Lasst die Vernunft siegen!
Denkschrift für Angela Merkel, Bundeskanzlerin, von Geheimdienstveteranen für die Vernunft (Veteran Intelligence Professionals for Sanity VIPS). Thema: Ukraine und NATO. So beginnt ein offener Brief...
... ehemaliger Mitarbeiter der CIA, des Außenministeriums und der Streitkräfte an die Bundeskanzlerin angesichts des aktuell stattfindenden NATO-Gipfels. Sie haben nichts davon gehört? Kein Wunder, denn die Medien haben dieses Memorandum weitgehend totgeschwiegen. Ein mir bekannter Journalist eines öffentlich-rechtlichen Mediums hat den Link an einige Kollegen geschickt und von keinem eine Antwort erhalten. Bei heise.de einer aus meiner Sicht absolut seriösen Quelle, habe ich es nachgelesen.
Die Geheimdienstmitarbeiter lassen keinen Zweifel daran, dass sie die Berichte über eine russische Invasion und die Wortwahl bezüglich Russlands und der Ukraine für Kriegstreiberei der "Falken" in Amerika halten. Gleichzeitig machen sie klar, dass sie davon überzeugt sind, dass Russland die Separatisten unterstützt und dass die russischen Panzer und die Artillerie kommen werden, wenn die Separatisten sie benötigen.
In der Denkschrift heißt es unter anderem:
"Vor allem, weil vermehrt Geheimdienstinformationen hervorgehoben werden, auf die sich scheinbar verlassen wird und die wir für gefälscht halten, denken wir, dass die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation der Kampfhandlungen über die Grenzen der Ukraine hinaus in den letzten Tagen erheblich gestiegen ist. Wichtiger aber ist, dass wir überzeugt sind, dass diese wahrscheinliche Entwicklung vermieden werden könnte, was von der gesunden Skepsis abhängt, die Sie und andere führende Politiker Europas zum NATO Gipfel in der kommenden Woche mitbringen.
Vielmehr scheint die "Intelligence" von derselben politisch festgelegten Art zu sein, mit der vor 12 Jahren der Angriff auf den Irak "gerechtfertigt" wurde. Wir sahen damals keine glaubwürdigen Beweise für Massenvernichtungswaffen; wir sehen jetzt keine glaubwürdigen Beweise für eine russische Invasion. Vor einem Jahr war es "Falken" unter den Vertretern des Außenministeriums bereits beinahe gelungen, Obama zu einem großangelegten Angriff auf Syrien zu bewegen - wiederum auf "nachrichtendienstlichem" Material beruhend, das im besten Fall zweifelhaft war."
Die ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter weisen auch auf die zweifelhafte Glaubwürdigkeit des NATO-Generalsekretärs Rasmussen hin. Der hatte nämlich in hysterischer Rhetorik Russland einen "Angriff" auf die Ukraine vorgeworfen: "Es erscheint uns, als würden Rasmussens Reden nach wie vor regelmäßig in Washington geschrieben. Dies war mehr als deutlich am Tag vor der US-geführten Invasion im Irak, als er in seiner Funktion als dänischer Premierminister seinem Parlament vortrug: 'Irak hat Massenvernichtungswaffen. Das ist nicht etwas, das wir lediglich vermuten. Wir wissen es.'"
Ich habe die Übertragung gesehen, als der hoch respektierte Colin Powell vor den UNO-Sicherheitsrat treten musste und seine angeblichen Beweise für Massenvernichtungswaffen im Irak präsentierte. Er musste im Dienste seines Landes lügen, weil die Falken in Amerika einen Krieg wollten. Man sah es dem hoch verdienten Mann an, wie schwer ihm dies fiel. Bei Rasmussen wiederum fällt es mir schwer, mir vorzustellen, wie ein wahres Wort seinen Mund verlassen kann. Ähnliches gilt für Jean-Claude Juncker.
Die Lage in der Ukraine ist komplex. Die Umstände des Putsches auf dem Maidan-Platz sind weiter ungeklärt. Allerdings habe ich aus erster Hand erfahren, dass viele Demonstranten dort gekauft waren - für umgerechnet 30 Euro am Tag. Nie war der Frieden in Europa in den letzten 65 Jahren so gefährdet wie in diesen Monaten, nicht bei der russischen Blockade Berlins, nicht beim "Prager Frühling" und nicht beim NATO-Doppelbeschluss Anfang der 80er Jahre.
Alleine schon die Tatsache, dass die NATO an die russischen Grenzen heranrückt, ohne jemals das Angebot einer Mitgliedschaft ausgesprochen zu haben, sollte bedenklich stimmen. Russland muss sich hierdurch auf Dauer bedroht fühlen. Ich habe an der Princeton University die Verhandlungen zur Osterweiterung der Europäischen Institutionen in einer Fallstudie untersucht. Man sprach immer von "Partnerschaft" mit Russland, aber eigentlich wollte man Russland draußen halten.
Zwischenzeitlich ächzt Europa unter den Sanktionen und Draghi kündigt weitere verzweifelte Maßnahmen in der Geldpolitik an. Unter dem Druck Brüssels und der USA ist zunächst das South Stream Pipeline Projekt auf Eis gelegt worden, das Europa über Bulgarien mit Erdgas versorgen sollte. Das ist ökonomischer Selbstmord in Raten.
Was hat das für Sie als Investoren für Konsequenzen?
Es gibt Lagen oder Situationen, gegen die kann man sich nicht oder kaum absichern. Wenn Sie sehr vermögend sind, können Sie vielleicht nach Kanada ziehen, oder Neuseeland. Aber das ist nicht für jedermann erstrebenswert und die meistens von uns können es sich nicht leisten. Ich habe meine Kinder hier. Da ich getrennt lebe, kann ich auch nicht einfach umziehen. Und ansonsten müssen Sie akzeptieren, dass es Situationen gibt, wo das Schicksal entscheidet und nicht menschliche Vernunft.
Natürlich können Sie Gold aufstocken. Das ist in der jetzigen Situation nicht das Verkehrteste.
Es gibt also gute Gründe, warum europäische Aktien billig sind. Die Risiken sind derzeit eben sehr hoch. Amerikanische Aktien hingegen sind schon wieder so hoch bewertet, dass U.S.-Nobelpreisträger Robert Shiller vor einer massiven Marktkorrektur warnt. Im Interview mit der Zeitung Finanz und Wirtschaft warnt er am 30. August: "Der amerikanische Aktienmarkt ist klar überbewertet." Am billigsten sind u. a. Technologie und Energie, in die wir auch investieren.
Festgeld und Geldforderungen sind nach Draghis verzweifelten Maßnahmen noch unattraktiver geworden.
Wir haben weiter europäische Aktien. Vielleicht liest Frau Merkel ja das Memorandum der Geheimdienstmitarbeiter und stellt sich der Kriegstreiberei entgegen.
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.