Schuldendrama bald zu Ende?
Nach Wochenlangen hin und her nähert sich der Schuldenstreit in den Vereinigten Staaten endlich dem Ende!
Spätestens am 2. August werden wir wissen, wie es mit den Amerikanern weitergehen wird. Die Nervosität an den Märkten ist inzwischen kaum zu übersehen. Die Märkte (vor allem Aktien) stehen schon die ganze Woche unter Druck und warten vergeblich auf eine Entscheidung der Politiker.
Bis jetzt ist es vielmehr noch ein politisches Problem, was aber spätestens nächste Woche zu einem wirtschaftlichen Problem werden kann. Schuld wäre dann aber nicht die Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten, sondern vielmehr die politische Uneinigkeit und die fehlende Bereitschaft bei ernsthaften Problemen einlenken zu können. Es scheint, als seien sich manche Politiker über die möglichen Auswirkungen nicht bewusst.
Warum finden die Politiker keine Einigung?
Grund für die Uneinigkeit ist das Jahr 2012 in den Vereinigten Staaten. Denn dann stehen in den USA die Wahlen an. Der Wahlkampf hat mit der aktuellen Schuldendebatte aber schon begonnen, fragt sich nur zu welchem Preis? Ein Teil der Republikaner will um jeden Preis verhindern, dass Präsident Obama als „Sieger“ da steht und seine Chancen für einen erneuten Wahlsieg damit erhöht.
Beide Parteien wollen nicht einlenken, vor allem die Tea Party blockiert die Verhandlungen. Denn die Schuldendebatte hat inzwischen einen internen Streit bei den Republikanern ausgelöst. Der republikanische Mehrheitsführer John Boehner musste die Abstimmung im amerikanischen Repräsentantenhaus mehrfach verschieben, weil sich die Opposition intern nicht einigen kann. Die Hoffnung, das Problem werde vor der Deadline gelöst bleibt nichts als eine Illusion. Jegliche Gespräche mit der Tea Party sind gescheitert. Fragt sich nur, ob die Bewegung sich einfach aus Protest gegen alle Vorschläge stellt oder wirkliche Gründe dafür hat. Zeitlich wird es jedenfalls sehr eng!
Kritik hagelte es vor allem aus China. Der Streit zweier Parteien dürfe nicht die Wirtschaft anderer Länder und die globale Leitwährung gefährden, hieß es auf der chinesischen Seite. Was wir bis jetzt für total unmöglich gehalten haben, kann eventuell doch noch eintreffen: die Zahlungsunfähigkeit der USA.
Die Folgen sind kaum vorstellbar. Erste Konsequenz wäre der Verlust des AAA-Ratings. Dies würde vor allem die Banken hart treffen. Diese riefen diese Woche dazu auf, die Tatenlosigkeit zu beenden und endlich zu handeln. Im Falle eines Zahlungsausfalls müssten die Banken ihr Eigenkapital erhöhen, da amerikanische Staatsanleihen den Status der „risikolosen Anlage“ verlieren würden. Doch auch Geldmarktfonds, Unternehmen und Verbraucher werden davon betroffen sein.
Zudem würden die zusätzlichen Zinskosten für die USA um mehr als 100 Mrd. USD pro Jahr steigen. Womöglich würde der Dollar seine Rolle als Leitwährung verlieren. Das Finanzministerium arbeitet bereits an einem Plan für den Fall, dass sich die Politiker bis Dienstag nicht geeinigt haben. Der Countdown läuft!
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.