DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Stirbt die Hoffnung zuletzt?

18.06.12 12:57 Uhr

DAX: Stirbt die Hoffnung zuletzt? | finanzen.net

Die Eurokrise schaukelt sich weiter hoch.

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Das 100-Milliarden-Paket für Spanien hat keine Beruhigung gebracht, im Gegenteil: Die Renditen spanischer Anleihen stiegen auf ein Rekordhoch, nachdem Moody´s das Rating des Landes auf gerade mal einen Grad über Ramschstatus absenkte. Dazu kommt Zypern. Die Mittelmeerinsel muss wohl als nächstes unter den Rettungsschirm. Wichtiger aber ist: Italien gerät immer mehr ins Visier der Spekulanten und musste deutlich mehr zahlen, um neues Geld zu bekommen. Aber Italien ist nun wirklich nicht Spanien. Das Budgetdefizit und die Arbeitslosenquote sind nur halb so hoch und die Regierung Monti hat durchaus einige wichtige Erfolge aufzuweisen. Aber die Wachstumsschwäche Italiens ist sprichwörtlich – und wie will man ohne Wachstum die Schulden abbezahlen?

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Kriegt Griechenland doch noch die Kurve?

Und über allem hängt das Damoklesschwert der Wahlen in Griechenland. Aber letztlich ist das Ergebnis dieser Wahlen wohl gar nicht so entscheidend. Entscheidend wird der Wille der EU sein, Griechenland im Euro halten zu wollen. Die Auflagen kann das Land ohnehin nicht erfüllen, egal unter welcher Regierung. Überraschenderweise ist aber der Optimismus, dass das Land doch in der Eurozone bleiben kann, in den letzten Tagen wieder etwas gestiegen. Die – allerdings am Boden liegenden – Kurse der griechischen Banken schossen teils um 25 Prozent und mehr in die Höhe.

Die Wall Street setzt auf die Fed

An der Wall Street spielt man zudem derzeit das Spiel: „Wenn die Not am größten ist, dann ist die Rettung am nächsten“. Die zuletzt eher schwachen US-Konjunkturdaten haben die Spekulation darüber zunehmen lassen, dass die US-Notenbank anlässlich ihrer Sitzung in der nächsten Woche ein neues Programm zum Kauf von Anleihen („QE3“) auflegt. Und noch wichtiger: Es wird kolportiert, dass die großen Notenbanken weltweit ähnlich wie 2008 zu einer konzertierten Aktion greifen könnten, um die Finanzmärkte zu stützen. Wir denken, dass diese Spekulationen etwas überzogen sind. Zudem würde mehr Liquidität die Probleme ohnehin nicht lösen. Den Börsen könnte das aber kurzfristig Auftrieb geben.

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Autoaktien derzeit nicht gefragt

Der schwedische Kugellagerhersteller SKF sieht wegen der Eurokrise schwierigere Zeiten auf sich zukommen und streicht Stellen. Die Aktie stürzte ab und wird nun zumindest die Unterstützung bei 120 SEK ins Visier nehmen. Die Gewinnwarnung von SKF war mit dafür verantwortlich, dass die Aktien der deutschen Autohersteller weiter unter Druck kamen. Die Sorgen dürften sich aber trotz allem als übertrieben erweisen. Und das gibt es auch: Eine DAX-Wert auf Allzeithoch. Die Medizinholding Fresenius hob die Prognosen für 2012 an und auch die Übernahme von Rhön--Klinikum dürfte wohl klappen. „Gesundheit“ geht eben auch in Krisenzeiten. Die Aktie ist über den bislang hartnäckigen Widerstand bei 80,00 Euro gestiegen und kann bis auf 85 oder sogar 88 Euro steigen.

Fazit

Die Risikoaversion an den Märkten hat einen neuen Höchststand erreicht. Das ist am Aktienmarkt weniger zu spüren als am Rentenmarkt. Charttechnisch gesehen ist es positiv, dass sich der Index über der Unterstützung bei 6.100 Punkten behaupten konnte. Doch das ist nur eine Momentaufnahme vor einer vermutlich turbulenten und in ihrem Verlauf nicht vorherzusagenden Woche.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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