China droht eine schwere Gesundheitskrise!
In den vergangenen Wochen war es wieder einmal soweit, dass die Berichterstattung über die fürchterliche Luftverschmutzung...
... in chinesischen Städten bis nach Mitteleuropa überschwappte. Anlass waren neue Smogrekorde in Peking und anderen Großstädten der Volksrepublik.
So erreichte am 12. Januar der Air Quality Index (AQI) in Peking einen neuen Rekordwert von 755 Punkten. Die Skala übertraf damit wieder einmal das höchste Maß von 500 Punkten, das bei der Entwicklung des Index von der American Environmental Protection Agency (EPA) als Obergrenze vorgesehen wurde.
Schwere Gesundheitsschäden zu befürchten
Die hohe Luftverschmutzung ist nicht nur ein tägliches Ärgernis für Stadtbewohner in China, sondern droht dem Land auch eine fürchterliche Gesundheitskrise zu bescheren: Nur ein Prozent der 560 Millionen Stadtbewohner in China atmet Luft ein, die nach den Kriterien der Europäischen Union nicht als gesundheitsgefährdend eingestuft wird.
Nicht nur die vergiftete Atemluft gefährdet die Gesundheit der Chinesen, sondern sie sind auch zahlreichen anderen Umweltgiften ausgesetzt. Sie essen bleivergiftete Fische (bei einem Drittel der chinesischen Kinder wurden gefährliche hohe Bleiwerte im Blut gemessen), trinken verunreinigtes Trinkwasser und bei der eintönigen Arbeit in den Fabriken kommen sie nicht selten mit chemischen Giften in Verbindung.
China ist die Rauchernation Nummer 1
Verstärkt werden die Gesundheitsprobleme der chinesischen Bevölkerung durch ihr Rauchverhalten: schätzungsweise zwei Drittel aller Männer im Land sind Raucher.
China ist mit Abstand der größte Zigarettenmarkt der Welt. Satte 42% aller Zigaretten der Welt werden in China produziert.
Wie weit China in punkto Suchtaufklärung von westlichen Verhältnissen entfernt ist, zeigt sich im Alltag überall: Zigarren gehören zu den beliebtesten Geschenken unter Männern, rauchen wird an nahezu jedem Ort (inklusive Krankenhäuser) toleriert und selbst 60% der männlichen Ärzte sind bekennende Raucher. Eine Untersuchung des chinesischen Zentrums für Krankheitsbekämpfung und Prävention kam sogar zu dem erschreckenden Ergebnis, dass in China mehr als 100 Schulen den Namen von Zigarettenmarken oder Tabakfirmen tragen!
Veralterung der Gesellschaft droht
Noch ist das das wahre Ausmaß der Gesundheitsprobleme der chinesischen Bevölkerung nicht zu spüren, denn nur 13,3% der Einwohner sind über 65 Jahre alt, so dass sich bei den meisten Einwohnern Chinas chronische Leiden noch nicht manifestiert haben.
Bis zum Jahr 2030 wird sich allerdings infolge der Ein-Kind-Politik der Anteil der über 65-jährigen mehr als verdoppeln und dürfte in den folgenden Jahren noch weiter ansteigen. In der Konsequenz ist zu erwarten, dass insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenerkrankung rapide zunehmen werden.
Mein Fazit:
China steht vor einer schweren Gesundheitskrise, denn die aktuell noch günstige Demographie überdeckt, dass die hohe Umweltverschmutzung, die zunehmende Stressbelastungen im Alltag und die hohe Raucherquote zu einer regelrechten Epidemie an chronischen und akuten Krankheiten führen wird. Dies bedroht langfristig nicht nur den sozialen Frieden, sondern auch die hohen Wirtschaftswachstumsraten. Gleichzeitig entstehen für den Anleger aber auch enorme Chancen im Gesundheitssektor.
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.