Geldanlage-Report Armin Brack

Value und Momentum - Die 15 deutschen Kaufkandidaten und die Performance der alten Favoriten

23.11.15 15:43 Uhr

Value und Momentum - Die 15 deutschen Kaufkandidaten und die Performance der alten Favoriten | finanzen.net

Während ich in meinem Börsenbrief Trend-Trader die Kaufkandidaten manuell auswähle, besteht alternativ auch die Möglichkeit eine rein mechanische Strategie für die Umsetzung der Value und Momentum-Strategie ("Trending Value") anzuwenden.

Dabei werden einfach die Aktien aus einer Grundgesamtheit, die die günstigsten 20 Prozent unter allen deutschen Werten enthält (günstigste Quintile), gekauft, die in den vergangenen sechs Monaten am stärksten gestiegen sind.

Ich hatte Ihnen in der Geldanlage-Report-Ausgabe vom 15. August 2015 die Top 15 vorgestellt. Nicht alle habe ich damals als kaufenswert erachtet (Details können Sie hier nachlesen). Der Einfachheit halber und um der konsequenten Umsetzung der Strategie willen, tun wir trotzdem so, als ob diese 15 Aktien alle gekauft worden sind.

Die Performance war schwach: Die Werte verloren im Durchschnitt 5,4 Prozent und das in einem Zeitraum, in dem der DAX um 1,3 Prozent zulegte, MDAX und TecDAX sogar noch stärker. Extreme Verluste von über 30 Prozent mussten dabei SKW Stahl, Deutz und Solarworld hinnehmen. Auch Salzgitter verlor mit knapp 25 Prozent deutlich. Extrem gut hat mit König & Bauer (+60,9 Prozent) nur ein Wert performt.

Zu beachten ist, dass die Performance einer Strategie über einen so kurzen Zeitraum kaum aussagekräftig ist. Sie passt zudem ins Bild der relativen Underperformance von Value-Aktien gegenüber dem Gesamtmarkt, die - wie im ersten Teil beschrieben - schon länger anhält.

Prinzipiell erscheint es absolut sinnvoll, die Trending Value-Aktien manuell auf Sonderfaktoren hin zu untersuchen, die das Ergebnis in der Vergangenheit verzerrt haben. Zu beachten ist, dass das Ranking für die Valuekomponente ausschließlich auf tatsächlich bereits bekannten Ergebnissen der zurückliegenden vier Quartale basiert. Es werden keine Schätzungen für die Zukunft verwendet.

Problematisch ist das dann, wenn die Ergebnisse der Vergangenheit durch Sondereffekte verzerrt worden sind. So war beispielsweise Solarworld möglicherweise nur deshalb im Ranking enthalten, weil das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) innerhalb des berücksichtigten Zeitraums durch den Erwerb der Solarsparte von Bosch extrem positiv beeinflusst worden war.

Bei Maternus-Kliniken hatte es 2014 einen extremen Sondereffekt beim KGV und beim EV/EBITDA (EV = Unternehmenswert inkl. Schulden) gegeben (der Screener, den ich verwende, nutzt das EV/EBITDA als Kennzahl anstatt des Kurs-Cashflow-Verhältnisses). Zudem weist Maternus einen negativen Buchwert aus. Die Aktie hätte also eigentlich aus dem Screener aussortiert werden müssen.

Unter dem Vorbehalt, dass diese nur als Ansatzpunkt für weitere Recherchen dienen sollten, hier nun die aktuellen Top 15 des Trending Value-Screens:

Handverlesene Trending Value-Werte finden Sie wie immer im Trend-Trader

MEIN FAZIT:

Nutzen Sie die Übersicht über die aktuellen Top 15 der Trending Value-Strategie als Basis für ihre eigenen Recherchen und Aktiendispositionen. Trotz der aktuellen Underperformance der Strategie, dürfte sie mittel- und langfristig den Markt deutlich outperformen.

Achten Sie aber bei der Einzelanalyse der Werte auf Sondereffekte in den letzten Quartalen, die die ausgewiesenen Kennzahlen unter Umständen stark verzerren können.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images