DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Setzt sich die positive Tendenz fort?

16.01.12 09:21 Uhr

DAX: Setzt sich die positive Tendenz fort? | finanzen.net

Die viel beachteten Auktionen spanischer und italienischer Anleihen in der vergangenen Woche liefen sehr erfolgreich ...

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... und das gab den Börsen – zumindest zeitweise – weiteren Auftrieb. Damit setzte sich die bereits in den Wochen zuvor zu beobachtende Entspannung am Rentenmarkt fort. Das dürfte vor allem auf die Liquiditätsmaßnahmen der EZB zurückzuführen sein. Der DAX stieg erstmals seit Ende Oktober 2011 wieder über die Marke von 6.200 Punkten, konnte sich aber nicht über dieser Marke behaupten. Zum Wochenschluss drückten erneut Gerüchte über Rating-Downgrades für europäische Staaten auf die Stimmung.

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Spanien und Italien kommen billiger an Geld

Viele Bondanleger suchen wieder Rendite – und finden sie bei südeuropäischen Anleihen. Spanien konnte zehn Mrd. Euro an Anleihen am Markt platzieren – doppelt so viel wie erwartet und das zu einem deutlich niedrigeren Zins als noch im Dezember. Italien konnte einjährige Anleihen im Volumen von 12 Mrd. Euro zu einem Zins von 3,4 Prozent platzieren, noch im Dezember knöpften die Anleger dem Land 5,2 Prozent ab. Ein Beispiel, um die Entwicklung zu verdeutlichen: Die Rendite zweijähriger spanischer Anleihen ist erstmals seit März 2011 wieder unter drei Prozent gefallen – Ende November war die Rendite auf sechs Prozent nach oben geschossen.

Die EZB hält erst einmal still

Wie erwartet legte die EZB bei ihrer Sitzung in Sachen „weitere Liquiditätsspritzen für die Märkte“ nicht nach. Die Notenbanker nehmen erst einmal eine beobachtende Haltung ein und das ist auch gut so. Betrachtet man den Referenzzinssatz für dreimonatige Euroanlagen im Interbankenmarkt, den Euribor 3M, dann zeigt sich die Lockerung der Geldpolitik deutlich: Die Rendite fiel in den letzten Wochen von 1,60 auf unter 1,25 Prozent. Die Finanzwerte profitierten besonders von dieser Entspannung am Rentenmarkt, allerdings vor allem die, die sich nicht im Auge des Orkans befinden. Während also die meisten europäischen Bankenaktien unter Druck blieben, legten die Finanzwerte aus den USA kräftig zu. Die Notierungen von Citigroup, Bank of America und JPMorgan stiegen z.B. auf den höchsten Stand seit Ende Oktober. Auch die Commerzbank konnte sich wieder erholen, der Titel bleibt aber höchst volatil.

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US-Konjunkturdaten dämpfen die Stimmung

Die am Donnerstag veröffentlichten US-Konjunkturdaten konnten den guten Eindruck der Vorwochen nicht bestätigen: Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Dezember schwächer als erwartet an – dafür waren aber auch einige Sondereffekte verantwortlich. Und: Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren höher als gedacht. Das wiederum spricht dafür, dass die guten Arbeitsmarktzahlen für Dezember wohl etwas nach oben verzerrt waren. Offenbar gab es im Rahmen des Weihnachtsgeschäfts viele temporäre Einstellungen. Insgesamt ändert dies jedoch nichts am Bild der US-Konjunktur: Die Erholung geht langsam vonstatten, aber sie geht vonstatten. Das zeigt auch diese Zahl: Auf das Gesamtjahr gesehen legten die Einzelhandelsumsätze 2011 um 7,7 Prozent zu – das war der drittstärkste Jahresanstieg seit 1992!

DAX: Zyklische Aktien geben Auftrieb

Der kurzzeitige Anstieg des DAX bis zur Marke von 6.250 Punkten ist ein positives Signal, mehr nicht. Erst wenn sich der Index über dieser Marke behaupten kann und auch noch den Resist bei 6.350 Punkten knacken würde, könnte man von einer Wende sprechen. Wir denken, dass dem Index dafür im Moment noch die Kraft fehlt. Im DAX selbst ist die Lage zweigeteilt. Während einige Werte wie SAP, Metro oder Beiersdorf unter Druck stehen, befinden sich besonders konjunktursensible Aktien aus den Branchen Automobil und Chemie im Aufwind. Die BASF-Aktie stieg nach dem Bruch des Widerstands bei 55,50 Euro auf den höchsten Stand seit Anfang August.

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Fazit:

Die jüngste Entwicklung an den Märkten ist schön – mehr als eine Entspannung ist das aber nicht. Es wird wieder Rückschläge geben. So brodelt die Lage in Griechenland weiter vor sich hin und die Ratingagenturen dürften bald mit weiteren Downgrades kommen.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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