DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX hält sich über 7.000 Punkten

14.06.11 09:37 Uhr

DAX hält sich über 7.000 Punkten | finanzen.net

Noch läuft die Konjunktur rund – zumindest hierzulande.

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In den USA jedoch macht man sich immer mehr Sorgen über einen Rückfall in die Rezession. Dabei fiel der Wirtschaftsbericht der US-Notenbank Fed, das Beige Book, am Mittwoch gar nicht einmal so schlecht aus. An den Märkten blieben die Anleger dennoch skeptisch.

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Wachstumssorgen dominieren

In einigen Regionen habe sich das Wachstum verlangsamt, so die Fed. Grundsätzlich zeige die US-Wirtschaft seit dem letzten Bericht aber weiteres Wachstum an. Es gibt allerdings auch einige bedenkliche Aussagen. Die Inflation halte sich aufgrund des reichlichen Arbeitskräfteangebots in Grenzen. Es ist zwar auf der einen Seite positiv, dass kein Lohndruck vorhanden ist. Es zeigt aber auch, dass es am Arbeitsmarkt immer noch zu viele Arbeitslose gibt und das ist schlecht, denn der private Konsum wird dadurch auf absehbare Zeit nicht wirklich in Schwung kommen, vom Immobilienmarkt ganz zu schweigen. Die Fed wird daher auch weiterhin stützend agieren müssen, da ansonsten wohl tatsächlich ein Rückfall in die Rezession droht. Immer schwerer wiegt zudem die Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA.

Staatschulden sorgen für Diskussionen

Sollten die US-Abgeordneten nicht einer Erhöhung der Schuldengrenze zustimmen, könnten die USA Mitte August insolvent werden. Die Ratingagentur Fitch teilte bereits mit, dass sie US-Anleihen dann auf Ramschstatus herunterstufen würde. Ich bleibe bei diesem Thema bei meiner Meinung, dass es die US-Politik nicht soweit kommen lassen wird – erst recht nicht nach dem Warnschuss von Fitch. Auch in Euroland geht die Diskussion um eine mögliche Pleite Griechenlands weiter. Heute machte die Schlagzeile die Runde, dass die deutschen Banken und Versicherungen Griechenland im Stich lassen würden, weil sie sich von griechischen Anleihen verabschieden. Ich sehe das etwas anders. Die deutschen Finanzunternehmen lassen Griechenland nicht im Stich, sie vollziehen ihren persönlichen Schuldenschnitt. Griechische Staatsanleihen notieren bei rund 55 Prozent. Wer bei 100 gekauft hat, realisiert einen Verlust und schießt damit fast die Hälfte seines Geldes in den Wind. Das mag auch an den hilflosen Rettungsversuchen der Politik liegen. Weder eine Verlängerung der Laufzeiten noch ein teilweiser Erlass der Schulden wird die griechische Krankheit heilen.

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Nur ein grundlegender Neuanfang kann Hilfe bringen

Der Treppenwitz, wonach schon längst gestorbene Rentner (bzw. deren Nachkommen) jahrelang weiter Rente bezogen haben, zeigt, woran das System wirklich krankt: Es herrscht Chaos in der Verwaltung und zwar in allen Bereichen. Wie die Griechen dies selbst in den Griff bekommen wollen, ist mir schleierhaft, schließlich ist das Problem seit Jahren bekannt. Passiert ist bislang aber nichts. Ich komme immer mehr zur Überzeugung, dass weitere Hilfspakete bestenfalls nur Zeit herausschinden werden. Die müsste aber genutzt werden, um Griechenland ins 21. Jahrhundert zu katapultieren, beispielsweise indem eine EU-Regierung das Land unter seine Fittiche nimmt und mit der Korruption und Vetternwirtschaft aufräumt, ein Katasteramt für Landbesitz einführt, ein vernünftiges Steuersystem aufbaut, und vieles mehr. Nachdem aber jetzt schon Hakenkreuzfahnen durch Athen getragen werden, habe ich so meine Zweifel, ob das ohne Aufstand durchsetzbar wäre. Was aber ist die Alternative? Irgendwann wird die Geduld der anderen EU-Staaten erschöpft sein, weil die eigenen Steuerzahler verständlicherweise nicht in ein Fass ohne Boden einzahlen wollen. Ein großer Knall mit offenem Ausgang wäre dann wohl kaum noch zu vermeiden.

EZB kündigt Zinserhöhung an

Auch die Notenbanken stecken in der Klemme. Die Bank of England und die EZB haben die Leitzinsen am Donnerstag unverändert gelassen. Die US-Notenbank Fed wird wohl auf absehbare Zeit keine Zinserhöhung durchführen, um nicht als Totengräber der US-Wirtschaft dazustehen. Die Aufkaufprogramme bei den Staatsanleihen drohen sich in Milliardengräber in den Notenbankbilanzen zu verwandeln. Auch in diesem Bereich steckt noch viel Konfliktpotenzial. Nichtsdestotrotz hat die EZB heute durchblicken lassen, dass es im Juli die nächste Zinserhöhung geben wird.

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DAX testet 7.000er Marke

Keine neue Lage gibt es von der Charttechnik. Der DAX befindet sich weiterhin im Test mit der 7.000-Punkte-Marke, die am Mittwoch kurzzeitig unterschritten wurde. Bislang konnte sich der DAX behaupten und auch zum Wochenschluss wieder zulegen, was ein wenig Hoffnung macht. Solange die 7.000 Punkte halten, bleiben deutsche Aktien zumindest im Seitwärtstrend.

Fazit:

Die Märkte bleiben angeschlagen. Ein Neueinstieg auf der Long-Seite ist an markanten Unterstützungen wie der 7.000er Marke zwar reizvoll, aber auch riskant. Die konservativere Lösung für ein DAX-Engagement bleiben Bonuszertifikate, wie sie sich auch in unserem Musterdepot befinden.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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