DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Wie weit geht es nach oben?

14.09.09 08:36 Uhr

DAX: Wie weit geht es nach oben? | finanzen.net

Der DAX stieg in dieser Woche erstmals seit Oktober 2008 über 5.600 Punkte.

Die Fortsetzung der staatlichen Hilfspakete, Konjunkturhoffnungen, die Spekulation auf geringere Abschreibungen bei den Banken und hoffnungsvolle Meldungen von einzelnen Unternehmen waren die Kurstreiber. Zudem beflügelten am Freitag gute Konjunkturdaten aus China die Börsen.

Commerzbank will wieder Gewinne machen

Einen Paukenschlag gab es von der Commerzbank. Vorstandschef Martin Blessing bestätigte das Ziel, 2011 wieder profitabel sein zu wollen. Auch den Staat will man wieder loswerden. Die ungenutzten Garantien über fünf Mrd. Euro sollen zurückgegeben werden. Spätestens 2012 soll die Rückzahlung der 18 Mrd. Euro staatlicher Direkthilfe beginnen. Nicht zuletzt die deutlich verbesserten Refinanzierungsbedingungen haben zu diesem Schritt beigetragen. Ob die Finanzkrise damit allerdings ausgestanden ist, wollte sich Blessing nicht festlegen. Die Commerzbank-Aktie machte dennoch am Mittwoch einen großen Sprung nach oben. Ob der Optimismus gerechtfertigt ist, muss sich jedoch erst noch zeigen. Goldman Sachs Chef Lloyd Blankfein lehnte sich jedenfalls weit aus dem Fenster. Das Schlimmste sei überstanden, es gebe allen Grund zum Optimismus. Dies mag vielleicht für sein Haus stimmen, für die gesamte Branche nach unserer Meinung wohl nicht. Erst in der letzten Woche sind wieder fünf US-Regionalbanken Pleite gegangen. Damit ist die Zahl der geschlossenen Institute in den USA auf 89 in diesem Jahr gestiegen.

BMW profitiert von Analystenempfehlungen

Auch die BMW-Aktie legte kräftig zu. Hier waren es Heraufstufungen von Analysten, die zum Kaufrausch an der Börse führten. Credit Suisse, Morgan Stanley und RBS haben ihr Kursziel für BMW teilweise um 25 Prozent nach oben gesetzt, trotz weiter anhaltender Risiken im Automobilsektor. Erst kürzlich hatte BMW für August sinkende Absatzzahlen verkünden müssen. Von Januar bis August wurden 817.183 Autos abgesetzt, das war ein Minus von 17,7 Prozent. Dennoch zeigte sich BMW verhalten optimistisch, nicht zuletzt aufgrund der Hoffnung einer Konjunkturerholung in den USA. Zudem erhoffen sich die Münchener durch eine engere Kooperation mit Peugeot weitere Vorteile. Schon jetzt arbeitet BMW mit Peugeot bei den Vierzylindermotoren für die kleineren Modelle zusammen. Dadurch können Skalenvorteile in der Produktion erzielt werden. Finanzchef Friedrich Eichiner erläuterte nun, dass die Kooperation auch auf andere Komponenten ausgedehnt werden könnte. Auf diese Weise soll das Renditeziel von acht Prozent bis 2012 erreicht werden.

Schwacher Dollar beflügelt Gold und Rohöl

Kräftig nach unten ging es dagegen mit dem US-Dollar. EUR/USD stieg folglich zeitweise auf über 1,46 USD. Unser Long-Zertifikat im Musterdepot liegt aktuell mit 95 Prozent im Plus. Inflationsängste, Sorgen wegen der hohen Staatsverschuldung und anhaltende Befürchtungen, China könnte seine Währungsreserven umschichten, schwächten den Greenback. Dies führte dazu, dass viele Anleger in Sachwerte wie Gold und Rohöl wechselten, was wiederum den Gold- und Rohölpreis beflügelt und den Dollar weiter schwächt. Gold überstieg am Dienstag kurzzeitig die Marke von 1.000 US-Dollar, obwohl die physische Nachfrage aus dem wichtigen Schmuckmarkt Indien schwach blieb. Rohöl legte auf über 72 US-Dollar zu, obwohl es inzwischen ein großes Überangebot an Diesel und Heizöl gibt. An dieser Situation dürfte sich kurzfristig nichts ändern, wenngleich der Ölpreis wie auch der Goldpreis aufgrund der Spekulation immer anfällig für Korrekturen bleibt.

DAX erreicht neues Jahreshoch

Der erstaunliche Aufschwung am deutschen Aktienmarkt hielt trotz des neuen Aufwärtsschubs beim Euro und beim Rohöl an. Der DAX übersprang die Marke von 5.600 Punkten. Aus charttechnischer Sicht stehen die Zeichen weiter auf Aufschwung, solange die nun als Unterstützung fungierende Chartmarke bei 5.480 Punkten Bestand hat.

Fazit:

Am Aktienmarkt wird das Szenario eines stärker als erwarteten Konjunkturaufschwungs gespielt. Rückschläge sind daher möglich, sobald wieder enttäuschende Konjunkturdaten veröffentlicht werden. Da die Charttechnik intakt ist, könnte der Aufschwung an der Börse jedoch noch weiter anhalten.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.