Geldanlage-Report Armin Brack

So kaufen Sie Qualitäts-Aktien?!

28.04.10 08:41 Uhr

So kaufen Sie Qualitäts-Aktien?! | finanzen.net

Lieber Geldanleger, immer wieder erreichen mich Anfragen von Lesern zu sehr exotischen Aktien, zu denen ich eine Empfehlung abgeben soll.

Häufig handelt es sich dabei um Werte, die von dubiosen Publikationen gepusht werden, aber weder vernünftige Fundamentaldaten noch einen sauberen Aufwärtstrend aufweisen.

Im Gegenteil: In 80 Prozent aller Fälle sieht der Chart aus wie eine Sinuskurve mit anschließender Nulllinie, soll heißen: Hochgepusht, abgestürzt und dann ein Dasein als Depotleiche fristend, bei gutgläubigen Anlegern, die auf den Push reingefallen sind.

Ich könnte an dieser Stelle nun fast beliebig viele dieser Aktien besprechen und Sie vor einem Investment in jedes einzelne Papier warnen. Die Erfahrung zeigt, dass das vor allem eins bringt: Ärger mit den betreffenden Firmen bzw. deren Rechtsvertretern. Das bindet unsere personellen Ressourcen und führt am Ende zu nichts außer Kosten. Denn im deutschen (Finanz)-Rechtssystem gewinnt am Ende meist nicht der, der Recht hat, sondern der, der den längeren Atem und vor allem mehr Geld hat, um sämtliche Instanzen zu durchlaufen. Das ist traurig, aber wahr.

Aber zurück zum Thema: Ich verstehe die Faszination vieler Anleger für diese Werte und ich teile sie sogar auch teilweise. Im Erfolgsfall winken hier schließlich mögliche Renditen von mehreren hundert oder gar 1.000 Prozent. Was viele nicht verstehen: Auch bei solchen vermeintlichen Zockerwerten können Sie Ihre Erfolgschancen massiv steigern, in dem sie auf Qualität setzen.

*Qualität und nochmal Qualität

Qualität heißt: Es sind bereits jetzt Umsätze und Gewinne vorhanden – und zwar mit steigender Tendenz.

Qualität heißt: Das Unternehmen kann sich aus den eigenen Gewinnen refinanzieren und wachsen, weist also einen positiven Cash-Flow aus und ist nicht ständig auf das Nachschießen von neuem Geld über Kapitalmaßnahmen angewiesen. Erkennen lässt sich dies beispielsweise daran, dass Zahl der ausstehenden Aktien konstant bleibt oder sich sogar verringert. So wird sichergestellt, dass sich ihr Anteil am Unternehmen nicht verwässert.

Qualität heißt: Es gibt keine übertrieben hohen (Bonus)zahlungen für Vorstand und führende Mitarbeiter (oder gar für Journalisten, die positiv über das Unternehmen berichten), z.B. in Form von Aktienoptionen. Letzteres führt nämlich ebenfalls zu einer Erhöhung der Zahl an ausstehenden Aktien.

Qualität heißt: Die Bilanz ist sauber. Das Unternehmen verfügt über einen ausreichend hohen Cashbestand, benötigt möglichst wenig Umlaufvermögen, um Gewinne zu erzielen und hat möglichst wenig Verbindlichkeiten.

Qualität heißt: Das Unternehmen informiert sein Anleger regelmäßig über wichtige Entwicklungen und den Geschäftsverlauf. Hierbei gilt: Fakten und Zahlen sind entscheidender als nebulöse Formulierungen und Zukunftsvisionen.

Qualität heißt: Insider (also Vorstände, führende Mitarbeiter, Aufsichtsräte etc.) besitzen einen Anteil am Unternehmen und/oder kaufen in nennenswertem Umfang Aktien des eigenen Unternehmens zu – und zwar genau diese Art von Aktien, die auch Sie als Anleger erwerben können. Keine Vorzugsaktien mit speziellen Gewinnvorzugsrechten oder ähnlichen Besserstellungs-Merkmalen, die einem erlauchten Kreis vorbehalten bleiben.

