Trotz Störfeuer bleiben Aktien eine gute Wahl
Auf mittlere und lange Sicht werden Aktien zu den Gewinnern der Staatsschuldenkrise gehören.
Von Michael Reuss, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss und Kollegen Vermögensverwaltung
Doch kurzfristig kann die Politik immer wieder für erhebliches Störfeuer sorgen, wie vor kurzem deutlich wurde: Innerhalb von drei Tagen verlor der DAX bis zu 500 Punkte oder gut sechs Prozent, weil die Anleger ein Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien befürchteten und die Politiker keine überzeugende Antwort geben konnten. In solchen Momenten der Panik ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und den langfristigen Trend hin zu Sachwerten im Auge zu behalten.
Seit einiger Zeit erleben wir an den Finanzmärkten einen Paradigmenwechsel: Was einst als sicher galt, etwa eine spanische Staatsanleihe, wird nur noch mit spitzen Fingern angefasst. Sachwerte wie Aktien hingegen verlieren zunehmend ihren Nimbus als Spekulationsobjekt, der in Deutschland noch immer weit verbreitet ist – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der extrem laxen Geldpolitik der Notenbanken. Gleiches gilt für Anleihen der Emerging Markets. Vor wenigen Jahren noch als hochspekulativ eingestuft, gelten sie wegen der vergleichsweise gesunden Finanzen der Staaten und Unternehmen nun als attraktive Investitionen. Damit werden volatile Anlageklassen zunehmend einen wichtigen Beitrag zum Vermögenserhalt auch für konservative Anleger leisten.
Aktien so niedrig bewertet wie in der Finanzkrise
Auch aus fundamentaler Sicht haben Aktien einen guten Stand. Insbesondere substanzstarke Unternehmen mit einem robusten Geschäftsmodell und soliden Bilanzen sind günstig bewertet. Europäische Aktien etwa weisen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 9,5 eine so niedrige Bewertung wie zum Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise auf, während das langfristige Mittel bei 13 liegt. Auch das KGV der DAX-Aktien von 11 lässt Spielraum nach oben – zumal viele deutsche Unternehmen über innovative Geschäftsmodelle verfügen und durch ihre globale Präsenz von Konjunkturen in allen Weltwinkeln profitieren können.
US-Aktien kommen besser weg als Euro-Titel
Doch was den säkularen Trend hin zu Sachwerten befeuert, kann ebenso für heftigen Gegenwind sorgen. So haben Aktien aus dem Euro-Raum im Zuge der Italien-Debatte besonders gelitten. Bis zu neun Prozent gab der Euro Stoxx 50 Anfang Juli zeitweise ab, während der US-amerikanische S&P 500 angesichts schwächerer Konjunkturerwartungen gut vier Prozent einbüßte. Kein Wunder, dass der „Ausverkauf“ gemäßigter von statten ging als auf dem Alten Kontinent und es an der Wall Street angesichts dieser relativen Stärke schon bald zu deutlichen Kursanstiegen kam – ein ermutigendes Zeichen, auch für die hiesigen Aktienmärkte.
Kommt jetzt die nächste Kaufwelle?
Man darf nun gespannt sein, ob – wie schon zwei Mal in 2011 – nach einer Verkaufswelle an den Börsen nun ein dritter kräftiger „Kaufrausch“ folgt. Auszuschließen ist es nicht, wobei die abkühlende Konjunktur, die Inflationsbekämpfung durch die Notenbanken in den Emerging Markets wie auch die EU-Schuldenkrise noch für eine Fortsetzung der Korrektur spricht. Aber spätestens in einem fortgeschrittenen Stadium der Korrektur dürfte die US- Notenbank zu Quantitativ Easing III –eventuell unter einem anderen Namen – greifen, weil sie große Angst vor einer Rezession hat. Dies sollte mittelfristig eine hervorragende Kaufgelegenheit darstellen.
Fazit: Langfristig orientierte Anleger sollten wegen der Schuldenkrise keinesfalls vom Sachwerte-Zug abspringen, sondern in Schwäche- oder Panikphasen bei ausgewählten Qualitätsunternehmen eher zukaufen. Dabei empfiehlt es sich, geographisch breit zu streuen und weiterhin einen Teil des Pulvers trocken zu halten.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.