Die Angst der Anleger spricht für Aktien
„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind“, empfiehlt ...
... Warren Buffet, US-amerikanischer Milliardär und lebende Investoren-Legende. Übersetzen wir „gierig“ einmal politisch korrekt mit „mutig“ und schauen auf die überskeptische Zurückhaltung der deutschen Anleger, könnte der Zeitpunkt zum Aktienkauf kaum besser sein. Mehr noch als Buffets Börsenweisheit sprechen die realen Trends in der europäischen Finanzpolitik – die Einkehr amerikanischer Verhältnisse – für den Beginn einer lang anhaltenden Hausse.
Wie die amerikanische Notenbank Fed in den USA versucht auch die EZB in Europa, mit einer Politik niedriger Zinsen gegen die Krise vorzugehen. Sei es, dass sie selbst Anleihen schwächelnder EU-Mitgliedstaaten kauft, sei es, dass sie den Bankenmarkt mit Liquidität flutet, damit diese dann die Staatsanleihen auf ihre Bücher nehmen. Längst geht es nicht mehr um Preisstabilität, sondern um das Überleben des Finanzsystems.
So können europäische Banken noch bis Ende Februar 2012 nahezu unbegrenzt Geld von der EZB abrufen – zu festen Zinsen von einem Prozent mit drei Jahren Laufzeit. Das schwemmt den Kreditinstituten deutlich über 1.000 Milliarden Euro in die Bilanzen, die sie dann als Unternehmenskredite ausreichen oder in staatliche Schuldtitel investieren können. Es scheint gegenwärtig so, als ob dieser Plan aufgeht. Schließlich haben sich die Anleihenmärkte der meisten Krisenstaaten stabilisiert.
Parallel dazu wird die Politik alles tun, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Ein lang anhaltendes Zinstal sowie eine weiterhin unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik begünstigen die Entwicklung von Produktivkapital. Dafür wird stillschweigend eine Inflationsrate von drei bis vier Prozent in Kauf genommen. Eine leicht erhöhte Inflationsrate stimuliert einerseits den Verbraucher zu Konsumausgaben, anderseits hilft es dem Staat, seine Schuldenquote in Kombination mit Niedrigzinsen zu reduzieren.
Bis auf den Bankensektor geht es den meisten Branchen bereits jetzt sehr gut. Insbesondere die global aufgestellten Konzerne aus den defensiven Branchen blicken in eine ertragreiche Zukunft. Ihre Produkte, seien es Medikamente oder Nahrungsmittel, werden aufgrund steigender Nachfrage in den Schwellenländern mehr Absatz finden. Auch Anleger sollten diese Entwicklung berücksichtigen und entsprechend investieren.
Für Aktien spricht zusätzlich ihre moderate Bewertung. Die DAX-Konzerne haben ihre Gewinne in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um über 200 Prozent gesteigert. Die durchschnittliche Dividendenrendite lag 2001 bei zwei Prozent, die Umlaufrendite der Bundesanleihen bei fünf Prozent. Aktien waren im Verhältnis zum Gewinn also zu teuer. Heute stellt sich die Situation genau umgekehrt dar: Die Zinsen liegen bei einem Prozent, die Dividenden bei vier Prozent. Unternehmensanteile sind also jetzt günstig. Bleibt es bei der Politik des billigen Geldes, könnten wir jetzt, nach dem Jahrzehnt der Zinsmärkte und des Goldes, am Anfang einer Dekade des Produktivkapitals stehen.
Von Gottfried Urban, Vorstand der Neue Vermögen AG, Traunstein
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