Derartige Praktiken werden speziell bei kleineren Firmen in relativ unregulierten Märkten häufiger angewandt als Sie glauben. Sie als Anleger bekommen davon gar nichts mit, wenn Sie sich nicht durch entsprechende Pflichtveröffentlichungen wühlen (in den USA nach der Wertpapieraufsichtsbehörde SEC entsprechend „SEC-Filings“ genannt).

Mir ist klar, dass Unternehmen aus bestimmten Bereichen mit hohem Forschungsbedarf in ihrer Frühphase zwangsläufig Verluste machen. Aber wer zwingt uns in Biotech-Aktien zu investieren, die womöglich vom Erfolg eines Medikamentenkandidaten abhängig sind, wo selbst Insider nicht abschätzen können, wie die Zulassungschancen sind? Eben. Niemand!

*Auch die Charttechnik muss passen

Doch fundamentale Qualität ist nur die eine Seite. Damit eine Exoten-Aktie überhaupt als Kauf in Frage kommt, muss zudem der Trendverlauf passen. Die betreffende Aktie muss über einen sauberen Aufwärtstrend verfügen und innerhalb der letzten ein, zwei Monate ein oder mehrmals neue Jahreshochs erzielt haben.

So erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in ein Papier investieren, das auch kurzfristig Gewinne einbringt. Die in Stein gemeißelte Regel heißt: Trends neigen dazu, sich fortzusetzen. Umgekehrt heißt das dann: Investieren Sie nie in eine Aktie, die sich im Abwärtstrend befindet und kaufen Sie eine solche Aktie erst recht nicht nach.

Aber Vorsicht: Die charttechnische Betrachtung alleine ist auch nicht genug. Professionelle Stock-Promoter schaffen es in Kooperation mit den Firmen künstliche Aufwärtstrends bei Aktien zu etablieren. Besonders verdächtig sind Aktien, die über einen Zeitraum von mehreren Wochen jeden Tag mit einer bemerkenswerten Konstanz steigen, ohne dass es dafür echte Fakten gibt, die diesen Anstieg untermauern. Es folgt dann häufig ein Absturz innerhalb weniger Stunden um 50 Prozent oder mehr, wenn die Insider Kasse machen.

Auch Stopps helfen hier nicht immer, da es auch vorkommen kann, dass solche Aktien vom Handel ausgesetzt werden, wenn beispielsweise gegen Publikationsvorschriften verstoßen worden ist. Eine Wiederaufnahme des Handels erfolgt dann unter Umständen erst Wochen, Monate oder gar Jahre später – und zu deutlich niedrigen Kursen. Sind Sie in einem solchen Papier investiert, haben Sie keine Chance vorher wieder an Ihr Geld zu kommen.

So etwas ist beispielsweise bei der inzwischen hierzulande in Zockerkreisen berühmt-berüchtigten Gulfside Minerals passiert: Die Aktie wurde Ende 2007 vom Handel ausgesetzt und erst im August 2009 erstmals wieder gehandelt.

MEIN FAZIT:

Weil Qualitäts-Aktien aber auch bei kleinen Firmen sehr schwer zu finden sind, möchte ich heute im zweiten Teil des Updates zwei Werte in Kurzanalysen vorstellen, die hierzulande fast keiner auf seinem Kurszettel hat, bei denen aber im Unterschied zur oberen Spezies echtes kurz-, mittel- und langfristiges Kurspotenzial besteht, weil die Unternehmen sowohl fundamental als auch charttechnisch überzeugen.

Ob sich daraus echte Highflyer entwickeln werden bzw. ob die Aktien ihre Aufwärtstendenz fortsetzen ist natürlich trotzdem ungewiss. Es gehört immer auch eine große Portion Glück dazu, um einen echten Volltreffer zu landen. Grundsätzlich gilt aber immer: Börse ist ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten und die Aufgabe für uns als Anleger ist es, die Wahrscheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.