Euro am Sonntag

Spanien: Ein Land in Bewegung

25.09.15 04:00 Uhr

Spanien: Ein Land in Bewegung | finanzen.net

Bei den anstehenden Wahlen in Katalonien stimmen die Bürger indirekt auch über eine Loslösung der autonomen Region von Spanien ab. Doch das ist nicht die einzige Unsicherheit, die die Märkte bremst.

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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Kürzlich gab es sogar Lob von Wolfgang Schäuble: "Spanien ist unser bestes Argument, dass wir vieles richtig gemacht haben", sagte der Bundesfinanzminister bei einem deutsch-spanischen Wirtschaftsforum. In der Tat hat sich das einstige Krisenland mit einem harten Spar- und Reformkurs wieder nach oben gearbeitet. Und das so konsequent, dass die Iberer heute als Wachstumsmotor Europas gelten.

An der Madrider Börse finden die starken Wirtschaftszahlen dieses Jahres aber keinen Widerhall. Im Gegenteil: Mit rund sieben Prozent Minus seit Jahresanfang hat sich der Ibex 35 so schlecht wie kein anderer der großen westeuropäischen Ak­tienindzes entwickelt - mit Ausnahme des griechischen. Das Problem: die politische Unsicherheit, die das Land lähmt und Investitionen hemmt. Konkret geht es um die am Sonntag stattfindende Parlamentswahl in der autonomen Region Katalonien. Deren konservativer Regierungschef Artur Mas erhofft sich von dem Urnengang das "demokratische Mandat" für die Loslösung Kataloniens von Spanien. Die Chancen, eine Mehrheit für dieses Vorhaben zu erhalten, stehen nach den jüngsten Umfragen nicht schlecht.

Bereits am 11. September, dem "Nationalfeiertag" der Katalanen, waren Hunderttausende Menschen in Barcelona und anderen Städten der Region unterwegs, um für die Unabhängigkeit von Spanien zu demonstrieren. Sollte Mas mit seiner Mitte-Rechts-Partei CDC und der in einem Wahlbündnis zusammengeschlossenen linksnationalistischen Partei ERC die Abstimmung gewinnen, strebt er eine Abspaltung innerhalb von 18 Monaten an. Spaniens konservative Zentralregierung um Ministerpräsident Mariano Rajoy lehnt dieses Ansinnen ab.

Auch Spaniens Notenbankgouverneur Luis María Linde warnt vor der Unabhängigkeit: Katalonien würde dann "automatisch" aus der Eurozone ausgeschlossen - mit allen Folgen: Die EZB würde die Finanzierung der katalanischen Banken sofort stoppen, und es käme zu ähnlichen Kapitalverkehrsbeschränkungen wie in Griechenland.

Die Separatisten sehen das gelassener. Sie rechnen im Fall des Falles mit Entgegenkommen der europäischen Politik. Ihr Argument: Die Eurozone werde sicher nicht auf die Wirtschaftskraft des wohlhabenden Katalonien verzichten wollen. Die ­Region mit 7,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche größer als Belgien erwirtschaftet rund 20 Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts.

Fraglich, ob die Drohung des Chefs der spanischen Fußballliga, Javier Tebas, die Stimmung noch zu drehen vermag: Der kündigte vor wenigen Tagen im Fall einer Abspaltung den Ausschluss aller katalanischen Vereine aus dem spanischen Sport an. Damit dürfte auch Champions-League-Sieger FC Barcelona nicht mehr am Liga­betrieb teilnehmen. Doch der Verein ist selbst ein Aushängeschild der Unabhängigkeitsbewegung. Und sein ehemaliger Spieler und heutige FC-Bayern-Coach Pep Guardiola befindet sich längst auf der Wahlliste der Separatisten - auf dem nur symbolisch bedeutsamen letzten Platz.

Investor-Info

Spanien
Monate der Ungewissheit

Die Wahl in Katalonien ist auch ein Stimmungstest für die im Dezember anstehende spanische Parlamentswahl. Denn bei den Regional- und Kommunalwahlen im Mai liefen die Spanier in Scharen Protestparteien wie der ultralinken Podemos zu, die mit der griechischen Syriza sympathisiert. Aktuell jedoch kämpft Podemos um ihre Positionierung, was ihre Erfolgsaussichten schwächt. Laut Umfragen wird im Dezember keine der antretenden Parteien eine absolute Mehrheit erreichen. Ob und wie der bisherige Reformkurs dann fortgesetzt wird, ist ungewiss. Anleger sollten mit einem Einstieg in den spanischen Aktienmarkt warten, bis sich die politische Lage geklärt hat. Dann empfiehlt sich ein Fonds wie der Fidelity Iberia, der sich selbst in diesem schwierigen Jahr sehr gut geschlagen hat.

Fidelity Iberia
Gute Titelauswahl

Welchen Mehrwert ein aktiv gemanagtes Portfolio bringen kann, beweist lang- und kurzfristig der Fidelity Iberia. Rund zwölf Prozent hat der Fonds seit Jahresanfang zugelegt, während sein Vergleichsindex, der MSCI Spain, mehr als drei Prozent einbüßte. Möglich macht das eine strikte Einzeltitelauswahl nach Fundamentalkriterien. Außerdem kann Fondsmanager Fabio Riccelli auch portugiesische Aktien ins Portfolio nehmen.

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