DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX wieder auf dem Weg zur 6.000er Marke?

08.03.10 08:45 Uhr

DAX wieder auf dem Weg zur 6.000er Marke? | finanzen.net

An den Märkten herrschte in den letzten Tagen wieder Kauflaune.

Um Griechenland macht man sich kaum noch Sorgen und die Konjunkturdaten deuten alles in allem auf einen anhaltenden Wirtschaftsaufschwung hin. Positiv am Markt aufgenommen wurden am Freitag die Arbeitsmarktdaten aus den USA, die besser als erwartet ausfielen. An der Wall Street und an den Börsen in Europa ging es hernach kräftig nach oben.

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Welche Exit-Strategie verfolgt die EZB?

Wenig Überraschendes brachte die Sitzung der EZB am Donnerstag. Wie erwartet beließen die Europäische Zentralbank und übrigens auch die Bank of England den Leitzins unverändert. Während er in Euroland weiter bei 1,0 Prozent liegt, verharrt er auf den britischen Inseln bei 0,5 Prozent. Beide Zinsentscheide sind keine Überraschungen. Auch die Äußerung von Notenbankchef Trichet, wonach die Niedrigzinsphase fortgesetzt wird, war von Volkswirten erwartet worden. In Sachen Konjunkturausblick geht die EZB weiter von einer fortschreitenden Erholung 2010 aus, allerdings werde die Wirtschaft nur moderat wachsen. Die Prognose für 2011 wurde dagegen leicht nach oben korrigiert, da die Notenbank weiter nur mit einer holprigen Aufschwungphase rechnet.

Liquidität wird ab April verknappt

Als Schritt hin zu einer Normalisierung in der Geldversorgung kann die Verschärfung der Kreditvergabe der EZB bei Dreimonatsgeld gewertet werden. Das ist ein Signal dafür, dass die EZB die Märkte auf eine Zinserhöhung in einigen Monaten vorbereitet. Ein echtes Anziehen der Zinszügel ist dies jedoch noch nicht, zumal die EZB klar stellte, dass die Banken bis ins vierte Quartal hinein mit genügend Liquidität rechnen können. Die Zinserhöhung dürfte daher wohl nicht vor 2011 kommen. In Bezug auf die Krise in Griechenland versuchte Jean-Claude Trichet, der griechischen Regierung den Rücken zu stärken. Die Maßnahmen Griechenlands seien notwendig und sehr überzeugend. Vielleicht war es Trichets Worten zu verdanken, dass Griechenland die Gunst der Stunde nutzen konnte und eine Anleihe in Milliardenhöhe unter die Anleger brachte. Angeblich sollen Gebote im Volumen bis 16 Mrd. Euro eingegangen sein. Zum Zuge werden aber nur fünf Milliarden Euro kommen. Die Anleihe soll eine Rendite von 6,4 Prozent abwerfen und damit drei Prozent mehr als die Swapmitte. Griechenland hat daher zwar einen Grund zur Freude, muss die frische Liquidität jedoch teuer bezahlen. Immerhin: Noch in der letzten Woche hatte man mit einer Rendite von über sieben Prozent gerechnet. Nun hat Athen über 50 Basispunkte eingespart. Kurzfristig hat sich Griechenland damit etwas Luft verschafft, um weitere Maßnahmen zur Konsolidierung zu ergreifen und die Bevölkerung von deren Notwendigkeit zu überzeugen.

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DAX-Unternehmen bleiben hinter Erwartungen zurück

Am Aktienmarkt haben wir bislang eine gute Woche erlebt. Die Nachrichten von der EZB und die zumindest kurzfristige Entspannung in Griechenland haben den DAX wieder über die Marke von 5.800 Punkten geführt. Dabei waren die Vorgaben der DAX-Unternehmen durchaus gemischt. Der Gasekonzern Linde berichtete von einem Gewinnrückgang im Geschäftsjahr 2009. Die Erlöse sanken um 11,5 Prozent auf 11,21 Mrd. Euro und der Gewinn ging von 776 auf 653 Mio. Euro zurück. Während das Geschäft mit Industriegasen relativ stabil verlief, gab es im Anlagenbau einen deutlichen Einbruch. Besonders negativ fiel Linde jedoch wegen des fehlenden Ausblicks für das Geschäftsjahr 2010 auf. Der Nivea-Konzern Beiersdorf verbuchte 2009 einen kräftigen Gewinn- und Umsatzeinbruch. Das Nettoergebnis fiel um 200 auf 379 Mio. Euro bei einem Umsatzminus von 3,7 Prozent. Für 2010 erwartet der Konzern wieder Wachstum. Schwache Zahlen brachte am Mittwoch auch adidas. Der Überschuss sank erstmals nach acht Jahren wieder und das gleich um 61,8 Prozent auf 245 Mio. Euro. Der Umsatz ging 2009 um 3,9 Prozent zurück. Die Dividende soll auf 0,35 (0,50) Euro gekürzt werden. Mit einem sehr vorsichtigen Ausblick dämpfte das Management zudem den Optimismus der Anleger.

Fazit:

Griechenland und die Geldpolitik bleiben die bestimmenden Themen am Aktienmarkt. Kurzfristig ist nun etwas Druck aus dem Kessel gelassen worden. Nun müssen die eingeleiteten Maßnahmen Wirkung zeigen. An den Börsen kann die Aufwärtstendenz anhalten.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.