DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Die Krisenangst macht weiter die Runde

21.11.11 11:40 Uhr

Die Krisenangst macht weiter die Runde | finanzen.net

Und täglich grüßt das Murmeltier. Schaut man dieser Tage in die Finanzberichterstattung, hat man das Gefühl, dass man alles schon einmal gelesen hat.

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Nur einzelne Worte wie „Griechenland“, „Italien“ oder „Spanien“ sind in den Berichten ausgetauscht worden. Die Botschaft ist jedoch immer wieder die gleiche. Die Angst vor eine Staatspleite treibt die Renditen am Anleihemarkt der genannten Länder in ungeahnte Höhen.

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Wer ist der nächste?

Heute war zur Abwechslung wieder einmal Spanien an der Reihe. Das liegt freilich auch daran, dass eine Auktion spanischer Staatsanleihen auf dem Terminkalender stand, die zwar am Markt platziert werden konnte, aber nicht zu besonders vorteilhaften Konditionen. Im Gegenteil: Für 3,56 Mrd. Euro müssen die Spanier 6,975 Prozent bezahlen – so viel, wie seit 1997 nicht mehr. Außerdem sind am Sonntag in Spanien Wahlen, vor denen sich die Investoren offenbar auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollten. In Italien und Griechenland haben inzwischen nicht vom Volk gewählte Technokraten die Macht übernommen – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Doch selbst das half den Märkten nicht einmal kurzfristig auf die Beine. Der Handlungsdruck bleibt daher unverändert groß, denn am Ende des Tages zählen nur Taten und keine Ankündigungen. Dass aber auch ein Mario Monti oder ein Lucas Papademos keine Wunderdinge vollbringen können, sollte jedem klar sein.

Überraschend gute US-Konjunkturdaten

Es gab in dieser Woche jedoch auch ermutigende Signale. In den USA wurden überraschend positive Konjunkturdaten veröffentlicht. So sind die Einzelhandelsumsätze im Oktober um 0,5 Prozent gestiegen. Ganz offenbar entfaltet der Konsum eine unerwartet hohe Dynamik. Das passt zu den überraschend guten Quartalszahlen, die Wal-Mart und Home Depot veröffentlichten, und macht Hoffnung auf ein starkes Weihnachtsgeschäft. Sowohl die Einzelhandelsaktie als auch der Titel der Baumarktkette haben in den letzten Wochen eine sehr gute Entwicklung vollzogen, die durchaus noch etwas anhalten könnte. Die US-Industrieproduktion konnte im Oktober mit einem Plus von 0,7 Prozent ebenfalls positiv überraschen. Die Kapazitätsauslastung stieg von 77,3 auf 77,8 Prozent. Schließlich kamen noch sinkende Verbraucherpreise, die darauf schließen lassen, dass die Inflation in den USA den Höhepunkt überschritten hat. Auch vom Arbeitsmarkt und von der Immobilienfront kamen zaghaft positive Signale.

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US-Finanztitel in Gefahr?

Dass US-Aktien dennoch nicht besser performten, lag u.a. an der Warnung der Rating-Agentur Fitch, die Gefahren für US-Banken sieht, sollte sich die Euro-Krise weiter zuspitzen. Das Erstaunliche an dieser Meldung ist, dass es offenbar immer noch Anleger gibt, die hierauf mit Verkäufen reagieren. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Fitch hat völlig recht. US-Banken halten große Volumina an europäischen Staatsanleihen und würden bei einem Zahlungsausfall massiv betroffen. Aber wer bis heute dachte, die Auswirkungen der Krise in der Eurozone seien nur auf die Eurozone beschränkt, lebt offenbar auf dem Mond. Die Rating-Agenturen mussten zuletzt viel Kritik einstecken – manchmal berechtigt, manchmal auch nicht. Oftmals sprechen sie jedoch nur aus, was jeder (Profi-)Investor aufgrund seines gesunden Menschenverstandes auch selbst wissen sollte. Für die Feststellung, dass man Probleme bekommt, wenn man viel Geld verliehen hat und der Gläubiger nicht mehr solvent ist, braucht es jedenfalls keine Rating-Agenturen.

DAX behält 6.000er Marke im Blick

Trotz des medialen Trommelfeuers hielt sich der DAX erstaunlich gut in Reichweite der 6.000-Punkte-Marke. Wie schon am Montag beschrieben hat sich der Bereich bei 5.750/5.800 Punkten als starker Support herausgebildet und das galt auch noch zum Wochenschluss. Sollte der DAX die 6.000 Punkte erneut überspringen, besteht kurzfristiges Kurspotenzial bis 6.400 Punkte. Wahrscheinlicher ist jedoch eine Fortsetzung der volatilen Seitwärtsbewegung.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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