Zukunft des Bankenmarktes: Ergeht es den Banken bald wie dem Buchhandel?
Die Hauptakteure im deutschen Bankenmarkt sind die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Jedenfalls bisher. Nun tauchen auch Internetunternehmen als neue Marktteilnehmer, gar als ernstzunehmende Konkurrenten auf.
Bankenlizenzen für eBay & Co.
Unternehmen wie Google, Ebay und Amazon könnten den Banken aus einer Position der finanziellen Stärke heraus mächtig Konkurrenz machen. Google gilt als hochinnovativer Wettbewerber im Zahlungsverkehr - und hat allein im Jahr 2013 etwa 8 Milliarden US-Dollar (5,9 Milliarden Euro) in Forschungs- und Entwicklungsprojekte investiert. Dagegen kämpfen viele deutsche und europäische Banken noch mit den Auswirkungen der letzten Rezession und leiden unter der strengeren Regulierung durch die europäische Bankenaufsicht.
Über eine Google Bank ist schon häufig spekuliert worden - gegründet wurde sie bisher allerdings nicht. In den Niederlanden besteht zumindest schon eine Banklizenz inklusive der Möglichkeit zur Bereitstellung von Onlinekonten. Somit könnte relativ schnell ein ernstzunehmender Konkurrent entstehen.
Dies gilt auch für Paypal, ein Unternehmen des eBay-Konzerns, das derzeit in Deutschland nach eigenen Angaben über etwa 12 Millionen aktive Kundenkonten verfügt. Paypal hat bereits 2007 eine europäische Banklizenz in Luxemburg erworben, allerdings verzichtet der Online-Bezahldienst bisher auf das Einlagen- und Kreditgeschäft. Immerhin 1,5 Milliarden US-Dollar hat eBay im Jahr 2013 in Produktforschungen investiert - Investitionen in Bankprodukte könnten folgen.
Ein weiterer Konkurrent könnte deutschen Banken durch Amazon erwachsen. Allein im Jahr 2013 setzte Amazon mehr als 7 Milliarden Euro mit Kunden in Deutschland um und investierte über 3 Milliarden Euro in die IT-Infrastruktur. Was Amazon aus millionenfachen Bestellungen über seine Kunden lernt, stellt eine mächtige Basis für zusätzliche Geschäfte dar. Die Analyse der riesigen und von Monat zu Monat anwachsenden Datenmenge kundenbezogener Informationen - "Big Data" - ermöglicht kundenspezifische Betreuung. Banken hingegen tun sich ungleich schwerer, Kundenprofile von bestehenden Kunden und insbesondere von potentiellen Neukunden zu generieren und zu analysieren.
Zahlungsverkehr via Internet boomt
Kann der Bankensektor ähnliche Innovationsfreude wie der IT-Sektor aufbringen? Bieten Finanzinstitute keine bequemen und innovativen Lösungen (z. B. "Ein-Click Einkauf") für ihre Kunden, werden diese schneller von Produkten der IT-Konkurrenz überzeugt werden - und höchstwahrscheinlich dann auch ein Interesse daran haben, dort zu bleiben und weitere Finanzgeschäfte zu tätigen. Der Markt "Internet" wird weiterhin boomen.
Von Markus Schmaus, Senior Director/ Analytical Manager Financial Institutions, Standard & Poor’s Ratings Services Frankfurt
Abb.1: Nach dem World Payments Report 2013 von CapGemini; Zahlen für 2013 und 2014 basieren auf Schätzungen
Abb.2: Nach dem World Payments Report 2013 von CapGemini; Zahlen für 2013 und 2014 basieren auf Schätzungen
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Rating Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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