Der DAX allein taugt nicht als Benchmark
Die „gefühlten“ Aktienkurse zeigten nach der scharfen Korrektur im März nur ...
... nach oben – und manche Anleger fragten sich bereits, welchen Sinn ein ausgewogen strukturiertes Depot hat. Nach Verlusten von fast zehn Prozent im DAX im Lauf des Mai dürften viele wissen, was sie daran haben.
Von Uwe Singer, Portfoliomanager der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg
Anfang Mai notierte der DAX bei gut 7.500 Punkten – ein Zuwachs von rund sieben Prozent im Vergleich zum Jahresanfang und nicht sehr weit weg von seinem bisherigen Allzeithoch. Die Medien wie auch große Investmenthäuser lieferten im Frühjahr die passende Hintergrund-Musik dazu: Deutsche Unternehmen würden sich hervorragend entwickeln, wie die im April veröffentlichten positiven Quartalszahlen gezeigt hätten. Da die meisten Blue Chips noch moderat bewertet seien, müsste sich die Anlage in DAX-Werten in den kommenden Monaten doch lohnen, so der Tenor. Also „Alles auf Zucker“, sprich auf den DAX, setzen, wie der gleichnamige Film über einen Zocker am Billard-Tisch suggerierte?
Gesamter Jahresgewinn hat sich aufgelöst
Wer dies tat, dürfte es inzwischen bereuen. Denn der deutsche Blue-Chip-Index hat im Monat Mai und in den ersten zwei Juni-Tagen den bis dato aufgelaufenen Jahresgewinn quasi wieder komplett abgegeben. Wir haben an dieser Stelle rechtzeitig darauf hingewiesen, dass eine derartige Investition Risiken birgt, die die Chancen auf weitere Kursgewinne nicht rechtfertigen würden. So war dieser Anstieg unseres Erachtens nur möglich, weil die Anleger die schwelenden Brandherde im Nahen Osten, die ausufernde Staatsverschuldung in den USA sowie die aktuelle Entwicklung in den hochverschuldeten Euro-Staaten stur ignorierten, als würden sie gar nicht existieren. Ebenso wenig schienen sie in Betracht zu ziehen, dass der DAX seit dem Tief im Frühling 2009 schon Kursgewinne von mehr als 100 Prozent verbucht.
Weniger Risiko, besserer Schlaf
Einer solchen Achterbahnfahrt bei einer Vollinvestition in den DAX stehen die Vorteile eines ausgewogenen Depots gegenüber. So kann ein breit diversifizierter Anleger aus dem Euro-Raum mit Sicherheit besser schlafen, da Verlustrisiken zwar vorhanden, aber doch deutlich geringer sind. Wie wichtig es ist, Verluste zu begrenzen, zeigt folgender Gedanke: Wer 30 Prozent seines Kapitals verliert, muss es danach um knapp 43 Prozent steigern, nur um wieder an den Ausgangspunkt zu gelangen. Wer die Hälfte des Geldes „verbrennt“, muss sein restliches Kapital zu diesem Zweck sogar verdoppeln.
Dollarschwäche lässt Kursgewinne schmelzen
Freilich bringen ausgewogene Depots auch Nachteile mit sich: So hat in diesem Jahr der schwache US-Dollar die Kursgewinne eines weltweit investierten Aktienportfolios zunichte gemacht. Auch die Preisentwicklung der Rohstoffe und Rohstoffaktien sowie der Anleihemärkte brachte in diesem Jahr bislang keinen positiven Performancebeitrag. Gleichwohl halten wir an einer ausgewogenen Diversifikation von Vermögenswerten nach Anlageklassen, Regionen und Währungen fest. Denn: Aus fundamentaler Sicht sind derzeit keine klaren Trends zu erkennen, gleichwohl existieren nach wie vor eklatante Risiken. Aus diesen Gründen dürfte sich eine defensive Ausrichtung im Portfolio-management in den kommenden Monaten durchaus bezahlt machen.
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