DAX: Zu früh gefreut?
Schwache US-Konjunkturdaten konnten die Aktienmärkte zu Wochenbeginn nicht stoppen.
Neue Hoffnungen in Sachen Griechenland sowie die insgesamt robuste Konjunktur hierzulande haben die Optimisten am Aktienmarkt wieder mutiger gemacht. Erst am heutigen Mittwoch gab es einen Rückschlag.
Verbrauchervertrauen in den USA fällt
Nachdem das Konsumklima der Uni Michigan im Mai um knapp fünf Punkte auf rund 74 Punkte gestiegen war, erwarteten die meisten Volkswirte für das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen ebenfalls eine Verbesserung von 66,0 auf 66,5 Punkte. Es kam jedoch ganz anders: Der Index sank doch recht deutlich auf 60,8 Punkte. Besonders auffallend ist die Tatsache, dass alle fünf Teilbereiche des Verbrauchervertrauens rückläufig waren. Warum es jedoch diese Diskrepanz zum Konsumklima gibt, ist fraglich. Ebenfalls überraschend schwach fiel der Einkaufsmanagerindex in Chicago aus. Der Index fiel von 67,6 Punkten im April auf 56,6 Punkte im Mai. Volkswirte hatten im Schnitt nur einen Rückgang auf 63 Punkte erwartet. Auch vom Häusermarkt kamen nicht unbedingt gute Nachrichten. Der Case-Shiller-Hauspreisindex sank im ersten Quartal um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Abwärtsspirale am Immobilienmarkt scheint somit immer noch nicht überwunden. Dennoch stiegen gestern die US-Aktien. Die schwächer als vorhergesagten US-Konjunkturindikatoren dürften auch der US-Notenbank Fed nicht verborgen bleiben, die dann – so zumindest die Hoffnung der Anleger – ihre extrem expansive Geldpolitik vielleicht doch noch länger betreibt, als bislang erwartet. Die schwachen Arbeitsmarktdaten vom Mittwoch waren dann aber doch des Schlechten zu viel und auch der ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe enttäuschte arg. Dennoch bleibt der Aktienmarkt aussichtsreich: So erwartet Nordea Amerika-Fondsmanager Gregg Powers, dass die Unternehmensgewinne im S&P-500 2011 auf ein neues Rekordhoch steigen werden. Nach seiner Meinung sind die US-Unternehmen so gesund wie seit Ende der 90er Jahre nicht mehr.
Übernahmen als Kurstreiber
Dass die Bewertungsniveaus noch Luft nach oben haben, dafür spricht die anhaltende Übernahmetätigkeit. Weltweit wurden laut Bloomberg im ersten Quartal 2011 6.043 Mergers & Acquisitions im Volumen von 588 Mrd. USD getätigt. Diese gewaltige Zahl zeigt zweierlei: Viele Unternehmen sitzen auf Cash, der irgendwie investiert werden muss. Die hohe Zahl der Übernahmen ist außerdem ein Zeichen für die hohe Zuversicht der Unternehmen. Selbst angesichts der Schwäche des Arbeitsmarkts und des Immobilienmarkts in den USA erwarten die Unternehmen offenbar eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die neueste Aktivität des chinesischen Computerherstellers Levono zu sehen. Der viertgrößte PC-Produzent der Welt bietet 13 Euro je Aktie für den Aldi-Lieferanten Medion. Mehrheitsaktionär Gerd Brachmann hat bereits einen Vertrag über den Verkauf von 36,7 Prozent für 231 Mio. Euro unterschrieben. Die Medion-Aktie gehörte heute mit einem Sprung auf 13 Euro zu den größten Gewinnern am Aktienmarkt. Politische Widerstände gegen den Deal sind kaum zu erwarten und auch wettbewerbsrechtlich dürfte eine Genehmigung keine Hürde darstellen. Medion soll als Marke erhalten bleiben und vor allem in der Unterhaltungselektronik seine Stärken ausspielen.
DAX im Seitwärtstrend
Der DAX konnte am Dienstag kräftig zulegen, nachdem neue Zuversicht in Sachen Griechenland aufkam. Der Widerstand bei 7.240 Punkten konnte so zurückerobert werden. Schon am Mittwoch waren die Kursgewinne wegen der schwachen US-Konjunkturdaten dann aber wieder dahin. Nach oben bleibt damit der Widerstand bei 7.240 Punkten die nächste Chartmarke, die es zu überwinden gilt, nach unten beschränkt die runde Marke von 7.000 Zählern die aktuelle Seitwärtsrange. Nur ein Ausbruch aus diesem Intervall würde neue Trading-Signale, die auch mittelfristig bedeutsam wären, generieren.
Fazit:
Der Seitwärtstrend beim DAX scheint sich zu verfestigen. Im Musterdepot sehen wir uns mit unserem kürzlich aufgenommenen DAX Bonuszertifikat gut aufgestellt.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.