Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Zockerbude

24.09.09 12:25 Uhr

Zockerbude | finanzen.net

Gerne erinnern wir noch einmal an den ursprünglichen Sinn von Finanzmärkten:

Jemand, der eine gute Idee, aber kein Geld hat, bringt sein Unternehmen an die Börse und trifft dort auf Leute, die Geld haben und dieses investieren, um an den guten Ideen anderer teilzuhaben und am Erfolg mitzuverdienen. So weit, so gut. Leider ist dieser viel versprechende Grundgedanke in den letzten Jahren zunehmend in den Hintergrund gerückt. Stattdessen verkommen die Finanzmärkte immer mehr zu Zockerbuden. Der Crash in 2008 war leider nicht das reinigende Gewitter – die Spekulation hat schon wieder ein kaum vorstellbares Ausmaß erreicht.

Der neueste Trend sind so genannte Carry-Trades in US-Dollar. Weil die Zinsen in den Vereinigten Staaten nahe Null liegen, verschuldet man sich in der US-Währung und legt das Geld (höher verzinst) in anderen Währungen an oder spekuliert damit auf weiter steigende Kurse bei Aktien. Hört sich wie eine sichere Nummer an, ist es aber nicht. Sollte ein unvorhergesehenes Ereignis für größere Währungsschwankungen sorgen oder die Aktienmärkte unter Druck bringen, müssen die Carry-Trades glatt gestellt werden. Das kann zu größeren Verwerfungen an den Devisenmärkten oder den Börsen führen.

Zocker waren wohl auch bei Arcandor am Werk, als sich der Titel in der vergangenen Woche innerhalb von drei Handelstagen mehr als verdoppelt. Dabei ist der Konzern auch heute noch so pleite wie vor einer Woche. Inzwischen ist dieser irrationale Kursaufschwung wieder in sich zusammengebrochen. Ganz anders sieht das bei Aixtron aus. Die Aktie marschiert von einem Hoch zum nächsten. Zweifelsohne zählt der Konzern zu den absolut soliden Firmen, mit einem Gewinnvielfachen für das laufende Jahr von über 70 ist die Aktie aber meilenweit von einer fairen Bewertung entfernt. Mit vernünftigem Investieren hat das nichts mehr zu tun. Wer heute das 70-fache der Gewinne für einen Maschinenbauer zahlt, kann nur darauf hoffen, dass morgen irgendjemand so dumm ist und das 80-fache zahlt. Solche Spielchen funktionieren aber nie dauerhaft, sie enden stets mit heftigen Verlusten.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur des „Global Performance“. Der Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. Weitere Informationen unter www.globalperformance.de.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.