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Wer hat zu Griechenland keine Meinung? Wahrscheinlich hat sich jeder in den letzten Jahren sein festes Griechenlandbild zusammengezimmert und das Ergebnis ist zumeist kein schönes.
Korruption, Vetternwirtschaft, Unfähigkeit, Betrug, Faulenzerei und derlei Schlagworte fallen ganz schnell, wenn man sich über Griechenland unterhält – nicht ganz zu Unrecht, auch wenn der Blick auf das Land im Südosten Europas oftmals sehr einseitig ist.
Griechenland macht Fortschritte
Da aber Diskussionen über Schuld und Sühne aus wirtschaftlicher Sicht relativ sinnlos sind, sollte man die Vergangenheit, die man eh nicht mehr ändern kann, ruhen lassen und den Blick auf die Zukunft richten. Und die ist nicht mehr nur negativ, auch wenn das Land derzeit in Schulden, Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu versinken scheint. Doch seit Mitte 2012 gibt es Hoffnungszeichen, dass sich die Lage allmählich stabilisiert und verbessert. Das ist auch dringend nötig, denn 2012 war das schlechteste Jahr für Griechenland seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Die Wirtschaft schrumpfte um sechs Prozent und die Arbeitslosigkeit erreichte astronomische 26 Prozent. In Sachen Staatsverschuldung, die Griechenland an den Rand des Bankrotts führte, gab es mit der erfolgreichen Schuldenrückkaufaktion ein echtes positives Ereignis.
Rating wieder hochgestuft
Die Fortschritte der griechischen Anstrengungen wurden von der Rating-Agentur Standard&Poors durch eine Heraufstufung der Bonität vom Ramschniveau auf B- belohnt. Angenehmer Nebeneffekt: Die EZB akzeptiert griechische Staatspapiere wieder als Sicherheit. Für uns mag dies banal klingen, für die griechischen Banken hat dieser Schritt aber handfeste Auswirkungen. Sie können sich nun wieder besser und günstiger refinanzieren und das Risiko im griechischen Finanzsektor wird dadurch verringert. Doch auch bei den Unternehmen wird sich die höhere Liquidität in Form von mehr Krediten positiv auswirken. Ein weiterer Punkt: Die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft hat sich deutlich verbessert, nicht zuletzt dank starker Lohneinbußen – ein harter Anpassungsprozess, der den Griechen da abverlangt wird. Die griechischen Exporte stiegen dadurch jedoch in den ersten acht Monaten 2012 wieder um elf Prozent. Die gesunkenen Lohnkosten sind auch den internationalen Unternehmen nicht verborgen geblieben. So kündigte beispielsweise Unilever an, Teile der Produktion 2013 nach Griechenland zu verlagern.
Fazit
Trotz dieser positiven Signale ist Griechenland noch nicht über den Berg. Doch die Chancen stehen nicht schlecht, dass der nun eingeschlagene Weg fortgesetzt und die Trendwende geschafft wird. An der Athener Börse, die seit Ausbruch der Krise rund 90 Prozent an Wert eingebüßt hat, könnte es 2013 daher zu einer Aufholbewegung kommen. Nachdem die Kurstalfahrt des ATHEX bereits im Oktober 2011 endete, könnte nun auch die seitdem vorherrschende Seitwärtsbewegung, abgeschlossen werden. Der 2009 eingeschlagene Abwärtstrend wurde jedenfalls bereits überwunden.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.