DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Geht es nun weiter bis 7.000 Punkte?

29.03.10 08:48 Uhr

DAX: Geht es nun weiter bis 7.000 Punkte? | finanzen.net

Nicht nur die Natur, auch der DAX scheint vom Eise befreit.

Der Index stieg über das bisherige Jahreshoch auf den höchsten Stand seit September 2008. Grund dafür ist eine Serie von guten Konjunkturdaten aus Deutschland, den USA, Großbritannien und anderen Ländern. Der weltweite Wirtschaftsaufschwung ist offenbar intakt und das ließ die Börsen in vielen Ländern steigen.

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Bundeskanzlerin setzt sich durch

Zudem wurden die Sorgen um Griechenland und die ausufernden Staatsdefizite in anderen Ländern beiseitegeschoben, nachdem die „Eiserne Lady“ aus Deutschland zugestand, im absoluten Notfall Griechenland unterstützen zu wollen. Genauer gesagt würden das die Steuerzahler in Deutschland und in anderen EU-Ländern tun. Die Mittel von Frau Merkel reichen dafür wohl nicht aus. Erst einmal soll aber der IWF eingeschaltet werden. Schmeckte das noch vor wenigen Tagen weder den anderen Regierungschefs in Europa noch den Börsianern, so wird dieses Konzept nun anscheinend auch an der Börse goutiert. Motto: Hauptsache die Unsicherheit ist weg. Im allgemeinen Optimismus sorgte es auch nur kurzfristig für Irritation, dass das US-Finanzministerium in der letzten Woche Schwierigkeiten hatte, neue Anleihen an den Mann zu bringen. Egal: Zusammenbrechende Staatshaushalte sind die Katastrophe der Zukunft und interessieren heute erst einmal nicht.

Ifo-Index mit positivem Paukenschlag

Der ifo-Geschäftsklimaindex war dagegen ein echter Lichtblick. Der Rückschlag im Februar erwies sich als witterungsbedingter Ausrutscher nach unten und im März setzte sich die Stimmungsverbesserung beschleunigt fort. Dazu kamen ein paar gute Meldungen von deutschen Aktien aus der zweiten Reihe, darunter Hochtief und Vossloh. Der Aufschwung ist also da. Allerdings muss man immer die Frage stellen: Ist er in den Kursen schon drin oder nicht? Das aber lässt sich nur für jede Aktie im Einzelnen beantworten. Schon fabulieren manche nach dem Kursanstieg der letzten Wochen von einem DAX bei 7.000 Punkten bereits zur Jahresmitte. Möglich ist das, wie an der Börse alles möglich ist. Fundamental gerechtfertigt wäre es aber nicht, denn die deutsche Wirtschaft und die Weltwirtschaft sind weit von der Boomphase entfernt, die 2007 herrschte, als der DAX das letzte Mal über 7.000 Punkte stieg.

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Deutsche Aktien mit Nachholbedarf

Charttechnisch dürfte der Aufwärtsdruck beim DAX nach dem Anstieg über 6.100 Punkte erst einmal anhalten. Nicht zuletzt hat das deutsche Börsenbarometer aufgrund der Griechenlandmisere Nachholbedarf gegenüber den Aktienindizes aus den USA, Großbritannien und der Schweiz, die längst auf neue Jahreshoch gestiegen sind. Der Kursanstieg erfolgte in den letzten Tagen auf breiter Basis. Fast alle Aktien im DAX legten zu. Einige Titel, wie z.B. Siemens, stiegen auf den höchsten Stand seit September 2008.

Warnsignal aus China? Bemerkenswert ist aber, dass die Börsen in China und in einigen seiner Nachbarländer wie Hongkong, Taiwan, Südkorea und Vietnam den Kursanstieg der letzten Wochen nicht mit machten. Zur Wochenmitte sorgten einige schlechte Zahlen von chinesischen Unternehmen für Kursverluste in ganz Asien. Das hat sich zum Wochenausklang zwar wieder geändert, aber die relativ schwache Kursentwicklung in China ist dennoch ein Warnsignal, auch für den deutschen Aktienmarkt. Zudem liegen die charttechnischen Indikatoren im überkauften Bereich. Korrekturen sind da durchaus möglich.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.