Der DAX bleibt auch auf Rekordstand günstig
Nie zuvor stand der Deutsche Aktienindex (DAX) höher als im Mai 2013.
Rund 125 Prozent hat der Deutsche Aktienindex (DAX) seit dem Tiefstand vor sechs Jahren zugelegt. Kommt nun der Absturz oder sind die Unternehmen fair bewertet? Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX signalisiert: Die Titel sind noch günstig. Anleger sollten diese Kennzahl aber nicht isoliert betrachten.
von Josef Leibacher, KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg
Wer im vergangenen Sommer über 8.200 Punkte im Deutschen Leitindex DAX prognostizierte, der wurde schon extrem mutig eingestuft. Doch die Börsen sind tatsächlich auf Rekordjagd. Soll man jetzt noch Aktien kaufen? Sind sie jetzt teuer oder immer noch günstig? Wer Antworten auf diese Fragen sucht, greift gerne auf die bekannteste Kennzahl, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).
Glaubt man den Medien, dann ist die Sache klar. Anleger sollten jetzt Aktien kaufen. Als Beleg für ihre These führen sie dann häufig das DAX-KGV. Diese Kennziffer stellt den gesamten Börsenwert der 30 DAX-Konzerne ins Verhältnis zur Summe ihrer für 2013 erwarteten Gewinne. Aktuell liegt das DAX-KGV bei rund 11,5, also deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 19. Das deutet eine Unterbewertung des Aktienmarktes an. Kritiker bemängeln allerdings, dass diese Methode kaum wirklich belastbare Ergebnisse bringe. Die Gewinnprognosen, auf deren Basis das KGV berechnet wird, seien meist bereits veraltet oder zu optimistisch. Gerade bei konjunkturellen Trendwenden hilft das KGV zur Bestimmung von Kauf- oder Verkaufszeitpunkten nicht mehr.
Shiller-KGV zeigt Überbewertung in USA an
Aussagekräftiger soll das so genannte Shiller-KGV sein. Die Kennziffer ist nach ihrem Erfinder benannt. Der Yale-Ökonom Robert Shiller postulierte schon vor der Jahrtausendwende, den Gewinndurchschnitt der letzten zehn Jahre als Basis zu benutzen, um konjunkturelle Schwankungen zu glätten. Das Shiller-KGV wird inflationsbereinigt berechnet und ist bestens dafür geeignet, auf lange Sicht Über- oder Unterbewertungen an Börsen zu erkennen.
So lag der Wert z.B. vor dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 und vor Ausbruch der Immobilienkrise 2007 besonders hoch. Im Frühjahr 2009 hingegen signalisierte ein Wert von 13,3 einen Kaufzeitpunkt.
Aktuell kommt der amerikanische Aktienindex S&P500 auf ein Shiller-KGV von rund 24 und liegt damit über dem langjährigen Durchschnitt von 16. Der amerikanische Markt muss nach dieser Betrachtung als überbewertet gelten.
Keine Alternative zu Aktien
Anders der deutsche Aktienmarkt: Sowohl auf Basis des geschätzten KGV für 2013 als auch nach Shiller ist der Dax aktuell noch unter- bzw. fair bewertet. Doch der Begriff "fair" hilft nur bedingt, und auch das KGV ist nicht der allein entscheidende Faktor.
Derzeit enttäuscht die Konjunkturentwicklung in Deutschland eher, die Wirtschaft schrumpft nur aufgrund der Konsumlaune der Bundesbürger nicht. Andererseits sprechen die anhaltende Niedrigzinspolitik und der für Exportunternehmen günstige Eurokurs für Aktien. Und schließlich fehlende attraktive Anlagealternativen. Der Rentenmarkt kommt derzeit auf ein KGV von über 60. Davon sind Aktien meilenweit entfernt.
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