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Staatenratings in Südostasien und der Karibik am stärksten beeinflusst vom Klimawandel

01.12.15 10:12 Uhr

Staatenratings in Südostasien und der Karibik am stärksten beeinflusst vom Klimawandel | finanzen.net

Der Klimawandel wird die negativen Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Ratings von Staaten noch verstärken.

Zu diesem Ergebnis kommt Standard & Poor’s Ratings Services in dem am 25. November 2015 veröffentlichten Bericht mit dem Titel "The Heat is On: How Climate Change Can Impact SovereignRatings". Der Klimawandel wird die negativen Auswirkungen von Naturkatastrophen, wie sie nur einmal in 250 Jahren erwartet werden, auf Staatenratings um durchschnittlich 20 Prozent verschärfen, wie die Simulationen von Standard & Poor’s zeigen. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede von Land zu Land. So würden die hypothetischen Ratings bei den am meisten betroffenen Staaten um mindestens einen halben Notch mehr sinken, im Fall von Thailand sogar fast um zwei Notches mehr als ohne Klimawandel.

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Datenbasis der Swiss Re

Zum ersten Mal hat Standard & Poor’s das Ausmaß der Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Bonität von Staaten quantifiziert. Dies geschah mit Hilfe eines eigens entwickelten Rating-Tools auf der Grundlage von ausführlichem Datenmaterial zu Schadensfällen der Rückversicherung Swiss Re. Die Simulation baut auf einer früheren Untersuchung auf, in der die Auswirkungen von starken Naturkatastrophen auf Ratings simuliert wurden, ohne den Klimawandel zu berücksichtigen.

Simulation der Auswirkungen von Wirbelstürmen und Fluten

Bei der Studie liegt der Fokus auf starken Wirbelstürmen und Überflutungen; weitere mögliche katastrophale Auswirkungen wie z.B. Dürren wurden nicht berücksichtigt. Hinsichtlich der durchschnittlichen Auswirkungen der einzelnen Gefahren zeigen die Simulationen, dass Wirbelstürme infolge der zunehmenden Erderwärmung mehr Schaden anrichten als Hochwasser. Durch den Klimawandel entsteht insbesondere ein höheres Risiko für Wirbelstürme in Staaten wie den Bahamas, Barbados, der Dominikanischen Republik, Jamaika und Vietnam sowie für Überflutungen in Thailand. Aber auch die Industriestaaten sind betroffen: So steigt etwa das Risiko für Wirbelstürme in den USA um 45 Prozent, in Neuseeland um 50 Prozent und in Japan sogar um 64 Prozent.

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Verlust des Pro-Kopf-Einkommens bis zu 8,5 Prozent

Für jeden untersuchten Staat stellen unsere Schadenschätzungen einen unmittelbaren schweren wirtschaftlichen Schock dar. So zeigen die Simulationen der makroökonomischen Auswirkungen jeweils eine Verschlechterung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf aufgrund des Klimawandels. Verglichen mit der Simulation ohne Klimawandel reicht der Verlust an Pro-Kopf-Einkommen in den am meisten betroffenen Staaten von 1,6 Prozent in Bermuda, bis hin zu 8,5 Prozent in Thailand.

Infolge des ökonomischen Schocks unter den Bedingungen des Klimawandels würde sich die Staatsverschuldung in den betroffenen Ländern unterschiedlich stark erhöhen: in Vietnam um etwas mehr als 4 Prozent des BIP, auf den Bahamas gar um 42 Prozent des BIP. In den westlichen Industrieländern hingegen sind die durch den Klimawandel bedingten Risiken vergleichsweise gering. Diese Länder sind besser vorbereitet und verfügen über besseren Versicherungsschutz, wodurch die ökonomischen Folgen und die Auswirkungen auf die Ratings geringer ausfallen.

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Von Dr. Moritz Kraemer, Global Chief Ratings Officer (Sovereign Ratings),Standard & Poor’s Ratings Services Frankfurt

Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de



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