USA herabgestuft, folgt nun Frankreich?
Die letzten zwei Wochen haben bei einigen Anlegern Erinnerungen an 2008 wach werden lassen.
Insbesondere nach der Herabstufung der Vereinigten Staaten wussten viele Händler, was sie am Montag erwarten wird – ein Sell-Off!
So überraschend der Downgrade gekommen ist, so panisch wurde auch an den Märkten verkauft. Parallel dazu raste Gold von Hoch zu Hoch und markierte neue All- Time-Highs. Wieder einmal bestätigt Gold seine Rolle als Krisenwährung. Es stellt sich nun die Frage - wie geht es weiter? Die Aktienmärkte konnten sich trotz schwacher Wirtschaftsdaten zum Wochenende hin ein wenig erholen.
Nach dem Downgrade der USA wurden diese Woche die Stimmen um Frankreich immer lauter. Das Wachstum der französischen Wirtschaft betrug für das zweite Quartal 2011 nur 0,0 Prozent! Noch letzte Woche trafen sich die französischen Politiker um die Schulden des Staates so schnell wie möglich zu reduzieren. Eine schlechte Wachstumsquote bildet da keine guten Voraussetzungen. Eine Herabstufung Frankreichs würde in einem Fiasko enden. Allein am Donnerstag dieser Woche konnten wir sehen, wie die Märkte darauf reagierten. Französischen Aktien insbesondere Finanztitel, sind eingebrochen.
Um die hohen Abverkäufe zu verhindern, hat die Börsenaufsicht in Frankreich den Leerverkauf von Bank- und Versicherungsaktien für 15 Tage verboten. Auch Italien, Spanien und Belgien haben ein temporäres Leerverkaufsverbot eingeführt. Frankreich zählt neben Deutschland zu den wichtigsten Staaten in Europäischen Raum. Dementsprechend wären die Auswirkungen bei einer Herabstufung. Mit dem Verbot von Leerverkäufen soll ein Einbruch der Finanzwerte verhindert werden.
Leerverkauf-Verbot sinnvoll?
Über die Einführung eines Leerverkauf-Verbots kann man sich streiten. Betrachtet man aber das bereits einmal im Jahre 2008 eingeführte Verbot kann man gut erkennen, dass der erhoffte positive Effekt nur temporärer Natur war. Als die SEC 2008 den Leerverkauf von „Financials“ verbot, stiegen die Kurse eine kurze Zeit, brachen dann aber erneut um mehr als 30 Prozent ein.
Zudem zeigt ein solcher Schritt keine Sicherheit sondern viel mehr, dass etwas Fundamentales im System nicht stimmt und schafft dadurch erst Recht Unsicherheit an den Märkten. Zudem gibt es stets alternative Möglichkeiten, Aktien leer zu verkaufen. Beispielsweise können entsprechende Aktien im Ausland leer verkauft werden. Deshalb besteht die Gefahr, dass ein solches Verbot das Gegenteil bewirkt und eher Panik an den Märkten schafft. Ob wir hier ein ähnliches Szenario wie 2008 sehen werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.