Heiko Aschoff Kolumne Heiko Aschoff

Showdown in Amerika – drohen Marktturbulenzen?

29.07.11 11:10 Uhr

Showdown in Amerika – drohen Marktturbulenzen? | finanzen.net

Die Anleger sind hochgradig nervös. Selbst gute Unternehmenszahlen lassen Schwergewichte wie Volkswagen ...

... oder BASF von einer Sekunde auf die andere stark einbrechen. In der zweiten Reihe fallen solide Titel prozentual zweistellig. Das erinnert mich ein wenig an Ende 2007, als die deutschen Nebenwerte ohne ersichtlichen Grund vom Himmel purzelten. Der DAX schnupperte dagegen bis in das Frühjahr 2008 hinein Höhenluft. Der Grund für das Kursdebakel wurde mit dem Beginn der Finanzmarktkrise nachgeliefert.

Was beunruhigt die Anleger?

Neben all den bekannten wirtschaftlichen Problemen leiden die Aktienmärkte darunter, dass sich die Politiker in Washington nicht darüber einig werden, die Schuldenobergrenze für Amerika nach oben anzupassen. Wird die Schuldenobergrenze nicht angehoben, droht der größten Volkswirtschaft der Welt die Zahlungsunfähigkeit.

Politpoker im Porzellanladen

Was davon ist verwerfliches Politikgehabe? Was ist Show, um dem politischen Gegner Zugeständnisse abzuringen, und was ist bitterer Ernst? Ich kann es leider nicht einschätzen. Auf jeden Fall ist schon reichlich Porzellan zerschlagen worden durch die unverantwortliche Inszenierung.

Nicht pleite, aber…

Falls es dazu kommt, kann Amerika voraussichtlich ohne besondere Maßnahmen seinen Zahlungsverpflichtungen bis etwa Mitte August nachkommen. Sehr wahrscheinlich wird die US-Notenbank Liquidität zur Verfügung stellen und Anleihen aufkaufen, um Schlimmeres zu verhindern. Ein Banken-Run wäre fatal.

Panik droht

Wie werden Anleger weltweit darauf reagieren, wenn in großen Schlagzeilen „Amerika ist pleite“ von den Gazetten titelt? Die Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet mit einer Einigung in letzter Minute. Kommt sie nicht wie erwartet oder nur später, ist das Enttäuschungspotential hoch. Marktturbulenzen wahrscheinlich. Im Falle eines Börsencrashs oder um die US-Bevölkerung vor weiteren Schaden zu bewahren, kann sich der US-Präsident auf die Notstandsgesetze berufen und sich über die Schuldengrenze hinwegsetzen.

Schnelle Anhebung erforderlich

Aus psychologischen Gründen muss schnellstmöglich die Schuldenobergrenze angehoben werden. Zwar werden die wirtschaftlichen Probleme so nicht gelöst, aber man muss nicht auch noch Brandbeschleuniger ins Feuer werfen. Wir brauchen Zeit. Warum schafft man die Schuldenobergrenze nicht gleich ab? Wenn sich sowieso keiner daran hält (bestes Beispiel Europa), dann können wir uns zumindest das groteske Polittheater ersparen. Wird weiter mehr ausgegeben als erwirtschaftet, kommt die nächste Vorstellung garantiert.

Heiko Aschoff ist selbständiger Trader und Geschäftsführer der Investment Ideen GmbH. Als Banker und Pensionsfondsmanager war er mitverantwortlich für über sieben Milliarden Euro Anlagevolumen. Im Börsendienst www.investment-ideen.de stellt er seine persönlichen Anlageempfehlungen vor.

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