Ihr Zaubertrank für die Börse
Sind die Märkte logisch? Viele Privatanleger meinen: Ja. Auf lange Sicht mag das stimmen, doch kurz und mittelfristig regieren wilde Emotionen das Parkett.
Von Friedrich Huber, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung
Um hier zu punkten, müssen sich Investoren ihren Zaubertrank für die Börse mixen. Drei Zutaten braucht es dazu: gesunden Menschenverstand, Disziplin und Kenntnisse in grundlegender Mathematik.
„Wenn gute Nachrichten kommen, steigen die Aktien; wenn schlechte Nachrichten über den Ticker laufen, fallen sie“ – so die Meinung vieler Privatanleger. Klingt logisch, doch verlassen sollte man sich darauf nicht, wie gebrannte Aktienkäufer bestätigen. Verschlimmert wird die Sache dadurch, dass Privatinvestoren einer angehenden Hausse am Aktienmarkt zunächst nicht trauen (wie 2009/2010) und erst kaufen, wenn sie von den Medien „weichgekocht“ worden sind. Dann aber gehen sie meist in die Vollen und kaufen ohne Rücksicht auf das Risiko. Dumm, dass die Märkte im Anschluss oft eine schmerzhafte Korrektur einlegen, wie im Sommer 2011.
2011: Berufspropheten waren zu optimistisch
Apropos 2011: Auch Experten sind keineswegs davor gefeit, die Märkte rein logisch zu betrachten – und in der Folge kräftig daneben zu liegen. So waren die Prognosen für den deutschen Aktienmarkt für das vergangene Jahr gut, zumal die Finanzkrise beherrschbar erschien. Doch insbesondere die europäischen Märkte hielten sich nicht an den Spielplan der Analysten und Volkswirte. Zur Entschuldigung wurde auf eine Vielzahl an „Störfeuern“ wie politische Revolutionen (Ägypten, Syrien, Tunesien, etc.), finanzpolitische Herausforderungen (USA, Griechenland, etc.) und extreme Naturereignisse wie den Tsunami in Japan mit einer atomaren Beinahe-Katastrophe verwiesen.
2012: Staunen über das „Börsenwunder“
Nun stehen die Auguren erneut vor einem Problem. Denn für 2012 wies die breite Mehrheit, sozusagen als Lerneffekt des Vorjahres, auf alle denkbaren Gefahrenherde hin; eine bekannte deutsche Finanzzeitschrift verfasste für „die Aktie“ im November vergangenen Jahres sogar einen „Nachruf“. Doch wieder halten sich Dax und Co nicht an das Skript der Berufspropheten: Wie von Geisterhand zog der deutsche Leitindex seit dem 1. Januar um 900 Punkte (Stand: 17. Februar) oder 15 Prozent nach oben. Eine renommierte Tageszeitung griff dies, bass erstaunt, auf und stilisierte die jüngste Marktbewegung zum „Börsenwunder“.
Einfluss der Emotionen wird unterschätzt
Können Anleger aus diesem (heillosen) Durcheinander etwas lernen? Natürlich! Erstens: Börsenbewegungen sind oftmals alles andere als logisch, da die Märkte bis auf mittlere Sicht eher von Emotionen der Teilnehmer als von fundamentalen Daten geprägt sind. Computerprogramme verstärken die dadurch bedingten Ausschläge an den Börsen noch. Zweitens: Anleger sollten sich einen „Zaubertrank“ mixen, der sie gegen größere Verlusten und hektisches Handeln immunisiert. Drei Zutaten braucht es dazu: gesunden Menschenverstand, Disziplin und Mathematik.
Drei Zutaten für den Zaubertrank
Wer gesunden Menschenverstand hat und einsetzt, investiert nur in Anlagen, die er versteht. Zu dieser Fundamentalanalyse gehört es etwa, die Substanz eines Unternehmens oder die Chancen und Risiken von Anleihen zu beurteilen. Der Aspekt der Disziplin sorgt dafür, dass ein Anleger konsequent und emotionslos nach einem bestimmten System anlegt, dem er vertraut. Dabei hilft die Charttechnik, günstige Ein- und Ausstiegspunkte zu finden. Mit der Mathematik schließlich werden die richtigen Investitionsgrößen bestimmt, sodass die Auswirkung eines möglichen Verlustes auf das Gesamtportfolio überschaubar bleibt. Zudem sorgt dieses Vorgehen automatisch für eine Diversifikation der Anlagen.
Bleibt für den Anleger nur eine Frage zu beantworten: Will er diese Aufgaben selbst angehen oder einen unabhängigen Partner seines Vertrauens hinzuziehen, der sich Tag für Tag mit der Börse beschäftigt?
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