Übernahmewelle im Kohlesektor: So profitieren Sie!?
In Deutschland wurde soeben die Verlängerung der Steinkohle-Subventionen bis 2020 beschlossen - gegen den Rat der EU.
Geld verdienen tut damit keiner - außer den Arbeitskräften, die von den Subventionen leben. Ganz anders sieht das in Kanada aus, wo Kohle boomt wie nie zuvor. Lesen Sie, wie Sie als Anleger davon profitieren können.
Am Donnerstag vor Börsenbeginn gab der US-Kohle-Produzent und -Exporteur Walter Industries (Marktkapitalisierung US-Dollar) die Übernahme des kanadischen Met-Kohleproduzenten Western Coal bekannt. Bemerkenswert: Walter zahlt einen Aufschlag von über 50 Prozent auf den letzten Börsenkurs von Western vor der Übernahme.
Das verdeutlicht einmal mehr, wie begehrt qualitativ gute Produzenten und Explorer inzwischen wieder sind. Der Hintergrund ist - wie bei fast allen großen Investmentthemen unserer Zeit - die massiv anziehende Nachfrage aus den Emerging Markets wie China, Indien und im Falle Kohle auch Brasilien.
Theoretisch gesehen ist das Angebot (an in der Erde befindlicher Kohle) in den USA und Kanada zwar laut Experten fast unbegrenzt. Nach Aussage von George Warholic, dem Kohle-Ökonom der U.S. Energy Information Administration, sitzt alleine die USA auf 260 Milliarden Tonnen förderbarer Kohle, die ausreicht, um die USA für mindestens zwei weitere Dekaden zu versorgen. Doch in der Praxis sieht das anders aus.
Ungeachtet eher exotischer Studien, die im Gegensatz zu den obigen Aussagen einen "Peak Coal" proklamieren ist metallurgische Kohle in Nordamerika momentan knapp.
Hintergrund sind dabei die rechtlichen bzw. regulatorischen Schwierigkeiten bei der Eröffnung neuer Kohlefelder in den zentralen Appalachen, dem Hauptkohleabbaugebiet der USA. Experten sprechen davon, dass Antragssteller angesichts der Lobby von Umweltaktivisten und der allgemeinen Stimmung in der Bevölkerung geradezu byzantinisch zu Kreuze kriechen müssen und kaum eine Chance haben, eine Genehmigung zu erhalten.
Wertvolle Minen
Das macht im Gegenzug bereits existierende Minen und Abbaulizenzen umso wertvoller. In Kanada gibt es neben den nun vom Kurszettel verschwindenden Western Coal gerade einmal noch drei weitere börsennotierte Kohleproduzenten von nennenswerter Größe: Teck Resources (wobei Teck auch in anderen Bereichen aktiv ist, also kein reiner Kohle-Play ist), Grand Cache Coal und Cline Mining.
Die Kurse der beiden letzteren Aktien, die sich eh schon der Nähe ihrer 52-Wochen-Hochs befinden, explodierten am Donnerstag zu Handelsbeginn als Reaktion auf die Western Coal-Übernahme regelrecht. Beide eröffneten mehr als 20 Prozent höher im Vergleich zum Vortagesschluss, bevor sie dann im Handelsverlauf etwas zurückkamen.
Beide Firmen werden nun selbst zu heißen Übernahmekandidaten. UBS-Analyst Glyn Lawcock sprach bereits im September von einem "mad dash" (frei übersetzt: "verrückter Wettlauf") nach Kohle-Assets.
Besonders Cline Mining gefällt mir hervorragend: Hauptasset des Unternehmens ist die New Elk Coal Mine in Las Animas County im US-Bundesstaat Colorado.
New Elk Coal soll noch im vierten Quartal 2010 nach mehreren Jahren der Reaktivierung in Betrieb gehen. Bereits im Jahr 1951 wurde an dieser Stelle, damals noch unter dem Namen Allen Mine, metallurgische Kohle gefördert. Die Colorado Fuel & Iron Company, die längst das zeitliche gesegnet hat, produzierte die Kohle damals für ihre eigene Pueblo Eisen- und Stahlschmiede. In den frühen 80er-Jahren wurde die Mine dann stillgelegt.
Erst vor drei Jahren kam dann der japanische Rohstoffinvestor und Kohlehändler Mitsui Mastsushima auf Cline zu, weil man verzweifelt auf der Suche nach metallurgischen Kohlereserven war. Cline entschloss sich dann dazu, die alte Allen Mine zu reaktivieren. Mitsui übernahm einen Teil der Finanzierung des Projekts (insgesamt 22 Millionen kanadische Dollar CAD), die Cline am Dienstag dieser Woche (16. November 2010) komplett zurückbezahlt hat.
