DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX vor Sprung auf 7.000 Punkte?

18.10.10 09:28 Uhr

DAX vor Sprung auf 7.000 Punkte? | finanzen.net

Neben den US-Quartalszahlen steht derzeit insbesondere die Geldpolitik ...

... der US-Notenbank und damit auch der US-Dollar im Blickpunkt der Investoren. Paradoxerweise war die Befürchtung der Fed, die US-Konjunktur könnte so schwach sein, dass die Notenbank noch mehr helfen muss, als sie dies schon tut, der Auslöser für die Rallye.

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Fed dreht notfalls den Geldhahn auf

Die Logik der Börse folgt eigenen Gesetzen. Eigentlich war aus den Sitzungsprotokollen der US-Notenbank Fed herauszulesen, dass sich die US-Wirtschaft möglicherweise immer noch recht schwach entwickelt. Es stand jedoch auch darin, dass die Fed zu weiteren Stützen bereit ist und den Geldhahn weiter aufdrehen wird. Für die Anleger war sofort klar, dass der Markt mit billigem Geld überschwemmt wird und Aktien die Profiteure dieser Entwicklung sind – zumindest kurzfristig. Natürlich möchte ich nicht verschweigen, dass es auch positive Quartalsergebnisse gab, so zum Beispiel bei der Großbank JPMorgan, die einen Gewinnsprung veröffentlichen konnte. Das Netto-Ergebnis im dritten Quartal stieg um fast ein Viertel auf 4,4 Milliarden Dollar. Die Anleger fanden jedoch das Haar in der Suppe, denn im Investmentbanking lief es schlecht und nur das gute Geschäft mit Privatkunden und bei den Kreditkarten sorgte für das Plus. Zudem scheint derzeit eine Klagewelle von Hausbesitzern im Zusammenhang mit der Hypothekenkrise auf die Banken zuzurollen. Das belastet den ganzen Sektor. Der Ausbruch der JPMorgan-Aktie über die Widerstandszone bei 40,00/40,75 USD scheint damit vorerst verschoben.

Intel sieht kein Ende des Aufschwungs

Der Chipriese Intel verzeichnet bei seinen Kunden auch weiterhin steigende Investitionsbereitschaft und erwartet daher im vierten Quartal gute Geschäfte. Schon im dritten Quartal stieg der Nettogewinn um mehr als die Hälfte auf knapp drei Milliarden USD und damit stärker als von den Analysten vorhergesagt. Während die Industriekunden investieren, gibt es bei den Privatkunden in den USA und Europa jedoch eine gewisse Zurückhaltung, was die Euphorie an der Börse etwas dämpfte. Dennoch zog die Intel-Aktie auch andere Technologieaktien wie Infineon, Hynix und TSMC mit nach oben. Bestätigt wurde die gute Stimmung in der Chipbranche durch eine positive Gewinnüberraschung beim niederländischen Chipausrüster ASML.

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DAX überspringt Widerstand bei 6.350 Punkten

Die überaus positive Stimmung an den Aktienmärkten sprang auch auf den DAX über, der den Widerstand bei 6.350 Punkten überwinden konnte. Seit April hatte diese Chartmarke jegliches Vorankommen des DAX blockiert. Umso stärker ist nun das charttechnische Kaufsignal, das mit diesem Ausbruch vorliegt. So ist es aus charttechnischen Erwägungen durchaus möglich, dass eine Jahresendrallye den DAX bis zur 7.000 Punkte-Marke anheben könnte. Allerdings könnte nach dem Kurssprung erst einmal eine technische Reaktion an das Ausbruchsniveau bevorstehen.

Fazit:

Die Börsenampeln stehen auf grün. Zwar gibt es unbestreitbare Risiken wie z. B. die Konjunkturentwicklung in den USA, die allzu sorglose Geldpolitik der Fed, eine mögliche Blasenbildung in China und die immense Schuldenpolitik in vielen Industrieländern. Das scheint an der Börse zumindest derzeit nicht zu interessieren. Solange die Fed die Risiken mit billigem Geld übertüncht, können die Aktienkurse weiter steigen.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.