Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Ausgepresst!

19.11.09 11:49 Uhr

Ausgepresst! | finanzen.net

Rund 90 Prozent der Firmen aus dem S&P 500 haben ihre Zahlen für das dritte Quartal inzwischen vorgelegt.

Die Ergebnisse sind besser ausgefallen als ursprünglich erwartet. Mit 15,56 Dollar je Aktie dürften die operativen Gewinne nur noch minimal unter dem Vorjahreswert liegen. Weniger erfreulich sieht die Entwicklung bei den Umsätzen aus, die wohl rund zwölf Prozent unter Vorjahr hereinkommen. Laut Indexanbieter S&P erreichen die gelisteten Unternehmen damit eine Marge von 7,5 Prozent. Das liegt deutlich über dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre von 6,6 Prozent. Während in früheren Krisenzeiten die Renditen der Konzerne abschmierten, haben es die Manager dieses Mal geschafft, die Kosten massiv zu drücken und so ihre Gewinnsituation halbwegs zu retten. Gespart wurde vor allem an der Belegschaft und an Investitionen in Forschung und Entwicklung. Was kurzfristig positiv aussieht, kann mittel- und langfristig zum Bumerang werden. Schon Henry Ford wusste, dass Autos keine Autos kaufen: Die steigende Arbeitslosigkeit in den USA wird neben der massiven Verschuldung zu einem zusätzlichen Belastungsfaktor. Und die fehlenden Investitionen könnten sich durch einen Verlust an Weltmarktanteilen rächen (China holt technisch ohnehin mächtig auf).

Auffällig ist in diesem Zusammenhang der Optimismus der Analysten, die für das kommende Jahr einen Anstieg der operativen Gewinne im S&P 500 um rund ein Drittel auf dann 75 Dollar je Aktie veranschlagen. Nachdem die Kosten ausgepresst sind wie eine Zitrone, fragt sich, wie das zu schaffen sein soll. Eine erneute deutliche Margenausweitung wird schwierig und die Umsätze dürften wegen der durchwachsenen Konjunkturaussichten kaum kräftig in die Höhe schnellen. Ab 2010 müssen Anleger daher damit rechnen, dass es zu einigen Enttäuschungen bei den Unternehmenszahlen kommt. Selbst wenn alles klappt, sind US-Aktien teuer. Die Nettogewinne liegen regelmäßig rund 20 Prozent unter den operativen Ergebnissen. Bei 1.110 Punkten im S&P 500 ergibt sich somit ein KGV für den Index von 18,5. Das ist auch im historischen Vergleich recht viel.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur des „Global Performance“. Der Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. Weitere Informationen unter www.globalperformance.de.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.