…und wenn alle Leute im Land Wertpapieranalysten würden…
vor Kurzem las ich ein Zitat des erfolgreichen Value-Investors Seth Klarman, das mich beeindruckte und beschäftigte:
„…und wenn alle Leute im Land Wertpapieranalysten würden, Benjamin Grahams Standardwerk „Intelligentes Investieren“ auswendig lernen würden und jedes Jahr die Berkshire-Hauptversammlungen mit Warren Buffett besuchen würden, fühlten sich die meisten Leute dennoch unwiderstehlich zu „heißen“ Börsengängen und Neuemissionen, Momentumstrategien und kurzfristigen Investmentmoden hingezogen.
Die Menschen würden immer noch versucht sein Daytrading, technische- und Chartanalyse zu betreiben (was völliger Unfug ist, M.O.). Ein Land voller Wertpapieranalysten würde immer noch überreagieren. Kurz gefasst: Sogar die am besten ausgebildeten Investoren würden dieselben Fehler machen, die Investoren schon immer gemacht haben und aus denselben unabänderlichen Gründen – dass sie nämlich gar nicht anders können.“
Seth Klarman
Ich „predige“ seit zehn Jahren die Vorzüge des Value-Investing und merke selbst doch, wie schwer es ist, Value-Investing konsequent durchzuführen. Seth Klarman bringt es auf den Punkt: „Ein Land voller Wertpapieranalysten würde immer noch überreagieren.“ Es kann gar nicht anders. Unsere Finanzentscheidungen treffen wir oft mit dem Kleinhirn, dem Reptilienhirn, wo die Emotionen Gier und Furch zu Hause sind. Wir können uns hundertmal sagen, dass wir das Kleinhirn ausschalten wollen, und es trickst uns dennoch aus.
Im Frühjahr habe ich das deutlich gemerkt, als einige Investoren, die ich kenne, ziemlich genau zum Tiefpunkt des Marktes aufgegeben haben. Am 7. März – als die Panik am größten war - war ich in einer Nachrichtensendung und habe darauf hingewiesen, dass Aktien nun extrem billig seien und dass man kaufen solle. Daraufhin sagte mir jemand sinngemäß, dass ich nun völlig durchgedreht sei. Es würde doch nun wirklich langsam Zeit, die Verluste zu begrenzen. Und wir wissen, was seit März passiert ist.
Passend zu diesen emotionalen Wellen haben die Analystenhäuser in den letzten Wochen wieder angefangen, ihre Schätzungen anzuheben – wie fast immer, NACHDEM die Börse schon gut gelaufen ist. Zum Beispiel hob Independent Research SAP (WKN: 716460) auf „Akkumulieren“ und BASF (WKN: 515100) auf das Ziel 38 Euro. Wir hingegen hatten BASF schon eine lange Zeit auf dem Inneren Wert von 38 Euro und sagen, dass Sie nicht unter 43 Euro verkaufen sollten, es sei denn, eine andere Aktie drängt sich förmlich auf. Zusätzlich hoben „Konjunkturexperten führender Banken und Forschungsinstitute“ ihre Wachstumsprognosen für Deutschland aufgrund der leicht positiven Konjunkturdaten. Die Deutsche Bank rechnet, nach einem Bericht der „Frankfurter Rundschau“, inzwischen mit einem Wachstum von 1,4 Prozent im kommenden Jahr, nachdem sie zuvor 0,4 Prozent vorhergesagt hatte. All dies ist ein kurzfristiges Rauschen des Analystenchors aufgrund der aktuellen Zahlen. Wenn man sich die nachhaltigen und durchschnittlichen Zahlen anschauen würde, wäre dieses ganze Anheben und Absenken nicht nötig. Aber es müssen ja „aktuelle“ Finanznachrichten produziert werden.
Für mich nicht! Ich kann keine Kursbewegungen voraussagen. Ich kann aber Wertpapiere und Anlageobjekte identifizieren, die einfach zu durchschauen sind, keine hohen Verwaltungskosten haben, eine hohe Sicherheit haben und billig sind. Wenn Sie billig genug einkaufen und auf die Sicherheit der Objekte achten, wird der Preis oder Kurs irgendwann steigen.
Solche Wertpapiere sind: Beiersdorf (WKN: 520000), Henkel (WKN: 604840), Procter & Gamble (WKN: 852062) und Fielmann (WKN: 577220). Aktuell sehr billig ist auch die Aktie der Axel Springer AG (WKN: 550135). Die ist allerdings nicht ganz so sicher. Zwar befinden sich über 80 Prozent der Aktien in den Händen der Springer-Gesellschaft, Friede Springers oder von Großinvestoren, aber Medienkonzerne haben in den nächsten Jahren mit Gegenwind durch das Internet zu rechnen. Dennoch ist der Preis der Springer-Aktie so attraktiv, dass es vor kurzem Insiderkäufe gab. Insiderkäufe gab es auch bei Fuchs Petrolub (WKN: 579040), wo ein Vorstands-mitglied zwar vor einigen Tagen Vorzugsaktien verkaufte, wenig später aber Stammaktien zurückkaufte. Fuchs ist auch für uns ein Favorit.
Und zu guter Letzt: Im Moment spricht kaum einer vom Gold. Dennoch steigt es derzeit massiv. Kursbewegungen kommen meistens dann, wenn man sie nicht erwartet. Haben Sie Ihr Gold gebunkert? Wenn nicht, könnte es Zeit werden.
Auf gute Investments, Ihr Prof. Dr. Max Otte
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Geschäftsführender Gesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Ziel des Instituts ist die Aktienanalyse und die Entwicklung von Aktienstrategien für Privatanleger.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.