DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Treten die Risiken wieder mehr in den Vordergrund?

15.11.10 08:49 Uhr

DAX: Treten die Risiken wieder mehr in den Vordergrund? | finanzen.net

Nach der Euphorie im Zuge der Liquiditätsschwemme durch die US-Notenbank haben sich die Börsen wieder beruhigt.

Werte in diesem Artikel
Indizes

20.340,6 PKT 124,4 PKT 0,62%

Mit Spannung wird der derzeit stattfindende G20-Gipfel beobachtet. Es könnte diesmal echte Ergebnisse geben. Aber auch eine Eskalation des Streits der USA mit China, Deutschland und dem Rest der Welt wäre negativ. Der Protektionismus könnte zunehmen und es könnte zu Währungsturbulenzen kommen. Auch neue Spekulationen über eine mögliche Umstrukturierung der Schulden von Euroländern wie Irland und Portugal drückten auf die Stimmung. Insgesamt werden an den Börsen wieder etwas mehr die Risiken gesehen.

Wer­bung

China bekommt ein Inflationsproblem

Gemischt fielen die Konjunkturdaten aus China für Oktober aus. Die Wirtschaft im Reich der Mitte wächst zwar weiterhin stark, aber der Inflationsdruck nimmt ebenfalls zu. Vor allem der starke Anstieg der Lebensmittelpreise führte dazu, dass die Inflationsrate mit einem Plus von 4,4 Prozent deutlich stärker zunahm als erwartet. Dieser Wert liegt auch deutlich über dem Inflationsziel der Notenbank von 3,0 Prozent. Die People´s Bank of China dürfte daher weiter an der Zinsschraube drehen, die Banken werden bereits jetzt bei ihrer Kreditvergabe stärker an die Kandare genommen. Das könnte das Wachstum drosseln. Für Deutschlands Exportunternehmen, die inzwischen maßgeblich am Tropf Chinas hängen, wäre das negativ.

Henkelaktie springt auf neues Allzeithoch

Die Quartalszahlen der DAX-Unternehmen in dieser Woche wurden überwiegend positiv aufgenommen. So profitiert die Logistiksparte der Deutschen Post vom Konjunkturaufschwung und der Vorstand erhöhte die Prognose für 2008. Dennoch setzte die Aktie aber ihre Seitwärtsbewegung fort. Ganz anders Henkel: Der Waschmittel- und Klebstoffkonzern begeisterte mit seinen Quartalszahlen die Anleger. Die Gewinnmarge fiel deutlich höher aus als erwartet und das lässt auch für die kommenden Jahre auf höhere Gewinne hoffen. Die Aktie stieg sprunghaft auf ein neues Allzeithoch. Vor allem das Klebstoffgeschäft mit den Industriekunden bringt hohe Gewinne, während im Konsumgüterbereich der starke Wettbewerb für Margendruck sorgt. Es könnte nun erst einmal zu einer Konsolidierung kommen, aber mit dem Kursanstieg hat sich die Aktie neues Terrain erobert.

Wer­bung

Gemischtes von Versicherern und Versorgern

Die Allianz lieferte ebenfalls über den Erwartungen liegende Quartalszahlen, doch das wurde durch die neuen Sorgen um die Staatsfinanzen in der Eurozone überschattet. Die Versicherungskonzerne sitzen in großem Umfang auf Staatsanleihen, das bringt nun ungewollte Risiken mit sich. Die Aktie der Münchener Rück reagierte ebenfalls nicht positiv auf den Bericht für das dritte Quartal, nicht wegen der aktuellen Zahlen, sondern weil sich der Vorstand für 2011 skeptischer zeigt. Ein Hin und Her gab es bei den Energieaktien. Zuerst sorgte E.ON mit der Ankündigung eines Konzernumbaus in Richtung Schwellenländer für positive Stimmung, dann ließ der RWE-Vorstand mit einem skeptischen Ausblick für 2011 die Kurse wieder fallen. Doch eigentlich sind die Belastungen durch das neue Energiekonzept der Bundesregierung schon in den Kursen enthalten, die Haltung des Vorstands scheint vor allem von Zweckpessimismus geprägt zu sein. Zum einen will man durch Jammern die Bundesregierung noch zu Zugeständnissen bewegen, zum anderen soll die Verantwortung für schlechte Geschäftszahlen an die Politik abgewälzt werden. Beide Energieaktien treten derzeit auf der Stelle.

DAX konsolidiert etwas

Der DAX stieg diese Woche nur kurz über 6.800 Punkte, konnte dieses Niveau aber nicht behaupten. Weiterhin scheint ein Kursanstieg bis zur Marke von 7.000 Punkten wahrscheinlich. Die kurzfristige Aufwärtstrendlinie verläuft bei 6.500 Punkten. Die Zeichen stehen auf weiteren Kursanstieg. Doch diese Märkte sind auch liquiditätsgetrieben. Ein stärkerer Rückschlag ist jederzeit möglich. Also: Vorsicht!

Wer­bung

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Mehr zum Thema DAX 40