Vermögensverwalter-Kolumne

Vorsicht, großer Optimismus!

03.01.12 16:09 Uhr

Vorsicht, großer Optimismus! | finanzen.net

Nach einer Umfrage von Deutsche Börse AG und Cognitrend gehen 63 Prozent der Anleger von steigenden und nur 15 Prozent von sinkenden Kursen aus.

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Die Stimmung am Aktienmarkt erreichte damit Ende Dezember den Jahreshöchststand. Das klingt gut – aber ist es das wirklich? Der erfahrene Vermögensverwalter weiß, dass ein derart optimistischer Stimmungslevel als Kontraindikator gewertet werden sollte.

Von Walter Blumtritt, Portfoliomanager der KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg

Die meisten Anleger gingen von einer Jahresendrally aus oder wähnten sich sogar mittendrin. Tatsächlich beschlossen die wichtigsten Aktienindizes das Jahr 2011 aber mit einem satten Minus von bis zu 17,6 Prozent. Sogar der ‚HFRX Global HF Index‘ als Absolute-Return-Orientierung musste ein Minus von 8,8 Prozent hinnehmen. Jahresendrally? Fehlanzeige!

Billiges EZB-Geld hilft nur den Banken

Die Europäische Zentralbank hat kurz vor Weihnachten fast eine halbe Billion Euro in das europäische Bankensystem gepumpt. Europäische Kreditinstitute konnten sich bei der EZB zu 1 Prozent p.a. soviel Geld leihen wie sie wollten. Das ausgeliehene Volumen entspricht dem Doppelten dessen, was die Bundesregierung 2012 am Kapitalmarkt aufnehmen muss. Der Deutsche Aktienindex quittierte die Nachricht mit einem deutlichen Sprung nach oben. Doch die Euphorie hielt nicht mal über die Mittagspause hinweg. Offensichtlich hatten sich nur einige unverbesserliche Optimisten davon beeindrucken lassen.

Tatsächlich signalisiert die EZB-Maßnahme, in welch fragiler Situation unser Finanzsystem steckt. Die Mittel dürften weder, wie voreilig erhofft, in den Aktienmarkt noch in wesentlichem Umfang in Staatsanleihen der Peripherieländer fließen. Im Gegenteil: Die Banken müssen die Banken ihre Risiken weiter zurückfahren und ihr Eigenkapital aufstocken.

Gesunde Skepsis bleibt angebracht

Diejenigen, die Produkte verkaufen müssen – ob Finanzinstrumente oder Börsenmagazine –, werden grundsätzlich positive Entwicklungen in Aussicht stellen. Ein wirklich unabhängiger Vermögensverwalter bewahrt sich eine gesunde Portion Skepsis. Denn er identifiziert sich ausschließlich mit den Zielen seiner Mandanten, und die heißen in der Regel: Ordentliche Performanceleistung unter Berücksichtigung der Möglichkeiten und Risiken an den Märkten.

Freilich kann man heute rückblickend feststellen, dass 2011 eine Tagesgeldanlage mit Zinsen um die zwei Prozent p.a. die beste Lösung gewesen wäre. Ob das auch für 2012 gilt, werden wir naturgemäß wiederum erst am Jahresende wissen. Vermögen müssen aber jetzt strukturiert und Investmententscheidungen ebenfalls jetzt getroffen werden. Selbst, wer jetzt nicht handelt, hat damit dennoch eine Entscheidung getroffen, wenn auch vielleicht unbewusst.

Noch zu früh für den Aktienkauf

Genügend Experten raten derzeit zum Aktienkauf, verweisen auf angeblich günstige Bewertungen und folglich attraktive Dividendenrenditen. Doch Prognosen zu Umsätzen und Gewinnen von Unternehmen sind immer mit hohen Unsicherheiten belegt. Außerdem sind viele Aktien alles andere als günstig: Der bekannte Ökonom Robert J. Shiller hat errechnet, dass zum Beispiel der S&P500-Index mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 bewertet ist.

Sachwerte wie Aktien sollte man haben – aber noch nicht unbedingt jetzt. Das Timing ist ein wesentlicher Faktor. Ein Zehn-Jahres-Vergleich zeigt, dass der Deutsche Aktienindex (DAX) im jährlichen Durchschnitt nur 2,2 Prozent p.a. erbrachte – einschließlich der Dividenden, aber ohne Berücksichtigung von Gebühren! Daraus folgt: Wer an Aktien dauerhaft festhält oder bei bester Marktstimmung kauft, wird viel zu oft enttäuscht.

Das risikolose Festgeld war mit 2,9 Prozent p.a. nicht deutlich besser. Allerdings ist hierbei nach Abzug der Inflationsrate kaum eine positive Rendite zu erzielen, was aber auf längere Sicht wesentlich ist.

Das Jahr 2012 dürfte für Anleger nicht einfacher werden als 2011. Für alle Eventualitäten gut gerüstet sind Wertpapierdepots, deren Struktur auf langjährig praxiserprobte Analysemethoden aufbaut.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

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