Insgesamt hat Cline 52 Millionen US-Dollar von Investoren aufgetrieben und inzwischen Ressourcen an metallurgischer Kohle in Höhe von 315 Millionen Tonnen (!) auf der eigenen Liegenschaft nachgewiesen. Das reicht für einen Abbau über einen Zeitraum von "mehrere Dekaden", so die Schätzungen von Insidern. CEO Ken Bates erklärt die wirtschaftliche Attraktivität des Projekts:
"Insgesamt dürfte es uns ca. 65 Millionen US-Dollar kosten, um die Mine unter Vollkapazität produzieren lassen zu können. Würden wir heute eine komplett neue Mine dieser Größenordnung aufbauen, würde uns das 300 bis 400 Millionen kanadische Dollar kosten." Probleme und Kosten, die im Zusammenhang mit Umweltbehörden und anderen regulatorischen Schwierigkeiten entstehen könnten, noch nicht mit einberechnet.
Für New Elk hat Cline aber sämtliche erforderlichen Genehmigungen des Bundesstaates Colorado bereits erhalten. Grünes Licht also für den Produktionsstart!
Eisenbahnanbindung als Meilenstein
In 2011 sollen zunächst 1,3 Millionen Tonnen Kohle produziert werden. In 2012 sollen es mit Hilfe von zusätzlichem Equipment bereits 2,6 Millionen Tonnen werden, in 2013 drei Millionen Tonnen.
Danach winkt der Anschluss an die Hauptstrasse der Burlington Northern Santa Fe-Trasse. Das wäre ein Meilenstein für das Unternehmen. Danach bestünde Anbindung an Texas und die Goldregion im Südosten, nach Chicago und die Great Lakes im Nordosten und Vancouver im Nordwesten. Von hieraus könnte die Kohle dann nach Asien verschifft werden.
Burlington Northern Santa Fe wurde übrigens im letzten Jahr für 34 Milliarden US-Dollar von Warren Buffetts Berksire Hathaway-Investmentvehikel aufgekauft.
Attraktive Bewertung
Bereits bei nur 1,3 Millionen Tonnen ergäbe sich beim aktuellen Kohlepreis ein Jahresumsatz von 140 Millionen CAD. Erwirtschaftet werden soll dabei ein Nettogewinn von 21 Millionen CAD oder 0,16 CAD je Aktie. Bei einem nicht-zyklischen Rohstoffunternehmen würde dies überschlagsmäßig einen Unternehmenswert von 600 Millionen CAD rechtfertigen. Für Zykliker muss man einen Bewertungsabschlag von 30 bis 40 Prozent einplanen, was dann einen fairen Wert von mindestens 400 Millionen CAD ergäbe.
Beim aktuellen Kurs von 2,70 CAD ist die Aktie mit 355 Millionen CAD Marktkapitalisierung damit knapp 20 Prozent unterbewertet. Berücksichtigt werden muss hierbei jedoch, dass ohne großen Mehraufwand in 2012 bereits eine Verdopplung der Produktion drin sein sollte mit einem in der Folge überproportional steigenden Gewinn. Das KGV würde dann weit in den einstelligen Bereich sinken.
Hinzu kommt: Cline verfügt noch über weitere Projekte in früheren Entwicklungsphasen, die dann an Investoren weiterverkauft werden sollen, darunter weitere Kohleliegenschaften in British Columbia (Lossan, Lodgepole und Sage Creek), eine Eisenerzliegenschaft in Madagaskar und ein Goldprojekt in Ontario, Kanada. Diese gibt es bei der aktuellen Bewertung quasi gratis obendrauf.
MEIN FAZIT:
- Nach Gold, Silber, Seltenen Erden und Uran könnte als nächstes - ausgelöst u.a. durch die Western Coal-Übernahme - der Kohlesektor heiß laufen.
- Mein persönlicher Favorit ist hier Cline Mining. Traditionell ist das kurzfristige Kurspotenzial bei Minenwerten am höchsten, die kurz vor Produktionsbeginn stehen.
- Trotz einer Kursversiebenfachung im letzten Jahr ist die Aktie immer noch attraktiv bewertet, allerdings nur für spekulative Anleger geeignet, weil eine hohe Abhängigkeit vom Kohlepreis besteht.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.