DAX: Krise abgehakt - geht es jetzt weiter aufwärts?
Der DAX legte in den letzten Tagen wieder zu, dennoch agieren viele Anleger am Aktienmarkt immer noch nur mit angezogener Handbremse.
Die Krim-Krise ist für viele noch nicht abgehakt. Doch ist die Zurückhaltung gerechtfertigt? Mittel- bis langfristig sehen die Aussichten von Qualitätsaktien nach wie vor vielversprechend aus. Freilich werden die Bewertungen einzelner Aktien und Sektoren immer wichtiger.
Aktien sind noch nicht "zu teuer"
Ein Blick auf die Bewertungsniveaus zeigt, dass viele Aktienmärkte noch unter ihren historischen Durchschnittsbewertungen notieren. Der DAX beispielsweise ist derzeit mit einem KGV von 13,4 zwar nicht mehr supergünstig bewertet, jedoch liegt das KGV immer noch unter dem langfristigen Durchschnitt von 14,8. Von einer Blase kann man also keineswegs sprechen - auch nicht im internationalen Kontext. Dennoch wird die Aktienauswahl immer wichtiger, denn viele beliebte Aktien wie Coca-Cola oder Nestlé sind so gut wie ausgereizt. Vielversprechender sind dagegen die bislang so unbeliebten Aktien aus der Eurozone aus Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien. Auch im Goldminen- und Rohstoffsektor findet man interessante Titel, auch wenn das Rückschlagsrisiko in diesem Bereich größer ist.
Positive Konjunktursignale
Weiter steigende Aktienkurse bedürfen jedoch der fundamentalen Unterstützung. Abgesehen vom ifo-Index, der wenig überraschend einen Stimmungsknick wegen der Krim-Krise zeigte, waren die Konjunkturnews in dieser Woche überwiegend positiv. In den USA gab es ein starkes Verbrauchervertrauen und auch der Auftragseingang langlebiger Güter überraschte positiv. Der Arbeits- und Immobilienmarkt befinden sich weiter auf dem Wege der Besserung. In Frankreich überraschte das Verbrauchervertrauen ebenfalls positiv und der Einkaufsmanagerindex ist auf den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren gestiegen. Auch aus dem krisengebeutelten China gibt es wieder bessere Nachrichten. So könnte Peking wieder auf Wachstumsförderung umschwenken und die Schraube am Kreditmarkt lockern. Von einer Wende in China würde auch der DAX profitieren.
Fazit
Lässt man die Unsicherheit bezüglich des Konflikts Ukraine/Russland beiseite, dann bleiben die Aussichten für den DAX gut, zumindest mittel- bis langfristig. Auch charttechnisch sieht es so aus, als könnte der Schwächeanfall von Mitte März wieder ausgebügelt werden. Kurzfristig bestehen jedoch weiterhin Unsicherheiten, die in neuen Attacken der Bären münden könnten. Die Zeit, um wieder voll in Aktien reinzugehen, scheint daher noch nicht gekommen. Vorsichte Neupositionierungen sind aber durchaus angebracht.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
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