experten, die dieser Einschätzung zustimmen, wird jedoch immer kleiner.

Redaktion finanzen.net

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