Prof. Otte-Kolumne Max Otte

Krank. Aktienkrank!

14.12.09 10:03 Uhr

Krank. Aktienkrank! | finanzen.net

Sehr geehrte Privatanleger, ich verstehe, dass das Investieren in Aktien und Wertpapiere ein spannendes Hobby sein kann.

Leider werden Sie oftmals genau das Falsche machen, wenn Sie täglich oder mehrmals wöchentlich in Ihr Depot schauen und die Tages- und Fachpresse interessiert verfolgen.

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Dort werden die „heißen Themen“ des Moments breitgetreten, wie zum Beispiel „Erneuerbare Energien“, „BRIC“ oder „China“. Oder eben, im letzten Herbst, Winter und Frühjahr, die Krise. Tagesmedien und auch die Investmentmagazine sind in hohem Maße prozyklisch. Wenn Sie ihnen folgen, dann werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit Schiffbruch erleiden.

Ich hatte einen Privatanleger in der Praxis, der in hohem Maße aktienkrank war. Im Herbst hatte er massiv Aktien gekauft und dann, im Frühjahr, ohne mein Wissen verkauft. Danach fühlte er sich ruhiger. Entgangener Gewinn bislang: circa 130.000 Euro. Das ist teuer erkaufte Seelenruhe! Und ansonsten sah er mehrmals täglich auf die Märkte. „Wenn XYZ noch ein bisschen steigen, dann verkaufe ich sie.“ Am nächsten Tag dann: „Ja, ich könnte einige Käufe umsetzen, wenn die Märkte ein bisschen fallen.“ Innerhalb eines einzigen Gesprächs wechselte er mehrmals von Gier auf Furcht und zurück.

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Ich habe ihm dann auf den Kopf zugesagt, dass er suchtkrank sei – suchtkrank nach dem Kick aus Aktien. Zum Glück hat er sich meine Worte zu Herzen genommen (ich habe es auch schon anders erlebt und bin beschimpft worden, wenn ich klare Aussagen machte.) Heute sieht er die Sache wesentlich gelassener.

Es bringt nichts, der Tages- oder Fachpresse zu folgen. Das macht Sie nur verrückt. Die Zukunft ist immer unsicher. Dieselben Fakten werden einmal positiv und einmal negativ interpretiert, je nachdem, wie gerade die Stimmung ist. Stimmungen beeinflussen die Märkte (und die Medien) zwar enorm, aber sie sollten uns nicht beeinflussen. Ist die Stimmung irgendwann sehr negativ UND stimmen die Fundamentaldaten, kauft man. Ist die Stimmung sehr positiv UND die Bewertung der Aktien hoch, dann verkauft man.

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So einfach ist das.

Auf gute Investments, Ihr Prof. Dr. Max Otte

P.S.: Derzeit ist weder die Stimmung euphorisch, noch sind Aktien zu teuer. Also behalten Sie Ihre Aktien (bis auf bestimmte Einzeltitel, die vielleicht tatsächlich zu stark gestiegen sind).

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Geschäftsführender Gesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Ziel des Instituts ist die Aktienanalyse und die Entwicklung von Aktienstrategien für Privatanleger.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.