DAX: Konsolidierung auf hohem Niveau
Eigentlich waren die Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Kursanstiegs in der abgelaufenen Woche gut.
Doch es kam anders: Der DAX gab einen Teil der in den ersten Tagen des Jahres erzielten Kursgewinne wieder ab. Ursache dafür war vor allem eine Zurückhaltung der Anleger im Vorfeld der langsam in Gang kommenden Quartalssaison an der Wall Street.
EZB erteilt weiteren Zinssenkungen eine Absage
Für vorübergehende Freude an den Börsen sorgte am Donnerstag eine überraschend optimistische Einschätzung der aktuellen Lage durch EZB-Chef Mario Draghi. Wie erwartet änderte die Europäische Zentralbank den Leitzins nicht und ließ auch die Geldpolitik insgesamt weitgehend unverändert. Überraschend war, dass keines der Zentralbankratsmitglieder eine baldige Leitzinssenkung forderte, was vor allem dem Euro Auftrieb gab. Allerdings sei die Eurokrise nach Aussage von Draghi noch längst nicht gelöst und die EZB werde daher an den außergewöhnlichen Maßnahmen zur Marktstabilisierung auf lange Sicht festhalten. Immerhin rechnet Draghi jedoch im Jahresverlauf mit einer konjunkturellen Belebung in der Eurozone, wenn auch auf gemäßigtem Niveau. Zudem habe sich das Marktvertrauen signifikant verbessert, was sich auch in den gesunkenen Renditen bei den Anleihen der Krisenländer widerspiegele. Diese positiven Aussagen wurden durch die jüngsten Auktionen spanischer und italienischer Anleihen bestätigt. Beide Länder konnten ihre Papiere zu deutlich niedrigeren Zinsen an den Mann bringen als zuletzt.
Gute Konjunkturdaten aus China
Aber es war nicht die EZB-Sitzung allein, auch gute Konjunkturdaten aus China hatten die Börsen zuvor zeitweise beflügelt. Die Exporte aus dem Reich der Mitte waren im Dezember deutlich stärker gestiegen als erwartet. Der Start in die neue Quartalssaison in den USA war ebenfalls positiv: Der Aluminiumgigant Alcoa meldete einen deutliche höheren Umsatz als erwartet und der Agrarkonzern Monsanto erhöhte sogar die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr. Trotzdem ist anscheinend die Furcht vieler Anleger groß, der durch den Anstieg in den letzten Monaten in den Kursen enthaltene Optimismus sei übertrieben. Die Quartalszahlen könnten daher für Ernüchterung sorgen – so die Befürchtung.
Fazit
Dem DAX fehlt bislang die Kraft, nach oben auszubrechen. Das gilt auch für die Wall Street, wo man sich derzeit lieber zurückhält. Möglicherweise wird sich diese Hängepartie fortsetzen, bis bei den Quartalszahlen eine Trendrichtung erkennbar ist. Eine Konsolidierung ist aber kein Beinbruch. Solange sich der DAX über 7.400 Punkten hält, ist der Aufwärtstrend intakt.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.