DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Geht es noch weiter abwärts?

14.03.11 08:40 Uhr

DAX: Geht es noch weiter abwärts? | finanzen.net

Erstaunlich lange war es ruhig geworden um die Schuldenkrise in manchen Euro-Staaten.

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Damit ist es nun allerdings vorbei. Erst hat die US-Ratingagentur Moody´s die Kreditwürdigkeit Griechenlands weiter herabgesetzt – gleich um drei Bonitätsstufen auf Ramschniveau – dann knöpfte sich Moody´s Spanien vor. Die Märkte reagierten nervös, aber nicht panisch.

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Griechenland weniger kreditwürdig als Ägypten

Die nach wie vor ungelöste Schuldenproblematik Griechenlands ist unzweifelhaft ein großes Problem. Obwohl das Land unter dem Euro-Rettungsschirm geschlüpft ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer Staatspleite immer noch sehr groß. Die öffentliche Verschuldung 2012 dürfte bei über 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen. Die sich immer weiter verschlechternden Refinanzierungsbedingungen sind dramatisch: Während 2010 rund sechs Prozent des BIPs benötigt wurden, um die laufenden Zinsen zu bedienen, dürfte diese Relation 2011 auf rund siebeneinhalb Prozent ansteigen. Es wird immer deutlicher, dass Griechenland von seinem Schuldenberg ohne eine Umschuldung nicht herunterkommen wird. Das ist auch der Grund, warum Moody´s das Land inzwischen als weniger kreditwürdig einstuft als Ägypten. Eine echte Überraschung ist die Herabstufung jedoch nicht, schon früher haben wir im DaxVestor über einen Schuldenschnitt bei Griechenland diskutiert. Als dann Moody´s am Donnerstag auch Spanien um eine Bonitätsnote herabstufte, war dies der nächste Tiefschlag für die Eurozone. Spanien steht jedoch ungleich besser da als Griechenland. Die Staatsverschuldung liegt bei 64 Prozent des BIPs und damit niedriger als in Deutschland. Während in Griechenland eine Vielzahl von Problemen, Korruption und Vetternwirtschaft das Land in die ausweglose Lage manövriert hat, ist es in Spanien vor allem die Bankenkrise, die das Defizit verursacht. Die Regierung in Madrid bezifferte den Rekapitalisierungsbedarf der Banken mit rund 20 Milliarden Euro, während Moody´s mit 40 bis 50 Milliarden Euro Kapitalbedarf rechnet.

Wann sind die USA an der Reihe?

Ich will Sie nun nicht mit Verschwörungstheorien langweilen, aber dass Moody´s ausgerechnet zu dem Zeitpunkt mit Downgrades von Euroländern aktiv wird, an dem der weltgrößte Anleiheinvestor Pimco bekannt gab, dass er sich von sämtlichen US-Staatsanleihen getrennt hat, ist schon etwas seltsam. Es ist ja nicht so, dass die Missstände in Griechenland und Spanien nun völlig neu wären. Im Gegenteil. Die einigermaßen moderate Reaktion der Märkte zeigt, dass Moody´s nicht wirklich neue Fakten präsentiert hat. Im Vergleich zu den USA nimmt sich die Schuldensituation der Euroländer eher bescheiden aus.

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US-Bondmarkt vor Absturz?

Die Allianz-Tochter Pimco, die einen Fonds im Volumen von 237 Milliarden USD verwaltet, rechnet im Sommer mit einem Absturz des US-Rentenmarktes. Pimco-Chef Bill Gross vergleicht die Anleihekäufe der US-Notenbank Fed mit einem Schneeballsystem. Im Juni soll das Aufkaufprogramm der Fed auslaufen. Nach Meinung von Gross werde sich kein „Leichtgläubiger“ mehr finden, der im Glauben an eine Rückzahlung noch US-Staatsanleihen kaufen wird. Es gibt allerdings auch Experten, die Pimcos Entscheidung für übertrieben halten. Die Analysten der Société Générale etwa erwarten nach Einstellung der Anleihekäufe der Fed im Sommer nicht zwangsläufig einen scharfen Renditeanstieg. Die Fed habe auf dem Höhepunkt der Finanzkrise noch weitaus größere Summen in die Rentenmärkte gepumpt, indem sie notleidende Hypothekenkredite abkaufte, so die Analysten. Nach Ende dieses Notprogramms seien die Renditen weiter gesunken. Wer hat also recht? Ich rechne eher damit, dass es für die USA schwieriger wird, Staatsanleihen bzw. Anleihen öffentlicher Emittenten an den Mann zu bringen. Alles andere als ein Renditeanstieg würde mich überraschen. Ob es allerdings zu einem Crash kommen wird oder einem allmählichen Renditeanstieg ist nach meiner Meinung derzeit völlig offen.

DAX vor Test der 7.000 Punkte

Die neuen Meldungen um die Herabstufung Griechenlands und Spaniens haben die Märkte zwar belastet, die Krise in Libyen und der hohe Ölpreis haben einen mindestens genauso großen Anteil am Kursrückgang. Dazu kam am Freitag noch das verheerende Erdbeben in Japan. Das war zu viel für die Börsen. Der DAX fiel unter die 7.000-Punkte-Marke, allerdings nur knapp. Sollten die 7.000 Punkte signifikant durchbrochen werden, ist aus charttechnischer Sicht eine tiefergehende Korrektur bis zum Support bei 6.650 Punkten möglich. Spätestens dann sollten die Märkte jedoch wieder nach oben tendieren, denn das fundamentale Umfeld ist nicht so schlecht, wie man es mancherorts liest und hört.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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