Schmack Biogas: Jetzt einsteigen?
Es war nur eine Frage der Zeit!
Die vergangene Woche war eine katastrophale für Anleger, die auf Biogas setzen: Zunächst schockte Branchenprimus EnviTec die Aktionäre mit einer deftigen Gewinnwarnung, die scheinbar aus heiterem Himmel kam: Statt wie geplant 150 bis 200 Millionen Euro schafft man nun doch nur ca. 110 Millionen Euro Umsatz. Damit kann man gerade noch ein ausgeglichenes Ergebnis erwarten.
Dabei hatte die Branche erst vor kurzem wieder Hoffnung geschöpft. Nach der Neuordnung des EEG war endlich regulatorische Klarheit in der Branche vorhanden. Allerorten gab es optimistische Stimmen zur Auftragsentwicklung im zweiten Quartal. Noch Anfang Oktober hoben die Analysten der Berenberg Bank das Kursziel für EnviTec dramatisch von 6,20 Euro auf 19,00 Euro an und stuften die Aktie auf "Kaufen".
Nun die Ernüchterung: Viele Projekte müssen wegen Finanzierungsschwierigkeiten verschoben werden. Die Nachwirkungen der Finanzkrise in der Realwirtschaft schlagen voll durch. Die Banken sind nach wie vor knauserig. Die überschüssige Liquidität wandert direkt in die Finanzmärkte, kommt aber beim Mittelstand nicht an.
Obwohl die EnviTec-Aktie dramatisch von 16,50 auf 12,00 Euro verlor, ist der entstandene Schaden gering im Vergleich zum Desaster beim Konkurrenten Schmack Biogas.
*Schmack Biogas ist pleite
Schmack, beim Börsengang einst das Aushängeschild der deutschen Biogas-Branche und dann lange Jahre zumindest auf Augenhöhe mit EnviTec, musste nur einen Tag nach der Gewinnwarnung von EnviTec Insolvenz anmelden.
Auch bei Schmack kam die Pleite auf den ersten Blick überraschend: Zuletzt waren die Umsätze um 41 Prozent auf 42,1 Millionen Euro gestiegen, das Auftragsvolumen bei 147,5 Millionen Euro sogar sehr ansehnlich. Sogar der Verlust ging deutlich zurück, betrug aber immer noch satte 8,3 Millionen Euro. Trotzdem wurde noch im Zwischenbericht ein Cashbestand von neun Millionen Euro ausgewiesen. Wie konnte es nun trotzdem so schnell zur Insolvenz kommen?
Die Ursachen liegen hier in drastischen Managementfehlern der Vergangenheit. Eine ungezügelte Expansion, sowohl organisch als auch durch Zukäufe und ein hohes Forschungs- und Entwicklungsbudget führten zu einer regelrechten Kostenexplosion. Solange das Branchenumfeld freundlich war, erwuchsen daraus keine größeren Probleme. Geldgeber, die neues Kapital zur Verfügung stellten, standen quasi Schlange. Aktionäre waren bereit fast jeden Preis für das Papier zu bezahlen. Innerhalb eines Jahres nach Börsengang hatte sich der Kurs in der Spitze auf 76,20 Euro verdoppelt.
*Zeichen der Zeit nicht erkannt
Dann folgte am 26. Juli 2007 der erste Schock: Schmack veröffentlichte eine Gewinnwarnung, weil das Geschäft mit kleinen Biogasanlagen nicht mehr lief. Steigende Preise für die landwirtschaftlichen Rohstoffe, die zur Erzeugung von Biogas verwendet wurden, machten den Betrieb der Anlagen für die Landwirte zunehmend unrentabel.
Rund einen Monat später enttäuschte auch EnviTec mit der Vorlage der Halbjahreszahlen. Bereits damals wurde ein deutlicher und letztlich entscheidender Unterschied zwischen den beiden Unternehmen ersichtlich: EnviTec trat sofort auf die Kostenbremse, während Schmack seinen Expansionskurs beibehielt.
Fairerweise muss erwähnt werden, dass EnviTec natürlich beim Börsengang fast den Höhepunkt der Biogas-Euphorie abpasste und bei einem Ausgabepreis der vier Millionen Aktien zu 47,00 Euro brutto 188 Millionen Euro eingenommen hat. Bei Schmack waren es "nur" 62 Millionen Euro. EnviTec zehrt auch gut zwei Jahre nach dem Börsengang von dieser Geldspritze auch wenn der Cashberg bis Ende 2008 auch auf 58,3 Millionen Euro zusammengeschmolzen war.
Das Geld wurde bei EnviTec allerdings wesentlich besser investiert. Das Eigenkapital konnte bei rund 175 Millionen Euro zumindest konstant gehalten werden. Die Verbindlichkeiten lagen Ende 2008 bei rund 14 Millionen und damit nur bei einem Bruchteil von denen des Konkurrenten Schmack.
*Verheerende Bilanzrelation verschreckt Investoren
Bei Schmack standen dem Schuldenberg von 58 Millionen Euro zuletzt nur noch liquide Mittel von neun Millionen Euro entgegen. Das Eigenkapital war Ende 2008 bereits auf 34 Millionen Euro zusammengeschmolzen.
Das Problem: Wer investiert in Zeiten der Finanzkrise in ein Unternehmen mit derart schlechten Bilanzrelationen? Einen deutlichen Denkzettel gab es im Januar dieses Jahres: Zu einem Bezugspreis von 3,07 Euro konnten nur noch 2,067 Millionen neue Aktien an den Mann gebracht werden. Damit flossen Schmack brutto gut sechs Millionen Euro zu - deutlich weniger als erwartet.
Scheinbar unbeeindruckt verkündete das Management dann aber noch im Juli den Markteintritt in Großbritannien und exakt einen Monat später auch in Frankreich. Offenbar versuchte man im Hause Schmack - wieder mal - die Flucht nach vorne anzutreten. Angesichts des wieder anziehenden Auftragseingangs und der Reduzierung des Verlusts im Halbjahr wähnte man sich offenbar in Sicherheit. Doch die Rechnung wurde ohne die Banken gemacht, die dem Unternehmen neue Kredite verwehrten.
Als letzter Ausweg blieb nur noch die Anmeldung der Insolvenz. Zunächst kann wenigstens der operative Betrieb fortgeführt werden. Das lockte zum Ende der Woche Zocker in die Aktie. Doch unter dem Strich müssen die Altaktionäre wohl mit einem Totalverlust rechnen.
MEIN FAZIT:
- Der Brancheneinbruch im Biogas-Segment war nicht die Schuld von Schmack, wohl aber die anhaltende ungezügelte Expansion bei mangelnder Kostendisziplin.
- So war das eigene Schicksal letztlich in der Hand der Banken - und die senkten den Daumen. Zuviel Geld hatte Schmack in der Vergangenheit bereits verbrannt.
- Anleger sollten daraus lernen und Firmen mit schlechten Bilanzstrukturen, hohen Verlusten und negativem Cashflow strikt meiden.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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29.05.2008 | Schmack Biogas neutral | Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA |
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