DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Konjunktursorgen drücken die Kurse – zu Recht?

30.08.10 09:10 Uhr

Konjunktursorgen drücken die Kurse – zu Recht? | finanzen.net

Die Angst ist zurückgekehrt.

Schlechte Konjunkturnachrichten aus den USA haben die Aktienmärkte weltweit unter Druck gesetzt. Auch der DAX wurde nach unten gerissen und notiert wieder unter 6.000 Punkten, obwohl der Newsfeed aus Deutschland anhaltend positiv ist. ifo-Index und GfK Konsumklima überraschten positiv, konnten aber die Talfahrt bei den deutschen Aktien nicht stoppen.

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Erneut positive Überraschungen

In Deutschland gab es fast schon ein Trommelfeuer guter Nachrichten. So wurde die Schnellschätzung für den Anstieg des BIP im zweiten Quartal von 2,2 Prozent bestätigt. Insbesondere bei den Ausrüstungsinvestitionen gab es einen starken Anstieg. Das zeigt, dass die Unternehmen Vertrauen in den Aufschwung mitbringen und investieren und spiegelt sich auch im neuen ifo-Geschäftsklima wider. Entgegen den Erwartungen gab es im August keinen Rückgang, sondern erneut einen Anstieg auf 106,7 Punkte. Dies ist einer nochmaligen Verbesserung der Lagebeurteilung zu verdanken. Leicht rückläufig war dagegen die Geschäftserwartung, was ein erstes Indiz dafür sein könnte, dass der Konjunkturgipfel nun erreicht wurde. Das „stabile Sommerhoch“, wie es ifo-Chef Sinn nannte, könnte daher in eine weniger dynamische Herbstlage übergehen. Ein Herbsttief droht angesichts der hohen Auftragsbestände meiner Meinung nach nicht.

Springt der Private Konsum an?

Auch vom lange kränkelnden Konsum gibt es gute Neuigkeiten. Das GfK Konsumklima für September ist auf 4,1 Punkte gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit 14 Monaten. Die guten Nachrichten vom deutschen Rekordwachstum und die schwindende Angst vor einem Arbeitsplatzverlust haben die Kauflaune der Leute offensichtlich geweckt. Ob allerdings der Private Konsum eine mögliche Abschwächung der Exportdynamik ausgleichen könnte, darf bezweifelt werden, da der deutsche Exportsektor zu dominant ist.

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US-Daten verursachen Sorgenfalten

Im deutlichen Gegensatz zu den Daten hierzulande standen die jüngsten US-Konjunkturmeldungen. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind angesichts des Rückgangs im Juni mit einem Plus von 0,3 Prozent im Juli gegenüber dem Vormonat überraschend schwach gestiegen. Auf dem Immobilienmarkt setzt sich die Talfahrt fort. Die Neubauverkäufe im Juli sind auf 276.000 und damit auf ein historisches Tief gesunken. Volkwirte waren von 330.000 verkauften Häusern ausgegangen, eine krasse Fehleinschätzung. Der durchschnittliche Hauspreis fiel drastisch um 13,2 Prozent auf nun 235.000 USD. Auch die Zahl der Verkäufe bestehender Häuser sank deutlich von 5,26 Mio. im Juni auf 3,83 Mio. im Juli. Damit setzt sich der ungebremste Fall am US-Immobilienmarkt fort und es wird immer deutlicher, dass die USA nach wie vor der größte Risikofaktor für die Erholung der Weltwirtschaft sind.

DAX fällt unter 6.000-Punkte-Marke

An der Börse schaut man derzeit vor allem nach Amerika. Kein Wunder also, dass angesichts des wieder um sich greifenden Pessimismus Aktien verkauft wurden und auch der DAX dem Abwärtsdruck nicht standhielt. Aus charttechnischer Sicht hat es den DAX gleich mehrfach erwischt. So wurde nicht nur die Unterstützung bei 6.000 Punkten, die nun als Widerstand fungiert gebrochen, sondern auch der mittelfristige Aufwärtstrend und die 200-Tage-Linie. Sollte nicht ein schneller Rebreak der 6.000 Punkte gelingen, ist davon auszugehen, dass der Durchbruch signifikant ist. Aus charttechnischer Sicht wären dann weitere Kursverluste zu erwarten. Größere Kursverluste scheinen mir nach aktuellem Datenstand jedoch eher unwahrscheinlich, auch weil sich die deutsche Wirtschaft in einem blendenden Zustand befindet. Mit jedem schwachen Tag steigen die Möglichkeiten für Schnäppchenjäger. Das könnte den DAX wieder aufrichten.

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Fazit:

Die deutsche Konjunktur steht unter Volldampf, die US-Konjunktur schwächelt nach wie vor. Dies ist eine ungute Mischung, die auch weiterhin für eine volatile Seitwärtsbewegung der Kurse sorgen dürfte.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.