Wird Frankreich bis zur WM 2014 zum Pleitekandidat?
Die französischen Fußballfans können ein Lied davon singen: Wenn es zu gut läuft verliert man schnell den Blick für die eigenen Grenzen.
Wähnten sich Frankreichs Kicker nach dem Doppeltitel (WM 1998 + EM 2000) noch auf dem sportlichen Olymp, so hat das Selbstbewusstsein der Equipe durch das Vorrundenaus in dieser WM merkliche Kratzer bekommen. Ich hoffe, dass Frankreichs Gesellschaft die Grenzen des Staates schneller erkennt, denn mit einem für 2010 erwarteten Fiskaldefizit von 8,4% liegt die Grande Nation aktuell - wie im Fußball - näher an Griechenland (-9,9%) als an Deutschland (-5,5%) oder Holland (-6,2%). Ob es gelingt das Ruder umzureißen darf bezweifelt werden, denn der während der Finanzkrise hochgelobte „französische Weg“ hat eine tiefsitzende Tücke: er kennt keine Sparsamkeit!
Seit fast 40 Jahren hat Frankreich keinen ausgeglichenen Haushalt mehr vorgelegt und von einem Umdenken ist wenig zu spüren. Obwohl sich Frankreich mit der Erhöhung des Renteneintrittsalters von 60 auf 62 bis 2018 Zeit lassen wird und obwohl diese Maßnahme nur die Hälfte des Lochs in der Rentenkasse stopfen wird, könnte schon dieser erste kleine Sparschritt wie fast jeder andere Sparversuch zuvor am Druck der übermächtigen Gewerkschaften scheitern. Dabei sollte selbst im aufgeblähten Staatsapparat jedem klar sein, dass Frankreich mit einer aktuellen Staatsverschuldung von 84% des BIPs ohne ein Austeritätsprogramm schon bei der nächsten WM eine Staatsverschuldung von deutlich über 100% des BIPs erreichen wird. Damit spielt man dann bestenfalls noch in der Spitzengruppe der europäischen Pleitekandidaten mit.
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.