Kreditrating: Experte rechnet mittelfristig mit dem Verlust der Top-Bewertung für Deutschland
Deutschland droht nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Moritz Kraemer, die Aberkennung der Topbonität durch führende Ratingagenturen.
"Wir sollten uns darauf einstellen, dass Deutschland das AAA irgendwann verlieren wird", sagte Kraemer in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift "Capital". Die größte europäische Volkswirtschaft werde die Bestnote "AAA" nicht kurzfristig verlieren, versicherte der ehemalige langjähriger Chefanalyst für Länderratings bei der weltgrößten Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Allerdings könnte "mittel- bis langfristig" eine Abstufung erfolgen.
"Wir haben die letzten Jahre sehr gut von unserem Exportmodell gelebt. Das ist jetzt aber vorbei", sagte Kraemer. Mittlerweile sei der Wachstumsbeitrag des Außenhandels leicht negativ. Deutschland müssen daher ein neues Wachstumsmodell finden, bei gleichzeitig schrumpfender Erwerbsbevölkerung. "Ich bin mir sicher, dass sich die Ratingagenturen das ganz genau anschauen", sagte der Ökonom.
Nach Einschätzung von Kraemer hätte ein Verlust der Topbonität für Deutschland bei einer ausreichenden Vorwarnzeit keine gravierenden Auswirkungen: "Das würde kein Erdbeben auslösen, auch wenn wir ein oder zwei Stufen runtergehen". Entscheidend für die Folgen sei, ob die Abstufung durch eine Ratingagentur überraschend erfolge, oder ob die Maßnahme über einen längeren Zeitraum angekündigt werde.
Zuletzt hatte die Ratingagentur Fitch den USA die Topbewertung "AAA" entzogen und die Kreditbewertung für die größte Volkswirtschaft der Welt auf "AA+" gesenkt. Begründet wurde die Maßnahme durch die Gefahren, die aus dem immer wiederkehrenden Schuldenstreit in den USA resultieren. Zuvor hatte bereits S&P den USA die Topnote entzogen.
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HAMBURG/FRANKFURT (dpa-AFX)
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