KNBV – die Kennzahl für hohe Börsengewinne!
Sie kennen doch sicher Benjamin Graham. Warren Buffett bezeichnete den auch als „Gründer des Value Investings“ ...
... bekannten Ökonomen einmal als den für ihn zweit einflussreichsten Mann nach seinem Vater, denn von Ben Graham, habe er die Regeln des Value Investings gelernt.
Eine von Ben Grahams wichtigsten Regeln lautete: Investiere niemals bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von über 1,5.
So radikal diese Regel auch erscheint, wenn man sie etwas weiter denkt macht sie auf der Suche nach Schnäppchen absoluten Sinn. So fällt bei einer Beobachtung der langfristigen Entwicklung von Aktienkennzahlen auf, dass wenige Kennzahlen so stabil sind wie der Buchwert einer Aktie. Gewinne schwanken und Gewinnerwartungen werden regelmäßig verfehlt, doch der innere Wert eines Unternehmens entwickelt sich sehr stabil. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) ist daher eine der zuverlässigsten Kennzahlen überhaupt.
Schwäche des KBV: Willkür!
Natürlich hat auch dieses KBV seine Schwächen, denn der Buchwert ist immer nur ein bilanziell ausgewiesener Buchwert. Bilanziert BMW zum Beispiel den Wert einer wichtigen Maschine im Münchner Produktionszentrum, so müssen wir als Anleger dieser Wertangabe nicht nur vertrauen sondern die Maschine ist vermutlich auch für einen potentielle Käufer wesentlich weniger Wert wie für BMW selbst, denn nur in einem BMW-Werk erfüllt sie genau den Zweck für den sie gebaut wurde. Bei einer Liquidation (Verkauf nach Aufteilung in Einzelwerte) von BMW würden die Anteileigner daher höchst wahrscheinlich weniger Geld ausbezahlt bekommen wie es der Buchwert der Aktie verspricht.
Ich habe daher schon vor Jahren nach einer Kennzahl gesucht mit der man Schnäppchen wesentlich sicherer ausfindig machen kann wie mit dem Kurs-Buchwert-Verhältnis und dabei habe ich festgestellt, dass die liquiden Barvermögen eines Unternehmens eine besonders sichere Wertangabe sind. Der Grund: Barvermögen erhalten bei einer Liquidierung zu 100% ihren Wert und sie können umgehend an die Aktionäre verteilt werden.
Kurs-Netto-Barmittel-Verhältnis: Die Erfolgsformel?
Interessant ist also durch wie viel Barmittel eine Aktie hinterlegt ist. Die in dieser Hinsicht ausschlaggebenden Kennzahl nenne ich Kurs-Netto-Barmittel-Verhältnis (kurz: KNBV). Das KNBV errechnet sich in dem man die Marktkapitalisierung durch die liquiden Nettobarvermögen eines Unternehmens teilt. Nettobarmittel bedeutet in diesem Fall natürlich das Geld au den Unternehmenskonten abzüglich der Schulden.
Der Vorteil der Kennzahl: Hat ein Unternehmen ein KNVB bzw. Kurs- Netto-Barmittel-Verhältnis von 1 so tauscht der Anleger bei einem Kauf der Aktien Cash gegen Cash und das eigentliche Unternehmen bekommt er geschenkt dazu.
Oder anders ausgedrückt: Sollte das Unternehmen mit einem KNBV von 1 liquidiert werden, so wird dem Anleger mindestens sein Anfangseinsatz wieder ausgezahlt und er erhält zudem die Verkaufserlöse für die nichtliquiden Vermögen (Maschinen, Immobilien, Patente, etc.) dazu.
Wichtig ist nun nur noch zu wissen, ob das Unternehmen die Barmittel in schnellem Tempo verbrennt. Schreibt es nur einen geringen Verlust oder arbeitet es sogar profitabel, so ist die Aktie ein offensichtliches Schnäppchen!
Ja, es gibt tatsächlich Aktien unter Netto-Cash!
Man könnte glauben, solche Aktien gibt es nicht, tatsächlich gelingt es mir immer wieder Aktien mit einem KNBV von 1 oder weniger zu finden. Zum Beispiel habe ich den Lesern des Emerging Markets Trader am 14. Juli 2010 eine Sonderausgabe über 3 Aktien mit einem durchschnittlichen KNBV von unter 1 zugesendet und diese Aktien liegen nach nur 10 Wochen durchschnittlich schon über 100% im Plus! Auch meine Empfehlungen von 51Job, Inc. (+496% seit Empfehlung), Alibaba.com (bisher +247%), Lianhua Supermarket (+231%) oder Dragon Oil (+85%) begründete ich mit einer hohen Nettobarmittelabsicherung.
Mein Fazit:
Die Suche nach Aktien mit einem Kurs- Netto-Barmittel-Verhältnis von unter 1 ist der Grahamsche Value-Ansatz in Radikalform. Auch in dieser Woche gelang es mir 2 Aktien mit einem durchschnittlichen KNBV von unter 1 zu entdecken. Da beide Unternehmen profitabel arbeiten (also kein Geld verbrennen) stelle ich diese zu mehr als 100% durch Nettobarmittel hinterlegten Aktien in meiner aktuellen Ausgabe des Emerging Markets Traders vor.
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.