Heiko Aschoff Kolumne Heiko Aschoff

Geht die Rallye weiter?

14.09.09 08:32 Uhr

Geht die Rallye weiter? | finanzen.net

Als hätte es die Finanzkrise nie gegeben. Die Aktienmärkte haben in den letzten Monaten eine rekordverdächtige Rallye hingelegt.

Jeder, der auf niedrigere Kurse hoffte, wurde enttäuscht. Schon nach zwei, drei schwächeren Tagen ging die Party munter weiter. Wie lange noch, fragen sich viele.

Neueste Berechnungen der BayernLB Research weisen auf einen hohen Pessimismus im DAX-Sentiment hin. Die gefürchteten Crashmonate September und Oktober dürften dazu beitragen. Das Gute daran: so sieht kein überhitzter Markt aus. Die berühmte "wall of worry" stützt die Kurse. Die Skeptiker von heute sind die Käufer von Morgen.

Die Angst unter den Börsianern nimmt zu. Ich frage mich nur, wovor: die Angst vor einem Absturz oder die Angst, etwas zu verpassen? Mit jedem weiteren Anstieg nimmt der Leidensdruck der Institutionellen zu. Wohin mit den vielen Anlagegeldern? Die Zinslandschaft verspricht nicht gerade üppige Renditen. Die Kunden werden irgendwann unbequeme Fragen stellen angesichts prozentual zweistelliger Renditen an den Aktienmärkten. Was, wenn die Rallye weiter geht? Die Hüter der Milliarden stecken in der Klemme.

Crashmonat ohne Wirkung?

Wenn selbst im gefürchteten September jeder Rücksetzer zu Käufen genutzt wird, spricht vieles für eine Fortsetzung der Rallye. Die Hausse nährt die Hausse. Wer beim Anblick des gestiegenen DAX in Ehrfurcht verfällt, sollte bedenken, dass Aktien vorher regelrecht in den Boden gestampft wurden. Das Ausgangsniveau ist niedrig. Selbst eine Kursverdopplung ist harmlos, wenn sich die Aktie vorher gedrittelt hat. Sie ist noch weit vom letzten Hoch entfernt.

Bei meinen täglichen Aktienscans finde ich unglaublich viele Titel, die schön konsolidiert haben und sich auf den nächsten Sprung vorbereiten. Überhitzung? Nicht wirklich. Das geht schon seit Monaten so. Wer nur den Index, die Fassade, betrachtet, übersieht schnell solche Feinheiten. Es findet eine Konsolidierung über die Branchenrotation statt. Unter der Fassade brodelt es.

Wann schlägt der Dominoeffekt zu?

Märkte halten nie da, wo wir es gerne hätten oder prognostizieren. Es kommt immer zu Übertreibungen, die jede menschliche Vorstellungskraft sprengen. Wenn die Hüter der Milliarden wie Dominosteine einer nach dem anderen umkippen und in die Märkte springen, zündet die nächste Stufe. Solange die Hausse wächst und gedeiht, gibt es keinen Grund sich dagegen zu stellen. Es sei denn, man ist eher akademisch an dem Börsentreiben interessiert und weniger am Geldverdienen. Vergessen Sie nicht, dass man Bullenmärkte nicht ohne Grund so bezeichnet: der Stier wird versuchen uns im ungünstigsten Moment abzuwerfen, um dann loszupreschen.

Heiko Aschoff ist selbständiger Trader und Geschäftsführer der Investment Ideen GmbH. Als Banker und Pensionsfondsmanager war er mitverantwortlich für über sieben Milliarden Euro Anlagevolumen. Im Börsendienst www.investment-ideen.de stellt er seine persönlichen Anlageempfehlungen vor.

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