DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Gibt es eine Sommerrallye?

11.07.11 11:43 Uhr

DAX: Gibt es eine Sommerrallye? | finanzen.net

Kaum ist die eine Baustelle halbwegs bearbeitet, tut sich schon die nächste auf.

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Die Rating-Agentur Moody´s hat sich Portugal vorgeknöpft und das Land trotz aller Sparanstrengungen auf Ramschniveau herabgestuft. Die Anleihekurse portugiesischer Bonds stürzten ab. Droht im äußersten Westen Europas gar ein zweites Griechenland? Die Politik reagiert bestürzt und hilflos, denn eigentlich verkündete Moody´s nichts, was man nicht sowieso schon wusste.

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Rating-Agenturen abschaffen ist auch keine Lösung

Das Draufschlagen auf die Rating-Agenturen ließ nicht lange auf sich warten. Diese bekannten Reflexe der Politik waren zu erwarten. So wird der Überbringer der schlechten Nachricht in Haftung genommen, statt sich den wahren Ursachen zu widmen. Allerdings stellt sich schon die Frage, warum Moody´s ausgerechnet jetzt, als das Thema Griechenland aus den Schlagzeilen verschwand und der IWF Portugal gute Fortschritte bescheinigte, mit der drastischen Herabstufung gleich um vier Noten kam. Warum die USA, die nach derzeitigem Stand der Dinge Anfang August insolvent sind, nicht ebenso heruntergestuft werden, weiß niemand. Auch nicht, warum in der Bild-Zeitung noch nicht die Schlagzeile stand, „Amis zerstören Euro“. Die immer noch sehr große Bedeutung der Rating-Agenturen, die bekanntlich in der Finanzkrise nur durch kollektives Totalversagen auffielen, ist insofern erstaunlich. Schuld sind jedoch auch die Politiker in Europa, die nach wie vor nur auf Zeitgewinn aus sind und immer noch kein Konzept dafür haben, wie die Währungsunion auf Dauer funktionieren soll.

EZB erhöht die Zinsen

Keine Überraschungen gab es von der Europäischen Zentralbank, die wie erwartet die Leitzinsen ein weiteres Mal um 0,25 Prozentpunkte auf jetzt 1,50 Prozent erhöhte. Auf der Pressekonferenz begründete EZB-Chef Trichet den Zinsschritt mit Inflationsrisiken, die eine Anpassung der Geldpolitik rechtfertigten. Eine weitere Zinserhöhung scheint allerdings erst einmal nicht mehr anzustehen, da Trichet auf der Pressekonferenz nicht mehr von einer starken Wachsamkeit („strong vigilance“) der EZB sprach. In Sachen Schuldenkrise ermahnte der Notenbankchef die Länder des Euroraums, ihre Verschuldung in den Griff zu bekommen. Einen selektiven Konkurs eines Landes schloss er jedoch aus. Alles in allem also keine bahnbrechenden Neuheiten.

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Neue Einflussfaktoren gesucht

Kein Wunder also, dass die Anleger neue Einflussfaktoren herbeisehnen. Die in der nächsten Woche beginnende US-Quartalssaison ist ein solcher Faktor, der bedeutsam genug ist, um dem Markt neue Impulse zu verleihen. Die Erwartungen an die US-Unternehmen waren zuletzt gedämpft, weil es eine Reihe schwächerer US-Konjunkturdaten gab. Das Hauptproblem in den USA ist nach wie vor der schwache Arbeitsmarkt, der den privaten Konsum ebenso wie den US-Immobilienmarkt bremst. Die Unternehmen jedoch stehen zumeist gut da, wie die vergangene Quartalssaison gezeigt hat, als die Schätzungen der Analysten oft übertroffen wurden. Für das zweite Quartal erwarten die Analysten im Schnitt ein Gewinnplus von 13 Prozent für die Unternehmen des S&P-500 Index.

DAX vor Sommerrallye?

Die positiven News haben den DAX in der vergangenen Woche weiter nach oben bis zum Widerstand bei 7.500 Punkten getrieben. Allerdings machten äußerst schwache US-Arbeitsmarktdaten am Freitag der Freude ein Ende und an den Börsen ging es wieder kräftig nach unten. Auch der DAX fiel deutlich zurück. Es bräuchte schon besonders gute Quartalszahlen der Unternehmen, um dem Aktienmarkt weiteren Auftrieb zu geben. Eine Sommerrallye ist aber immer noch möglich.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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