Finanzwissen in Deutschland: Top Ten
Beim Standard & Poor’s Ratings Services Global Financial Literacy Survey (kurz: S&P Global FinLit Survey), einer umfassenden, weltweit angelegten Untersuchung darüber, wie gut sich die Menschen in alltäglichen Finanzfragen auskennen, hat Deutschland vergleichsweise gut abgeschnitten.
Im weltweiten Vergleich belegen die Deutschen den achten Rang, noch vor Ländern wie den USA, der Schweiz oder Frankreich. Gemäß dieser Studie besitzen 66 Prozent der Befragten in Deutschland gute Kenntnisse in Finanzfragen, gegenüber 55 Prozent im Durchschnitt der G7-Staaten und 53 Prozent in OECD-Volkswirtschaften mit hohem Einkommen. Allerdings ergeben sich auch innerhalb Europas starke Unterschiede zwischen den nördlichen und den südlichen Ländern. Schon Italien und Portugal zeigen sehr niedrige Werte; in Rumänien liegt der Wert gar nur bei 22 Prozent.
Finanzwissen Schlüsselelement für nachhaltige Finanzmärkte
Die Erhebung ist deshalb so wichtig, da McGraw-Hill Financial, die Muttergesellschaft von Standard & Poor’s, davon ausgeht, dass Finanzwissen ein Schlüsselelement für stabile und nachhaltig arbeitende Finanzmärkte weltweit darstellt. Immer mehr Menschen haben Zugang zu z.B. einem Bankkonto und Kreditvergabe oder sind selbst zuständig für ihre Altersvorsorge. Nur Menschen mit ausreichendem Finanzwissen sind hier in der Lage, informierte Entscheidungen über ihr Spar- und Investitionsverhalten sowie Kreditaufnahme zu treffen. Entsprechend soll die Studie eine Basis legen, damit Entscheidungsträger Kenntnisse in Finanzfragen und den Verbraucherschutz deutlich vorantreiben können.Befragungen in 148 Ländern
Die Studie ist das Ergebnis von Befragungen, die unter mehr als 150.000 Erwachsenen in 148 Ländern weltweit durchgeführt wurden. Die Teilnehmer wurden nach ihrem Wissen in vier Themenbereichen befragt, die zum Grundwissen in Sachen Geld und Finanzen zählen: Risikostreuung, Inflation sowie Zinsen und Zinseszins. Die Daten wurden 2014 vom Meinungsforschungsinstitut Gallup als Teil der Gallup World Poll erhoben und von Mitarbeitern der Entwicklungs- und Forschungsgruppe der Weltbank und dem Global Financial Literacy Excellence Centre der George Washington Universität (GFLEC) analysiert.
Signifikante Unterschiede innerhalb der Bevölkerung
Der S&P Global FinLit Survey ergab in fast allen Ländern Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Finanzwissen. So gaben etwa in Deutschland 12 Prozent mehr Männer (72 Prozent) als Frauen (60 Prozent) die korrekten Antworten. Weltweit lagen die Frauen nur in 13 Ländern vor den Männern.Auch stellte sich heraus, dass Erwachsene, die nicht speziell über ein Sparkonto bei ihrer Bank oder einer anderen Finanzinstitution Geld ansparen, in der Regel über weniger Finanzwissen verfügen. So beantworteten 75 Prozent der Befragten in Deutschland mit einem Sparguthaben die Frage nach dem Zinseszins richtig, während in der Gruppe der Menschen ohne Sparkonto nur 52 Prozent richtig antworteten.
In eine ähnliche Richtung zeigt auch der Befund, dass weltweit wohlhabendere Menschen mehr Wissen in Finanzfragen haben als die einkommensschwächere Bevölkerung. So verfügen im Durchschnitt 31 Prozent der Erwachsenen, die in den einkommensstärksten 60 Prozent der Haushalte leben, über Grundkenntnisse in Finanzfragen, während unter den Erwachsenen in den 40 Prozent der einkommensschwächsten Haushalte nur 23 Prozent entsprechende Kenntnisse aufwiesen.
Studie von Leora Klapper, World Bank Development Research Group, Annamaria Lusardi, The George Washington University School of Business, Peter van Oudheusden, World Bank Development Research Group, mit Unterstützung von Standard & Poor’s Ratings Services und McGraw Hill Financial Inc..
Kontakt: Doris Keicher, Senior Manager Communications, Standard & Poor’s Ratings Services Frankfurt
Hier kommentieren jede Woche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Standard & Poor’s Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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